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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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Abend war sie durch die lange Reise, die Neugier, Krugerhoff zu sehen, und das Gewitter todmüde gewesen. Sie hatte jedoch nicht einschlafen können, weil ihr so viele Gedanken, Fragen und Möglichkeiten im Kopf herumgingen. Traurige Gedanken an ihren Vater, vermischt mit optimistischen, dass Krugerhoff vielleicht, vielleicht in ein gut gehendes Unternehmen verwandelt werden könnte. Carla wusste, dass damit eine Menge harter Arbeit und viel Geld verbunden waren. Außerdem war es ziemlich risikoreich. Was wäre, wenn es nicht funktionierte? Sie neigte nicht dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen, und betrachtete sich als mittelmäßig risikoreich, wenn es darum ging, etwas für sie Unbekanntes zu riskieren.
    Sie konnte jedoch nicht abstreiten, dass noch etwas anderes sie dazu veranlasste, Krugerhoff voranzutreiben: die Stenmark-Familie. Wenn sie sympathisch waren und eine Beziehung mit ihnen aufgebaut werden konnte, die für Sam nützlich war, würde sie sich wahrscheinlich leichter tun, nach Barossa zu ziehen.
    Als sie wieder nach draußen trat, blinzelte Carla ein paarmal, während sich ihre Augen an das helle Licht gewöhnten. Über dem hohen Gras und dem niedrigen Gebüsch konnte man in unmittelbarer Ferne die Rebstöcke deutlich erkennen, obwohl sich einige Jahre niemand darum gekümmert hatte und sie reichlich wild wuchsen. Es gab keine Ordnung, keine geraden Reihen; die Spaliere - wenn überhaupt noch welche standen - waren nicht zu sehen.
Es herrschte ein schier undurchdringliches Chaos, das bestimmt nur schwer zu beseitigen war.
    »Das ist ein gewaltiges Gestrüpp«, gab Angie zu, als sie den Ausdruck auf Carlas Gesicht sah. Die Hände in die Taschen ihrer Jeans gesteckt, stand sie neben ihrer Freundin und betrachtete die Rebstöcke.
    »Ich vermute, sie müssen alle ausgerissen werden und man«, Carla vermied an dieser Stelle das Wort ›wir‹, »müsste noch mal ganz von vorne anfangen.«
    »Nicht unbedingt. Es ist schwer, das zu beurteilen, ohne sie genau inspiziert zu haben. Von hier aus sehen die Rebstöcke recht gesund aus. Sie verlieren jetzt schnell ihre Blätter, weil Herbst ist. Während der Ruhephase könnte man sie zurückschneiden und die Spaliere wieder aufstellen.« Angie sah Carla von der Seite an. »Das heißt, wenn genügend Arbeitskräfte dafür zur Verfügung stehen. Falls keine Krankheiten lauern, bin ich zuversichtlich, dass die meisten Rebstöcke im Frühling wieder blühen und Früchte tragen werden.«
    Carlas Augenbrauen schossen nach oben. Sie starrte Angie an. »Wirklich? Bist du ganz sicher?«
    »Nun, ich würde nicht gerade mein Leben darauf wetten«, gestand Angie, »aber ich bin relativ sicher, dass Krugerhoff mit viel harter Arbeit bis zum nächsten Sommer eine Ernte hervorbringt.«
    »Erstaunlich...«
    Sam, der außer Sichtweite war, rief von der anderen Seite des Feldes: »Hey, Mum, ich habe den Fluss gefunden.«
    Angie grinste und tauschte mit Carla einen Blick. »Ich gehe. Du bleibst hier und schaust dir alles an.« Sie kannte Carla gut genug, um zu wissen, dass Rolfes Tochter gerne das Für und Wider abwog und dass sie, wenn sie sich dafür entschied, Krugerhoff zu behalten, eine erhebliche Verpflichtung
eingehen würde. Angie konnte aufgrund ihrer Erfahrungen das Potenzial besser einschätzen als Carla, und sie hatte das Gefühl, dass es sich lohnen würde, Krugerhoff zu modernisieren. Der Zeitpunkt konnte zudem nicht besser sein, denn das Geschäft im Valley boomte. Als Carlas enge Freundin wusste sie jedoch, dass sie vorsichtig sein musste und nicht allzu begeistert sein durfte. Carla sollte die Entscheidung, was mit Krugerhoff passieren sollte, ganz alleine treffen.
    Sie ging durch das wild wuchernde Gras auf eine Reihe hoher Büsche zu, die an den Fluss grenzten, und rief: »Wo bist du, Sam?«
    Von der Suche nach Sam abgelenkt, bemerkte Angie den Mann, der von der anderen Seite her auf Carla zumarschierte, erst, als sie eine männliche Stimme rufen hörte:
    »Dies ist Privateigentum, Lady. Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?«
    Angie drehte sich um und sah, dass Carla angriffslustig das Kinn reckte und sich versteifte. Sie ließ sich offenbar nicht verunsichern. Wer auch immer der Mann sein mochte - es war jedenfalls nicht der nette Architekt, der ihnen gestern geholfen hatte -, er würde sich warm anziehen müssen. Denn einen solch herrischen Ton schätzte Carla Hunter nicht im Geringsten. Angie grinste schadenfroh. Schließlich fand sie den

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