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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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Bäuche – aber das alles geht davon, dass du Journalisten mundtot machst, nicht weg.«
    Porfirio kniff die Augen zu Schlitzen und presste die Lippen aufeinander. »Weißt du, was ich gern täte, damit es weggeht? Ich würde gern Geld für ein paar gute Sprengsätze ausgeben und das ganze Indio-Gelump in die Luft jagen.«
    »Ich weiß«, sagte Benito. »Schließlich würdest du mich mit dem Gelump gern mitjagen, und den Anteil von dir, den du dir wie ein Clown überpuderst, obendrein. Aber da du das zumindest derzeit nicht wagst, brauchen wir darüber nicht zu reden. Der Osten deiner Hauptstadt bleibt ein stinkendes Abwasserbecken, auch wenn du Miguel Ximenes verhaftet und die Auflage seiner Zeitung beschlagnahmt hast. Die Fakten aus dem strittigen Artikel verschwinden davon nicht.«
    »Aber niemand kann sie mehr lesen«, zischte Porfirio wie ein störrisches Kind.
    »Doch«, sagte Benito. »Wenn du den einen verhaftest, schreibt es eben der Nächste.«
    »Und wer ist der?«
    »Zur Not ich.«
    »Eines Tages tue ich es«, sagte Porfirio. »Eines Tages werfe ich dich wie einen dreckigen Rebellen ins Belem, zu den Ratten, den Kröten und der Krätze, wo dich die Wärter mit ihren Rohrstöckchen streicheln und kein zuckriges Schnäuzchen wie Dolores de Vivero dich tröstet.«
    »Ja«, erwiderte Benito, »eines Tages tust du das, aber bis dahin kannst du dich genauso gut um die Probleme auf der Hand kümmern. Du willst in die Geschichte eingehen. Der Conde de Vivero ist bereit, das Entwässerungsprojekt finanziell zu unterstützen. Leih dir das Geld, das noch fehlt, von englischen Banken und lass die englische Firma, die den Entwurf gemacht hat, diese Anlage bauen. In zwei Jahren weihst du sie dann mit Artilleriesalut und Glockenläuten ein und lässt dich als Retter der Armen feiern.«
    »Die Armen ekeln mich«, bekannte Porfirio. »Ihre erdrückenden Sorgen, ihr erdrückendes, winzig kleines Leben – ich bekomme Alpträume, wenn ich mir das anhören muss.«
    »Deine ausländischen Investoren ekeln sich auch«, entgegnete Benito, der in ebenso erdrückender Armut aufgewachsen war wie der Präsident. »Sie bekommen Alpträume von dem Gestank der Kloake, die du deine Hauptstadt nennst. Ernenne eine Kommission, die sich um dieses Wasserwerk kümmert, dann brauchst du selbst nichts weiter zu tun, als später den Ruhm zu ernten.«
    »Was willst du jetzt eigentlich«, fragte Porfirio, »deinen kleinen Schmierfinken aus Querétaro oder Entwässerung für deine Slums?«
    »Beides«, antwortete Benito.
    »Du bist unverschämt.«
    Benito war müde. »Das war ich schon immer«, sagte er.
    Porfirio griff nach der Kristallkaraffe, schenkte sich nach und schwenkte das Gefäß in Benitos Richtung. Der hatte nicht einmal bemerkt, dass sein Glas leer war. Er wollte nichts mehr trinken. Ein einziger Cognac half manchmal gegen Furcht und Sehnsucht, aber ein zweiter machte alles schlimmer. »Wie beliebt.« Porfirio zuckte mit den Schultern. »Ich habe heute meinen großherzigen Tag, deshalb werde ich dir einen deiner Wünsche erfüllen. Entscheide dich. Für den studierten Bauernlümmel, den du vermutlich persönlich gezeugt hast, oder für deine englische Wunderanlage, mit der du einen Haufen Indio-Bälger vorm Ersaufen rettest.«
    Einen Augenblick lang glaubte Benito, er habe sich verhört, weil der Vorschlag so brutal war. Im nächsten begriff er, dass er sich eben deshalb nicht verhört hatte. Porfirio wusste, dass er ihm in einem Punkt nachgeben musste, aber er wollte ihn wenigstens dafür bestrafen. Deshalb überließ er ihm die Wahl, auf das Entwässerungssystem, das Tausende vor einem elenden Tod bewahren würde, zu verzichten oder Miguel zu opfern.
    Miguel. Carmens Sohn, den er nicht gezeugt hatte und dennoch wie seinen eigenen liebte. Carmen war das erste Mädchen gewesen, das er geküsst hatte. Er war vierzehn Jahre alt gewesen, und sie hatte jahrelang treulich zu ihm gehalten, so übel er sie auch behandelt hatte. Eine eigene Familie besaß sie nicht, doch sie gehörte wie eine Schwester zu seiner. Sie hatte ihren Mann früh verloren, und Miguel war ihr einziges Kind. Händeringend hatte sie Benito angefleht, in der großen Stadt auf ihren Jungen aufzupassen, und hätte er es getan, wäre Miguel niemals in die Lage geraten, in der er jetzt steckte.
    Es hatte schon einmal einen Miguel gegeben, auf den er nicht aufgepasst hatte. Seinen älteren Bruder, den er nicht hatte abhalten können, in einen von Anfang an verlorenen

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