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Im Tal der Schmetterlinge

Titel: Im Tal der Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Anderson-Dargatz
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Zeitungsausschnitt heraus. »Das solltest du lesen!«
    »Was ist das?«
    »Unser Shivaree. Deine Mutter hat den Artikel verfasst und an die Zeitung geschickt, so wie sie über alle Neuigkeiten im Turtle Valley geschrieben hat.«
    »Was ist ein Shivaree?«, wollte Jeremy wissen.
    »Eine Art Party«, sagte ich.
    »Kann ich mal sehen?«, fragte er.
    »Ich lese ihn dir vor.«

    EINE FEIER FÜR DIE FRISCHVERMÄHLTEN
    Ein vergnügliches Beisammensein fand am Samstagabend statt, als sich eine große Zahl an Freunden und Verwandten, die im Turtle Valley wohnhaft sind, vor dem neuen Heim von Mr. und Mrs. Gustave Svensson versammelten. Die Feier kam für das junge Paar völlig überraschend, das erst kürzlich von ihrer Hochzeitsreise aus Vancouver zurückgekehrt war. Der Abend wurde in angenehmer Runde mit Gesang und alten Tänzen verbracht. Nach einer Stärkung bildeten die fröhlichen Gäste einen Kreis um Mr. und Mrs. Svensson und sangen »For They Are Jolly Good Fellows«.
    »Ja, Mom hatte mir davon erzählt.«
    »Nun, sie mag dir diese Version der Geschichte erzählt haben, doch ich wette, sie hat dir nicht verraten, was wirklich passiert ist. Wir wohnten zu jener Zeit in der Hütte für die Hilfsarbeiter, die auf Valentines Land stand. Sie ist jedoch im Jahr deiner Geburt abgebrannt. Ich hatte deiner Mutter immer wieder versprochen, endlich Valentines Haus für sie fertigzustellen. Aber das habe ich nie.« Er zeigte auf den Zeitungsausschnitt. »Wir waren an diesem Tag gerade erst aus Vancouver abgereist und kamen hier auf dem Hof an, der mit Autos zugeparkt war. All die Leute glaubten, wir seien schon längst zu Hause, und schlugen draußen auf Kochtöpfe und machten Krawall, damit wir aus dem Haus kämen. Aber wir waren noch gar nicht zurück, also sind sie zum Warten hineingegangen und haben zu tanzen begonnen.«
    »Sie tanzten?«
    »Es wurde immer getanzt. Manchmal haben wir notdürftig
auf ein paar Brettern oder bei schönem Wetter unter den Sternen getanzt. Ich habe meine Freunde nie ohne meine Mundharmonika in der Tasche besucht. Damals musste man selbst für die Unterhaltung sorgen, da gab es keinen Fernseher. In jener Nacht fand Dennis also meine Mundharmonika, Rodney Nicoll meine Fiedel, und mein Onkel Valentine spielte das Banjo. Unsere Hütte war mit nichts weiter als rauen und krummen Holzdielen ausgelegt, voller Spalten. Und während wir tanzten, wurde Staub vom Boden darunter hochgewirbelt.« Er hielt kurz inne, um zu Atem zu kommen. »Beth hat den Haushalt schon früher nicht besonders gern gemacht, und das Haus war ein einziges Durcheinander mit all ihren Sachen, die wir hergeschafft hatten. Kein Ort, um für so viele Menschen Kaffee zu kochen. Also haben sie einfach einen Tontopf mit Sauerkraut geleert und Kaffee drin aufgebrüht - hat widerlich geschmeckt. Jemand hatte eine Hochzeitstorte und Schinken-Sandwiches mitgebracht, aber es reichte nicht aus, um die ganze Meute zu verköstigen. Ich habe draußen auf einem Feuer eine Unmenge an Bannockbrot gebacken und mit Valentines Preiselbeermarmelade serviert.«
    Das Bannockbrot meines Vaters bestand lediglich aus Schweinefett, Weizen, Salz und Backpulver, das zu großen runden Fladen geformt und auf Stöcken über einem Lagerfeuer gebacken wurde. Ich hatte versucht, das Brot in meiner Küche herzustellen, doch wenn es im Ofen gegrillt wurde, war das Ergebnis enttäuschend. Zusammen mit Kaffee an einem offenen Lagerfeuer sah die Sache völlig anders aus: Es war ein Ereignis, ein Gefühl der Gemeinschaft, das zum Geschichtenerzählen einlud.
    »Die ganze Zeit über, während ich das Bannockbrot buk und die Leute unterhielt, hat sich deine Mutter auf dem Plumpsklo versteckt. Ich hab ihnen weisgemacht, ihr ginge es
nicht gut, und Dennis scherzte, sie sei bereits schwanger und es handle sich um eine Mussehe, was lautes Gelächter nach sich zog, denn jeder kannte ja John Weeks, der seine Tochter mit Argusaugen bewacht und schon weiß Gott wie viele Nachbarn mit der Schrotflinte bedroht hatte. Die Wahrheit war, dass Beth all die Menschen nicht ertrug. Sie glaubte, die Leute würden sie wegen der Unordnung im Haus verurteilen - als ob sich irgendeiner der tanzenden Narren daran gestört hätte. Im Grunde war es jedoch nicht das Durcheinander, das ihr Kopfzerbrechen bereitete. Sie hatte einfach nur Angst.«
    »Wovor?«
    »Wusste sie wahrscheinlich selbst nicht so genau. Aber diese Angst hielt sie davon ab, sich zu amüsieren.«
    Ich reichte meinem Vater den

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