Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Carla und Paul saßen auf dem Sofa und hielten sich an den Händen. Sie beobachteten, wie nach und nach die Holzscheite im Kamin knisternd in Flammen aufgingen. Heute Abend hatten sie ihre Verlobung gefeiert. Kim hatte das Abendessen vorbereitet und serviert, und Paul hatte den Verlobungsring, den sie heute gemeinsam gekauft hatten, an Carlas Finger gesteckt.
Carla lächelte, während sie in die Flammen starrte. Sie lächelte ständig, seit sie und Paul ihre Gefühle füreinander gestanden hatten. Auch Sam freute sich, dass die beiden verlobt waren. Er mochte Paul sehr, abgesehen davon, dass sie sich beide für dieselben Dinge interessierten. Zum Beispiel für Rugby, Wandern im Buschland und die Geschichte der Wikinger. Aber am meisten freute er sich darüber, wieder einen Vater zu haben. Morgen würde sie nach Stenhaus fahren und ihrem Großvater und Greta von der Verlobung berichten. Sie würden bestimmt enttäuscht sein, weil aus ihr und Luke nichts geworden war, aber die Liebe war halt unberechenbar.
»Die Polizei hat Josh Aldrich heute nach Nuriootpa überführt, um ihn zu befragen. Sein Alibi war nicht hiebund stichfest. Die Schlägerei, in die er verwickelt war, fing nämlich erst an, nachdem der Brand gelegt war. Ich denke, es ist nur noch eine reine Formalität, ihn wegen Brandstiftung anzuklagen«, sagte Paul und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
»Ich weiß, Angie hat es mir schon erzählt.« Es war nach wie vor unvorstellbar für sie, dass Josh Aldrich nicht nur
Sundown Crossing zerstören, sondern gleichzeitig auch noch sie, Sam und die Loongs töten wollte. Es war schwer zu glauben, dass jemand derart bösartig sein konnte. Sie versuchte, diese finsteren Gedanken zu verdrängen. Damit wollte sie sich später befassen, wenn der Schock nicht mehr so frisch war. »Offensichtlich reden alle in der Stadt darüber und wollen wissen, was ich mit Sundown Crossing machen werde. Die meisten Leute denken, ich werde verkaufen, weil auf dem Land ein Fluch lastet.«
»Ein Fluch? Das ist doch lächerlich!« Paul sah sie fragend an. »Hast du denn schon Pläne, ob - und wenn ja, was du und Angie mit dem Weingut anstellen werdet? Angie sagte, dass der Wein bis zum Ende der Woche in Flaschen abgefüllt wird. Was ist danach?«
»Ja, ich habe ein paar Ideen.« Sie sah ihn von der Seite an. Sie liebte sein maskulines Profil. »Ich habe ein ziemlich hochgestecktes Ziel und würde gerne deine Meinung dazu hören.«
Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Schieß los.«
»Angie, Sam und ich haben schon so viel erreicht, dass wir jetzt nicht einfach alles im Stich lassen können. Das Weingut war der Traum meines Vaters. Der Versicherungsmakler hat mir mitgeteilt, dass das Geld, das wir von der Versicherung bekommen, ausreicht, um das Weingut wieder aufzubauen. Ich habe mir Folgendes vorgestellt …« Sie kramte ein zusammengefaltetes Stück Papier aus ihrer Jeanstasche und breitete es auf dem Tisch aus, damit er es sich ansehen konnte.
Die Zeichnung stellte den Grundriss eines gepflasterten Innenhofs dar und ein kleines Restaurant mit einem Bereich für Weinproben. An das Restaurant angebaut, war ein Cottage mit drei Schlafzimmern und einem Extrazimmer,
das als Büro dienen sollte. »Das ist natürlich eine Rohskizze«, entschuldigte sie sich. »Ich habe diesen Plan erst heute Nachmittag erstellt. Aber ich denke, er ist klar genug, um zu erkennen, was ich vorhabe. Die Loongs könnten das Restaurant führen, den Gewinn behalten und auf dem Grundstück leben. Und Angie und ich wären für den Weinverkauf und das Weingut verantwortlich.«
Paul hob die Zeichnung hoch, um sie näher betrachten zu können. »Du hast bereits alles geplant? Ich bin beeindruckt, Carla Hunter. Das ist ein vernünftiges Konzept.« Er schmunzelte und fügte amüsiert hinzu: »Wie ich feststelle, hat die Arbeit in einem Architekturbüro auf dich abgefärbt. In Zukunft werde ich dir alle Designarbeiten übertragen.«
»Dir gefällt die Idee?« Sie hielt den Atem an, während sie auf seine Antwort wartete, und erkannte plötzlich, wie wichtig es war, dass Paul ihrem Plan zustimmte. Das bedeutete nämlich, dass sie am selben Strang zogen.
»Ja, sie ist fantastisch. Ich nehme an, dass die beiden Schlafzimmer für Kim, Su Lee und Tran bestimmt sind und Angie auch eines bekommt?« Sie nickte wortlos. »Vielleicht solltest du daran denken, Angie einen größeren Raum zu entwerfen, eine Art
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