Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Begriff er denn nicht, dass sie kein Geld hatten, weil sie bereits ein Darlehen hatten, das zurückgezahlt werden musste?
»Nicht gerade ein Darlehen, Carla«, mischte sich Frances ein. »Walt und ich betrachten es mehr als Investition in Sundown Crossing. Wir würden erwarten, dass unsere Geldspritze uns zu einer Teilhaberschaft an eurem Weingut berechtigt. Das ist das, was Walt braucht, versteht ihr? Ein Weingut, an dem er sich beteiligen kann, aber für das er nicht die alleinige Verantwortung tragen muss.«
»Angie und ich haben schon über einen Teilhaber nachgedacht. Paul van Leeson wäre unsere erste Wahl, aber wir haben uns dagegen entschieden. Und obwohl nur mein Name auf der Grundstücksurkunde steht, habe ich bereits einen stillen Partner, und das ist Angie.« Carla fixierte die beiden Conrads, ehe sie fortfuhr. »Sie hat ihr Kapital in das Weingut investiert, und jeder von uns erhält fünfzig Prozent vom Gewinn.«
Walts Mund verzog sich zu einer verärgerten Linie. »Meine Liebe, hast du denn eine Wahl in dieser Angelegenheit?« Er kniff die Augen zusammen und fügte hinzu: »Oder hast du das Vertrauen in mich und Frances verloren, weil die Ladung ruiniert ist?«
»Walt, du bist sehr offen zu mir, daher möchte ich ebenso offen antworten. Ich bin nicht scharf darauf, dass sich irgendjemand finanziell an meinem Weingut beteiligt.« Sie lächelte ihre Teilhaberin an. »Angie und ich kommen gut miteinander zurecht, und wenn wir eine dritte Person hereinnehmen würden, könnte dadurch das Gleichgewicht gestört werden. Obwohl ich dein Angebot sehr zu schätzen weiß, muss ich ablehnen.«
»Wie wollt ihr denn deiner Meinung nach überleben?«, fragte Frances verärgert. »Ihr könnt von Glück sprechen, wenn die Bank euer Darlehen verlängert. Dieser Basil Coulthard ist ein gemeiner Kerl.« Sie nickte ihrem Mann vielsagend zu. »Das wissen wir genau.«
Carla stimmte Frances im Stillen zu. »Seine Bank ist ja nicht die einzige im Barossa Valley.«
»Vielleicht nicht«, räumte Walt ein. »Aber bist du dir darüber im Klaren, dass die Stenmarks Coulthard in der Hand haben? Es geht das Gerücht, dass er Luke Michaels Informationen über interessante Darlehen weitergibt«, sagte er und hob warnend den Finger. »Glaub bloß nicht, dass du deine finanziellen Probleme geheim halten kannst. Im Valley verbreiten sich gute Nachrichten schnell und schlechte noch schneller. Und der alte Carl wartet nur darauf, dass dir so etwas widerfährt. Ich kenne sein Verhalten. Sobald er herausfindet, dass du nicht mehr liquide bist, wird er dich fertigmachen.«
»Wir sind uns dessen bewusst, Walt. Auch du hast dazu beigetragen, Rhein-Schloss die nötige Munition zu liefern«, sagte Angie ohne einen Anflug von Boshaftigkeit.
Abrupt stand Walt auf, und sein Stuhl schrammte über den Holzboden. Sein heller Teint wurde dunkelrot vor Zorn darüber, dass Carla seinen Vorschlag nicht zutiefst
dankbar angenommen hatte. »Ich bin in bester Absicht hierhergekommen, obwohl ich, rechtlich gesehen, Sundown Crossing nichts schuldig bin. Ihr beide seid noch zu geschockt, um den Vorschlag logisch zu durchdenken. Das verstehe ich.« Er machte Frances eine Geste, aufzustehen. »Denkt einfach noch einmal über mein Angebot nach - ich möchte euch wirklich helfen - und lasst mich wissen, wie ihr euch entschieden habt.«
Carla stand kurz davor, ihm deutlich zu sagen, wohin er sich sein Angebot stecken konnte, aber sie wechselte einen Blick mit Angie, die leicht ihren Kopf schüttelte. Carla verstand sofort. Warum sollte sie auch vorher schon sämtliche Brücken hinter sich abbrechen? Vielleicht war sein Angebot das einzige, was sie bekommen würden. »Das tun wir, Walt«, versprach sie steif, während sie die beiden zur Tür begleitete.
Sobald die Conrads weg waren und Carla Sam ins Bett gebracht hatte, setzten sie und Angie sich aufs Sofa und begannen zu reden.
»Was hältst du davon?«, fragte Carla.
»Mein Bauchgefühl?«, fragte Angie und verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht recht. Sie scheinen es ja gut zu meinen, aber … für sie passt alles so herrlich, findest du nicht? Die Lieferung ist zerstört. Plötzlich finden sie finanzielle Mittel, um uns über Wasser zu halten, und Frances unterbreitet uns mit unschuldiger Miene, dass Walt an unserem Weingut interessiert ist.« Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ich brauche niemanden, der Zugang zu allem hat und uns sagt, wie man ein Weingut führt. Rolfe hat mir freie Hand mit
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