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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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zugewiesenen Plätze setzten, bemerkte Carl, dass noch ein Platz noch frei war. »Wo ist Lisel?«
    »Sie sitzt in ihrem Zimmer und schmollt«, erwiderte Greta und nahm an, dass das der Wahrheit entsprach, »weil ich ihr erzählt habe, dass Carla und Sam zum Abendessen kommen.«
    Carls glückliche Miene wurde plötzlich ernst, und seine Augen wurden hart. »Ist sie krank?« Greta schüttelte den Kopf, woraufhin er sich an seinen Enkel wandte. »Luke, geh und hol sie. Lisel gehört zur Familie, und sie wird zusammen mit der Familie essen.«
    »Großvater, das Abendessen verläuft bestimmt angenehmer,
wenn Lisel nicht da ist«, entgegnete Luke, und alle wussten, dass das der Wahrheit entsprach. Carl war jedoch unerbittlich. »Geh jetzt und hol sie.« Und während Luke auf die Tür zuging, die zum Flur führte, fügte er hinzu: »Lisel vergisst manchmal, in wessen Haus sie lebt. Solange sie hier wohnt, wird sie sich an meine Regeln halten oder...« Der Satz blieb unbeendet, aber jeder am Tisch wusste, was er sagen wollte. Er verlor kein Wort mehr über seine schwierige Tochter und wandte sich Sam zu. »Sag mir, Sam«, sagte er mit sanfter Stimme, »wie steht’s mit dem Rugby?«
    »Mein Team steht an erster Stelle, Sir«, sagte Sam stolz und grinste den alten Mann an.
    »Gut.« Das Familienoberhaupt wandte sich an Greta. »Wir sind bestimmt alle hungrig. Wir werden nicht auf Luke und Lisel warten. Sag Margit bitte, dass sie die Suppe auftragen soll, Greta.«
    »Ja, Papa.«
    Als Luke endlich mit der widerspenstigen, mürrisch dreinblickenden Lisel auftauchte, waren die anderen mit dem ersten Gang fast fertig. Lisel weigerte sich, die Suppe anzurühren, nachdem sie sich gesetzt hatte, und starrte abwechselnd giftig Carla, ihren Vater und das Geschirr auf dem Tisch an, ohne sich an der Unterhaltung zu beteiligen. In ihrer hochmütigen Art strahlte sie eine gewisse Eleganz aus. Sie trug ein schwarzes Wollkleid mit Rollkragen. Die Schlichtheit des Kleides wurde durch die Perlenkette an ihrem Hals noch betont.
    Wie immer drehte sich das Gespräch um die Reben und die Weinherstellung.
    »Carla, da du im letzten Jahr so viel Pech mit der Ernte hattest - ist es denn möglich, das Weingut weiterhin zu bewirtschaften?« John stellte die Frage, auf die so viele Leute im Valley eine Antwort haben wollten.

    »Ich denke schon«, war ihre prompte Antwort. »Wir werden noch etwas Geld von der Versicherung bekommen, und ich hätte einen Interessenten, der gerne als stiller Teilhaber einsteigen möchte. Ich würde es jedoch vorziehen, mein Darlehen zu verlängern, falls die Bank zustimmt.«
    »Die Bank hat sicher nichts dagegen«, sagte Carl gelassen mit einem mysteriösen Zwinkern in den Augen. »In der Vergangenheit war ich dein schärfster Kritiker, aber was du in so kurzer Zeit erreicht hast, verdient meinen Respekt. Du und deine Winzerin verdient die Chance auf Erfolg.«
    Carla war erstaunt, dass ihr Großvater ein solches Eingeständnis machte. »Wir werden auf jeden Fall Erfolg haben«, antwortete sie, und in ihrem Tonfall lag eiserne Entschlossenheit.
    Als sie die Worte ihres Vaters hörte, warf Lisel Messer und Gabel scheppernd auf ihren Teller. »Papa, ich glaube einfach nicht, was ich da höre. Was wird hier gespielt? Noch vor kurzem wollten alle hier«, ihr Blick schweifte über die Familie, »sie einstimmig loswerden. Jetzt wird sie von allen mit offenen Armen willkommen geheißen.« Sie gab einen missbilligenden Schnalzlaut von sich. »Ihr macht mich alle krank.«
    »Lisel, du verstehst das offenbar nicht. Wir wissen jetzt Dinge, die zuvor im Dunkeln gelegen haben«, versuchte Greta ihr geduldig zu erklären.
    »Was für ein Blödsinn! Ihr habt euch in die Irre führen lassen, weil sie Mutter so ähnlich sieht.« Vorwurfsvoll zeigte sie mit dem Finger auf ihre Nichte. »Könnt ihr denn nicht sehen, was sie vorhat? Sie schleicht sich in die Familie ein, um sich zu bereichern. Alles, was sie interessiert, ist das Geld von Rhein-Schloss und das Ansehen der Stenmarks.«
    Empört über Lisels Anschuldigung, erwiderte Carla:
»Das stimmt absolut nicht.« Schützend legte sie den Arm um Sam, so als müsse sie ihn vor Lisels Bösartigkeit schützen. »Es gibt nur eines, das ich seit jeher von der Stenmark-Familie haben möchte - und das ist die Chance, Mitglied einer liebevollen Familie zu sein und Sam damit einige Verwandte zu geben, unter denen er heranwächst.«
    Lisel schnaubte spöttisch. »Du kannst vielleicht alle hier mit

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