Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
sein, dich jedoch vom Barossa Valley fernzuhalten.« Als sie etwas einwenden wollte, hob er die Hand. »Hör einfach zu.«
In ein paar Sätzen erklärte ihr Luke seinen Vorschlag, und als er fertig war, sackte Lisel in sich zusammen und gab sich geschlagen. Hatte sie eine andere Wahl? Ihr Instinkt
sagte ihr, dass er das Angebot nur machte, weil die Wahrheit für ihren Vater unerträglich sein würde. Aber … das Valley, ihr Zuhause, ihren Zufluchtsort für immer zu verlassen, wie Rolfe es zwangsweise vor so langer Zeit getan hatte! Diese Ironie, die darin lag! Luke hatte seinen Vorschlag gründlich durchdacht, das musste sie ihm lassen. Finanziell brauchte sie sich keine Gedanken zu machen, und die Eröffnung einer Zweigstelle von Rhein-Schloss in Madrid, einer Stadt, die sie liebte, war auch ganz reizvoll. Wenn sie auch von vornherein wusste, dass sie da gewiss nicht oft sein würde.
Luke bohrte nach. »Nun? Bist du damit einverstanden, Lisel?«
Sie warf den Kopf in den Nacken und funkelte ihn böse an. »Ich habe ja wohl kaum eine andere Wahl. Also gut.« Tief in ihrem Innern wusste sie jedoch, dass sie glimpflicher davongekommen war, als sie es verdient hatte. Wenn die Polizei sie beschuldigt hätte, wäre sie garantiert im Gefängnis gelandet. Dennoch empfand sie Luke gegenüber keinerlei Dankbarkeit. Es würde ihm recht geschehen, wenn die starke Carla, die noch dazu ihre Nichte war, ihn eines Tages auf Rhein-Schloss verdrängen würde. Sie lächelte fast, als sie daran dachte. Wie interessant das werden würde! Leider wäre sie nicht dabei, wenn das geschah.
»Ich muss jetzt nach Adelaide fahren und mein Flugzeug erreichen, obwohl ich zuerst noch woanders hinfliege und nicht direkt nach Madrid«, sagte sie scharf. Sie klappte ihren Attachékoffer geräuschvoller zu als unbedingt notwendig. Das bedeutete, dass ihre Diskussion beendet war. Ohne sich von Luke zu verabschieden oder ihm einen letzten Blick zuzuwerfen, nahm sie den Koffer und rauschte stolz erhobenen Hauptes aus ihrem Büro.
Luke stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Es war
vorbei. Die Familie war sie los, sie und ihre gefährlichen Psychosen. Er fühlte sich nicht gut angesichts dessen, was er hatte tun müssen, obwohl es dringend notwendig gewesen war. Sein Großvater durfte niemals die Wahrheit erfahren. Zwar würde Josh, der ein widerlicher Feigling war, lang und breit ausposaunen, dass Lisel die Drahtzieherin gewesen war. Luke würde jedoch sein Bestes tun und seine gesellschaftliche Stellung in der Gemeinde nutzen, um derartige Anschuldigungen abzuschmettern. Er würde behaupten, dass das die Hirngespinste eines Mannes waren, der der gerechten Strafe zu entgehen versuchte. Und das Geld würde er als lange vorher ausgemachte Abfindung deklarieren.
Erschöpft ließ er seinen Blick über Lisels Büro streifen. So viel von ihrer Persönlichkeit beherrschte die Wände, die Möbel. Er fasste einen Entschluss. Morgen würde er alles aus dem Raum entfernen, die Wände neu streichen und einen neuen Teppich legen lassen. Danach würde er einen neuen Werbemanager einstellen.
Es war noch ziemlich frisch an diesem Vorfrühlingsabend, aber nicht zu kalt für eine Party unter freiem Himmel. Unzählige farbige Lichter und Laternen tauchten Stenhaus in helles Licht. Ein großes gestreiftes Festzelt war auf dem Rasen in der Nähe des Swimmingpools aufgebaut worden, und Tische und Stühle für fast zweihundertfünfzig Gäste standen überall am Pool und auf der Veranda. Es war Carla und Pauls offizielle Verlobungsfeier, und Gastgeber war Carl Stenmark, das Familienoberhaupt von Rhein-Schloss.
Carl beobachtete Sam, der mit einigen Kindern spielte, und ein Lächeln trat auf seine Lippen, als er den Blick über die festliche Gesellschaft schweifen ließ. Genauso war es
vor mehr als dreißig Jahren gewesen, als Kurt und Marta ihre Verlobung gefeiert hatten. Irgendwie wiederholte sich die Geschichte, aber er war zuversichtlich, dass die Beteiligten dieses Mal glücklicher werden würden. Niemals zuvor hatte Carla so strahlend ausgesehen. Das wischte seine Enttäuschung darüber, dass sie nicht Luke erwählt hatte, vollends beiseite. Luke lächelte zur Zeit selten, und Carl wusste, warum. Denn Carla war ein Juwel, das gewiss jeder Mann gerne gehabt hätte, vor allem sein Enkel. Doch Carl hatte ganz und gar nichts gegen Paul van Leeson einzuwenden. Paul war ein guter Mann und ein verdammt guter Architekt.
Sein Blick fiel auf Greta, die um die Gäste
Weitere Kostenlose Bücher