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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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viele, aber dieser hier hatte keine Freunde, und das war es, was Benito beunruhigte.
    Was er tat, wusste niemand genau, nur dass es geheim und gefährlich war wie die nächtliche Jagd des Skorpions. Benito erinnerte sich an den Unabhängigkeitstag, als der Andalusier gebeten hatte, mit Josefa tanzen zu dürfen. Er hatte ihn abweisen wollen. Wenn dieser schöne Heckenschütze die Wunderwaffe seines Vaters war, sollte er keine Gelegenheit erhalten, seinen Giftpfeil auf Josefa zu feuern. Etwas in dem verächtlichen Blick unter trägen Lidern sprach jedoch eine andere Sprache. Etwas Suchendes, tief Verstörtes. Dir könnte es guttun, mit einem warmblütigen Geschöpf wie Josefa zu tanzen, hatte Benito gedacht und José Posada um Verzicht gebeten. Wenn du es zulässt, kann sie dir helfen, deine vor Schmerz verkrampften Schultern zu entspannen.
    Der Mann, der ihn jetzt ansah, suchte nach nichts und war nicht im mindesten verstört. Stattdessen glomm in seinen Augen eine Art von höhnischem Triumph.
    »Meine Herren, ich habe die Ehre, Ihnen Don Jaime vorzustellen.« Mit einem Lächeln, das nicht frei von Tücke war, wies der Präsident auf seinen jungen Gefolgsmann. »Den Sohn des Militärkommandanten von Querétaro. Die meisten von Ihnen werden bereits zu gesellschaftlichen Anlässen das Vergnügen gehabt haben, Don Jaime kennenzulernen. Jetzt aber ist es an der Zeit, ihn in seiner offiziellen Eigenschaft einzuführen und zu würdigen, was er für diese Regierung tut – auch wenn der Anlass dazu kein erfreulicher ist.«
    Von den Versammelten wagte niemand zu lachen, als Porfirio Jaime Sanchez Torrija zum Leiter einer neu gegründeten Presseaufsichtsbehörde ernannte. Dennoch wussten zweifellos alle, dass eine solche Behörde seit langem existierte. Alle bis auf den Conde de Vivero. »Ich fürchte, mir sind Sinn und Zweck dieser Einrichtung nicht verständlich geworden«, bekannte er. »Käme Aufsicht über unsere Presse nicht einer Zensur gleich? Und ist jegliche Zensur nicht ein Bruch unserer Verfassung?« Der Conde war gut siebzig Jahre alt und galt als Mexikos reichster Einwohner, doch er hatte sich eine geradezu jugendliche Naivität bewahrt, für die Benito ihm im Stillen Bewunderung zollte.
    »Woher stammt nur diese Neigung, die Dinge bei hässlichen Namen zu nennen, mein lieber Conde?«, fragte der Präsident mit seinem jovialsten Lächeln. »Das Wort Zensur erscheint mir übertrieben. Don Jaime und ich sprachen ganz moderat von Aufsicht.«
    In Wahrheit hatte Don Jaime kein Wort gesagt, sondern lediglich mit seinen Blicken Schüsse auf Stirnen abgefeuert.
    »Zensur klingt nach Schneiden und Ausreißen«, fuhr der lächelnde Präsident fort. »Dass ein Garten beides nötig hat, um sich zu voller Blüte zu entfalten, will der kleine Mann nicht wahrhaben. Aufsicht hingegen klingt nach den liebevollen Händen und der Pflege des Gärtners. Dabei bleibt verschwiegen, dass derselbe Gärtner, um seinen Garten zu schützen, ihn von allerlei Gewürm, von Kröten, Echsen und Giftnattern befreien muss!« Mit diesen Worten erlosch Porfirios Lächeln. »Ich habe Don Jaime nicht ohne Anlass hergebeten, und dieser Anlass, das sagte ich bereits, ist kein erfreulicher.«
    Damit ließ er die Katze aus dem Sack. Ließ seinen Sekretär eine Zeichnung entrollen, die die Versammlung stumm schlug. Die Darstellung war ebenso scheußlich wie genial. Verzerrung menschlicher Schönheit. Das Wandbild, das als Vorlage gedient hatte, war in der vergangenen Nacht in einer Seitenstraße östlich des Zócalo gefunden und diesmal nicht beizeiten beseitigt worden.
    »Das dürfte allen, die den Geist des Pinsels als Hirngespinst abgetan haben, eine Nuss zu knacken geben«, bemerkte Porfirio mit einem strafenden Blick auf Benito. »Und denen, die einfältig darauf beharren, die Presse in diesem Land bedürfe keiner Aufsicht, hoffentlich auch. Der Ruf nach der freien Stimme Mexikos mag ja hübsch in den Ohren klingen, aber wo eine Stimme sich allzu frei entfaltet, treibt sie abscheuliche Blüten. Ich weiß nicht, wie es um Sie steht, meine Freunde, ich aber schäme mich bei solchem Anblick, Mexikaner zu sein.«
    Die Beratung, die diesem Auftakt folgte, war lang, zermürbend und ergebnislos. Was Porfirio beschlossen hatte, würde ohne Verzögerung umgesetzt werden, und den Científicos blieb es lediglich überlassen, die Zensurbehörde der Öffentlichkeit so geschickt wie möglich zu verkaufen.
    »Dieser Verbrecher des Pinsels, wie er genannt werden

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