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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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herzustellen. In zwei Stunden würde er an Bord der RHMS Ellinis der Chandris Lines gehen, die nach Europa und England fuhr. Die Schiffspassage war preiswerter als ein Flug nach Europa, und er musste mit seinen Ersparnissen sorgsam umgehen. Er schaute sich in der möblierten, beengten Kabine mit der kleinen Küche und dem winzigen Badezimmer um. Sein Blick fiel auf einen Stapel Briefe, die er Marta in einem Zeitraum von über einem Jahr geschrieben hatte. Alle waren ungelesen zurückgeschickt worden. Der Zeitpunkt war gekommen, dass er sich mit Martas Lüge abfand. Es war sinnlos, die Briefe weiter mit sich herumzuschleppen. Er wollte sich nicht selbst bemitleiden und warf die Briefe entschlossen in die Mülltonne.

    Es war schwierig für ihn, sich an seinen neuen Nachnamen Kruger zu gewöhnen, aber alles in allem war die Änderung seines Namens durch Rechtserklärung vor einem Jahr, als er sich in Sydney niedergelassen hatte, ein kluger Schritt gewesen. Der Name Stenmark wurde in der Weinindustrie immer bekannter - die Leute stellten zu viele Fragen -, wie er in Griffith und im Hunter Valley herausgefunden hatte. Nach etlichen Telefonaten mit Greta hatte er sich damit abgefunden, dass Papa ihm wahrscheinlich niemals verzeihen würde. Dies trug zu seiner Entscheidung bei, in einem Land weit weg von Australien einen Neuanfang zu wagen.
    Er hatte aufgehört zu schreiben, weil er nicht richtig sehen konnte, und rieb seine Augen so lange, bis er wieder klar sehen konnte. Es war nicht einfach, die nächsten Worte zu Papier zu bringen, aber er kniff die Lippen zusammen und schrieb.
    Es war kaum vorstellbar, dass Kurt und Marta tot waren. Greta hatte ihm die schlechte Nachricht vor einer Woche telefonisch übermittelt. Aber es hatte ihn nicht weiter überrascht, dass sein Bruder und Marta bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Marta liebte schnelles Fahren, und Kurt hielt sich nie an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Nach Angaben der Polizei war der Mercedes-Sportwagen auf der Murray Street aus einer Kurve geschleudert worden und hatte sich ein paarmal überschlagen. Bei dem Unfall waren nicht nur Marta und Kurt auf der Stelle getötet worden, sondern auch Martas drei Monate alter Fötus. Ein trauriger Tag für die Stenmarks.
    Greta sagte, Papa sei untröstlich gewesen, voller Trauer, aber auch wütend... auf ihn, Rolfe. Obwohl das nicht viel Sinn machte. Er glaubte, dass Rolfe irgendwie dafür verantwortlich sei, was Marta und Kurt zugestoßen war.
Derartige Anschuldigungen waren unlogisch und entsprachen nicht Papas gesundem Menschenverstand, aber das war wohl egal. Er musste unbedingt irgendjemandem die Schuld in die Schuhe schieben. Und anstatt Kurts Leichtsinn zu rügen, machte er Rolfe für den Unfall verantwortlich!
    Rolfe war froh, Australien endlich zu verlassen. Nachdem Kurt und Marta tot waren und Papa ihm nach wie vor nicht verziehen hatte, hatte er dort nichts mehr verloren. Und das würde für alle Zukunft so bleiben. Es war für ihn am besten, weit fortzugehen, zu vergessen und die Ereignisse der letzten beiden Jahre hinter sich zu lassen …
     
    Mit tränenverschleiertem Blick sah Carla vom Tagebuch ihres Vaters auf. Sämtliche Teile des Puzzles - die Geschichte ihres Vaters als junger Mann - ergaben plötzlich einen Sinn. Sie wusste nun, was Rolfe getan hatte, warum er Australien verlassen hatte und nie zurückgekehrt war. Es war überaus tragisch, in so jungen Jahren seinem Schicksal überlassen zu werden. Ohne Familie und Freunde hatte er in einem fremden Land gelebt. Es war die Umkehr der Geschichte seiner Vorfahren. Die waren vom Rheintal ins Barossa Valley ausgewandert. Es war wenig verwunderlich, dass er so still und ernst geworden war. Sie blätterte ein paar Seiten weiter. Sie waren unbeschrieben, aber auf der letzten Seite des Tagebuchs stand ein vier Zeilen langer Eintrag.
     
     
    Italien, Frühling 1965
     
    Er lernte Italienisch und konnte in dieser Sprache schon einfache Unterhaltungen führen. Gestern hatte er in einer Taverne einen Mann kennengelernt, den Weinhersteller
Guido Bardolino. Sie hatten zusammen ein paar Gläser Wein getrunken. Guido bot ihm an, eine Saison auf seinem Weingut in Vicenza in der Nähe von Venedig zu arbeiten.
    Rolfe beschloss, den Job anzunehmen, weil er müde vom Herumreisen war und es satthatte, in muffigen Räumen zu schlafen und aus dem Koffer zu leben. Außerdem brauchte er dringend Geld. Und Guido sagte, dass er vier hübsche Töchter hätte, Lucia,

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