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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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bildeten einen Halbkreis um die Kutsche. »Vermutlich bist du hier der Häuptling der Kuhhirten, und das sei dir gegönnt, aber ich bin gekommen, um deine Herrschaft zu sprechen. Sei jetzt also so gut und geh mir aus dem Weg.«
    Zorn raubte Xavier die Stimme. Dass ihn jemand als Kuhhirten abtat, war dem stolzen Mann vermutlich nie zuvor geschehen. Er war der Mann von Vaters Schwester Xochitl und hatte vom ersten Tag an geholfen, aus einer schmalen Milpa den größten Besitz der Gegend zu machen. Wenn er auf seinen Beleidiger losging, würden die Rurales nicht zögern zu schießen. Anavera sah, wie er die Fäuste ballte, doch ehe etwas geschah, trat Tomás an seine Seite. »Sie sprechen bereits mit der Herrschaft«, sagte er zu dem Fremden. »Don Xavier ist Mitbesitzer von El Manzanal. Sie können sich also mit allem, was Sie umtreibt, an ihn wenden.«
    »Allerhand.« Der Mann verzog den Mund zu einem hässlichen Lächeln. »Und wer bist du? Der Bastard des Dorfältesten?«
    Tomás sprang vor wie von der Sehne geschnellt. Das Klicken der entsicherten Waffe hörte Anavera diesmal so laut, dass es ihr in den Ohren gellte. Der Mann würde schießen. Er würde Tomás töten, weil er als Einziger den Mut besessen hatte, ihrem Onkel zur Seite zu stehen.
    »Einen Augenblick.« Aus dem Halbkreis löste sich eine weitere Gestalt. Eine Frau, die einen rötlich gemusterten Rebozo über einem hellen Kleid trug und der ihr prächtiges ergrautes Haar bis zur Taille fiel. Anaveras Mutter. Ihr Gang war sicher und ihr Rücken kerzengerade, als sie vor den Fremden trat. »Comandante Sanchez Torrija, nehme ich an? Ihr Einstand hier erscheint ein wenig misslungen, was an der Wahl des Zeitpunkts liegen mag. Dennoch heißen mein Schwager und ich Sie willkommen auf El Manzanal.« Ihre Stimme klang vollkommen nüchtern. Sie hielt ihm die Hand hin, die er kurz und ungläubig betrachtete. Ehe er sich entscheiden konnte, sie nicht zu küssen, zog sie sie zurück. »Darf ich fragen, was uns die Ehre verschafft, Comandante? Im Übrigen sollten Sie in unsere Senke mit diesem Wagen wirklich nicht hinunterfahren, es sei denn, Sie sind Ihres Lebens müde.«
    Sanchez Torrija brauchte eine Weile, um sich zu fassen. Dann straffte er den Rücken. Die Mutter war eine hochgewachsene Frau, aber ihr Gegenüber überragte sie um bald einen Kopf. »Ich hielt es für meine Pflicht, mich zu überzeugen, was vor sich geht«, erklärte er schneidend.
    »Wir feiern ein Fest«, erwiderte die Mutter. »Die Volljährigkeit unserer ältesten Tochter.«
    »So wurde mir berichtet.« Sanchez Torrija nickte langsam. »Allerdings erschien es mir kaum möglich, denn zu einem solchen Anlass im Haus des Gouverneurs hätte ich als Militärkommandant ja wohl eine Einladung erhalten müssen. Verstehen Sie mich nicht falsch, Señora. Ich lege durchaus wenig Wert darauf, mit den Fingern zu essen, zweifelhafte Getränke zu mir zu nehmen oder mich unter Gesindel zu mischen, das wir tagsüber durch bewaffnete Patrouillen in Schach halten müssen. Ich frage mich lediglich, ob der Gouverneur dieser gottverlassenen Wildnis es nicht für nötig hält, der schlichtesten Form zu genügen.«
    »Querétaro ist nicht gottverlassen.« Die Stimme der Mutter blitzte wie eine Sense durch die Luft. »Und unsere Freunde braucht niemand in Schach zu halten. Mein Mann ist, wie Sie ja wohl wissen, in der Hauptstadt, um die Interessen seines Landes zu vertreten. Sollte uns ein Fauxpas unterlaufen sein, so trifft ihn daran keine Schuld.«
    Insgeheim applaudierte Anavera der Mutter, weil sie sich nicht entschuldigte. Dieser Sanchez Torrija war noch viel widerlicher, als überall behauptet wurde. Sie verstand nur zu gut, dass Tomás von neuem vorsprang und ihm seinen Zorn entgegenschleudern wollte, aber sie war auch froh, dass die Mutter ihn zurückhielt. Tomás hatte ohnehin schon davon geträumt, den Sohn des Mannes zu erwürgen, und für diese eine Nacht war genug geschehen.
    »Ich würde Sie gern auf ein Glas in mein Haus bitten, Comandante«, sagte die Mutter. »Aber da Sie auf unsere zweifelhaften Getränke keinen Wert legen, wünsche ich Ihnen eine angenehme Nacht.« Sie streckte ihm wiederum die Hand hin und ließ sie für Augenblicke in der Luft schweben. Dann wandte sie sich voller Würde ab. »Kommt, gehen wir nach Hause«, forderte sie die Versammelten auf und lief den Hang hinunter voran, dem Haus mit den grünen Türen entgegen.
    Mit gesenktem Kopf trottete Tomás neben Anavera her. Sie

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