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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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mir vielleicht mit dem Weg behilflich sein?«
    Der Fremde stöhnte und strich sich den Straßenstaub von seinem schönen Rock. »Nun sagen Sie schon, wo Sie hinmüssen, vergeuden wir nicht noch mehr Zeit.«
    »Zum Alameda-Park«, rief Josefa erleichtert. »In die Calle Tacuba, es ist überhaupt nicht weit.«
    Mit einem seltsamen Schnauben lachte der Fremde auf. »In der Tat, es ist überhaupt nicht weit. Also kommen Sie in drei Teufels Namen.« Er nannte dem Kutscher, der auf dem Bock gewartet hatte, Josefas Adresse, trieb ein paar Gaffer beiseite und öffnete ihr den Schlag. Dankbar stieg Josefa ein und ließ sich in das dicke Samtpolster fallen. »Ich sollte den Vorfall Ihrer Herrschaft melden«, sagte er. »Aber Sie haben Glück, mir ist meine Zeit dazu zu schade.« Und dann tat er etwas, auf das sie nicht im mindesten vorbereitet war. Er warf den Schlag wieder zu, drehte sich um und ging. Während Josefa versuchte sich zu fassen, fuhr die Kutsche an.
    Tatsächlich fuhren sie nur die lange Allee hinunter, durch die sie vorhin gekommen waren, dann drehte der Kutscher sich um und fragte sie durch ein Fenster, bei welchem Haus sie aufsteigen wolle. Josefa hatte Mühe, sich zu besinnen und auf die weiße Fassade von Martinas Stadtpalais zu weisen. Es war nicht nur der Brandy, der ihr höllische Übelkeit bereitete, sondern mehr noch das Wissen, dass sie den fremden Mann nicht wiedersehen würde. Sie hätte froh sein müssen, dass ihr die Peinlichkeit erspart blieb, doch stattdessen hatte sie das Gefühl, als hätte die festliche Stadt allen Glanz verloren.
    Der Kutscher half ihr aus dem Wagen, und Martinas Mädchen, eine Nahua aus Orizaba, nahm sie voll Mitleid hinter der Tür in Empfang. »Sie armes Ding, sind neu in der Stadt, und jemand hat Ihnen böse Dinge zu trinken gegeben?«, schwatzte sie auf Josefa ein, die an nichts denken konnte als an das Gesicht des Mannes. »Nur nicht grämen, das geht niemandem anders. Am besten, Sie legen sich jetzt für zwei Stunden in Ihr schönes Bett, wir ziehen die Vorhänge zu, und bis zum Ball heute Abend ist alles wieder heil.«
    Josefa wollte auf keinen Ball, aber um zu protestieren fühlte sie sich zu schwach. Mit schleppenden Schritten folgte sie der Frau nach oben, warf sich auf ihr Bett und lag kurz darauf in tiefem Schlaf.

9
    D er Tag war die Hölle gewesen. Jaime hasste die mexikanische Art zu feiern, diesen schäumenden Topf, in den sich alles ohne Unterschied hineinwarf, aber heute quälte sie ihn mehr denn je. Er war todmüde, und ihm war zumute, als hätte er seit Tagen ohne Unterbrechung die verschwitzte Gegenwart von Menschen ertragen.
    Vor einer Woche waren Gerüchte laut geworden, Don Porfirio werde zum Unabhängigkeitstag eine Amnestie gewähren und eine Handvoll politischer Häftlinge auf freien Fuß setzen – darunter Miguel Ximenes, den indianischen Zeitungsschmierer, den vermutlich Benito Alvarez abseits vom ehelichen Bett gezeugt hatte. Jaime hatte Tage und Nächte damit verbracht, dem Präsidenten wie ein Straßenköter hinterherzuhecheln und ihn davon abzubringen. »Wozu lasse ich mich und meinen guten Namen eigentlich für unlautere Zwecke missbrauchen?«, hatte er gestern Nacht, vor dem pathetischen Grito de Dolores, Don Porfirio ins Gesicht geworfen. »Wozu macht meine Behörde Staatsfeinde dingfest, wenn sie anderntags wieder losgelassen werden, um einem indianischen Kriegskumpan gefällig zu sein?«
    Damit hatte er gewonnen. Das Indio-Blut in seinen Adern war Don Porfirios verletzliche Flanke, dabei ließ er sich packen und klemmte eiligst den Schwanz ein. Miguel Ximenes blieb in Haft, und statt seiner kam ein kleiner Hehler von der Plaza de Santo Domingo frei. Barabbas für Jesus, wenn man an derlei Vergleichen seinen Spaß hatte. Und die ganze Zeit über hatte Jaime sich gefragt, warum er sich derart verausgabte, warum er auf Miguel Ximenes nicht pfiff und in seinem kühlen, dunklen Zimmer schlafen ging.
    Vielleicht, weil der Gedanke an Benito Alvarez der einzige war, der ihn nicht langweilte. Der Barbar hatte es gewagt, ihn zu demütigen. Dafür würde er bluten.
    Sein Feind schien den Klamauk des Festes so wenig zu genießen wie er. Während die im Saal des Nationalpalastes versammelten Minister, Wirtschaftsgrößen und Schöngeister sich in Selbstbeweihräucherung die Schultern klopften, hielt er sich abseits und versprühte seinen animalischen Charme nur, wenn jemand sich ihm zugesellte. Vielleicht vermisste er sein Flittchen. Ein alternder

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