Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Zwischenhändler aufzutreten, ohne etwas dafür zu verlangen. Dafür sind Angie und ich ihm sehr dankbar.«
Luke war sich darüber im Klaren, dass sie wusste, dass ihm bekannt war, wie schlecht es momentan um ihre finanzielle Situation bestellt war, und dass er ein heikles Thema angesprochen hatte, indem er Conrad erwähnt hatte. Ebenso wie ziemlich viele Leute im Valley vertraute er dem Mann nicht, aber wenn er schlecht über Walt sprach, würde Carla ihn und seine Frau nur noch stärker verteidigen. »Ich hoffe, alles klappt so, wie du es dir vorgestellt hast.«
»Wirklich?«, fragte Carla mit erhobener Augenbraue.
»Ja.« Und das meinte er auch so. Er freute sich, dass Sundown Crossing erfolgreich war, egal, was Großvater davon hielt.
Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, als die Bedienung ihre Vorspeisenteller abräumte und nach einer Weile den Hauptgang brachte.
»Ich habe gehört, dass dein Sohn gut Rugby spielt.«
Dieses Thema sagte ihr mehr zu. »Wer hat dir das denn erzählt? Ich gebe zu, dass ich etwas voreingenommen bin, aber Sam ist wirklich sehr gut in Rugby, er gibt sich sehr viel Mühe.«
»Verne, sein Trainer hat mir das gesagt. Wir kennen uns schon lange. Er ist Mitglied des örtlichen Schützenvereins. Ich bin Pistolenschütze und übe dort zweimal pro Monat.«
»Schießen? Ist das nicht ein etwas ungewöhnliches Hobby?«
Er zuckte die Schultern. »Ich bin ein durchschnittlicher Schütze, aber es ist äußerst entspannend, genau wie Golf. Man spielt gegen andere und gleichzeitig gegen sich selbst, gegen seine Schwächen.« Er versank ein paar Sekunden in ihren blauen Augen. »Was machst du denn gerne in deiner Freizeit?«
»Zunächst einmal würde ich gerne ein wenig freie Zeit haben«, antwortete sie lakonisch. »Manchmal hat der Tag nicht genug Stunden. Ich arbeite für Paul, muss mich um Sam kümmern, möchte lernen, wie man eine gute Winzerin wird - dafür brauche ich eine Menge Zeit. In Neuseeland habe ich Skilanglauf gemacht, bevor Sam geboren wurde und … und Derek gestorben ist.«
»Es war sehr schwer für dich, Carla, ich verstehe das.«
Ihre blauen Augen musterten ihn fragend. »Wirklich?«
»So viel, wie ein Mann verstehen kann, der im Gegensatz zu dir ein relatives leichtes Leben gehabt hat. Silberlöffel, ausgezeichnete Schulbildung, all das, was gut war, habe ich bekommen.«
»Dad hat oft gesagt, dass schlechte Zeiten den Charakter formen.« Ein wehmütiges Lächeln huschte über ihr Gesicht.
»Er hat recht gehabt. Rolfe hat wirklich schwere Zeiten durchgemacht.« Er hätte noch hinzufügen können, dank des harten Urteils seines Vaters , ließ es jedoch bleiben. Das war auch nicht notwendig, denn ihr Gesichtsausdruck, der oft verschlossen und misstrauisch war, wenn sie mit ihm zusammen war, war jetzt offen und klar. Sie hatten nun zu Ende gegessen, und er fragte: »Hast du noch Platz für Nachtisch?«
Sie gluckste. »Wenn du die Rechnung bezahlst, ja.«
Natürlich würde Luke zahlen, schließlich hatte er sie ja eingeladen. Er machte der Bedienung ein Zeichen, noch
einmal die Speisekarte zu bringen. Die beiden entschieden sich für einen süßen Dattelpudding.
»Wir haben fast einen Rekord geschafft: Wir haben über eine Stunde miteinander geredet, ohne uns zu streiten«, alberte Luke. »Das ist doch ein gutes Zeichen, oder nicht?«
»Es ist erstaunlich, was man alles erreichen kann, wenn man es nur versucht«, scherzte sie und lächelte, um den Sarkasmus etwas abzumildern.
Er legte kurz seine Hand auf die ihre, dann nahm er sie wieder weg. »Da hast du recht. Dann ist also nichts unmöglich, oder?«
In einer Ecke des Park-Restaurants, in der das Licht etwas gedämpfter war, saß Josh Aldrich. Er hatte das Restaurant nach Luke betreten, und nachdem er seinen Chef und Carla entdeckt hatte, sich auf einen Platz zurückgezogen, von dem aus er nicht gesehen wurde. Dieses ungewöhnliche Ereignis konnte er sich nicht entgehen lassen. Luke und Carla aßen zusammen zu Abend - und sie verstanden sich sogar! Was dachte sich sein Chef bloß dabei oder... versuchte er etwa eine neue Strategie bei ihr?
Fasziniert und gleichzeitig abgestoßen, dass sie hier anwesend waren, hatte Josh weder sein Essen geschmeckt noch die Tatsache, dass er zu weit entfernt war, um mitzukriegen, über was die beiden sich unterhielten. Doch die Körpersprache, besonders Lukes, war ziemlich leicht zu verstehen. Carlas konzentrierter Gesichtsausdruck, die Art und Weise, wie sie sich nach
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