Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
übrigens auch noch etwas auf dem Herzen.“
„Klingt ernst.“
„Ist es auch. Halten Sie sich bitte nicht zurück, wenn Sie merken, dass ich etwas falsch gemacht oder irgendwelche Grenzen überschritten habe. Ich kann nur lernen, wenn Sie ehrlich mit mir sind, Colt. Also bitte keine Lügen, Ausflüchte oder falsche Rücksicht auf meine Gefühle.“
Wenn sie so ernst war wie jetzt, sah sie noch viel schöner aus als sonst. „Mit anderen Worten, ich soll Sie nicht schonen.“
„Nein. Ich bin inzwischen erwachsen. Im Gefängnis wurde ich das ziemlich schnell.“
Sie erwähnte das Wort „Gefängnis“ auffallend oft. Colt hatte allmählich das Gefühl, selbst eine Therapie gebrauchen zu können, um besser damit umgehen zu können. „Dann wären wir uns ja einig.“
„Sieht ganz so aus.“
Sie setzten sich wieder ins Auto, und Geena startete den Motor. Als sie zum Ranchhaus zurückkamen, ging gerade der Vollmond auf. Sie streckte den Kopf aus dem Fenster. „Können Sie sich vorstellen, dass wir tatsächlich dort oben waren?“
„Einer unserer Hilfsarbeiter glaubt, dass die Mondlandung nur eine Zeitungsente war.“
„Das dachten im Gefängnis auch einige, aber mir ist das egal. Wenn interessiert so etwas schon an einem Abend wie diesem? Hm, frische Bergluft! Es gibt doch nichts Schöneres.“
„Sehe ich genauso.“
„Eines weiß ich jedenfalls. Ich werde nie wieder etwas für selbstverständlich halten.“
Als sie schon fast im Haus waren, klingelte Colts Handy. Er warf einen Blick auf das Display. „Hank?“
„Travis hat mir auf Band gesprochen, dass Lindseys Fruchtblase geplatzt ist“, erzählte Colts Bruder aufgeregt. „Der Arzt hat ihm geraten, sie ins Krankenhaus zu fahren.“
„Na und? Damit war doch zu rechnen.“
„Wo hast du eigentlich gesteckt? Warum hast du deine Nachrichten nicht abgehört?“
Weil er ins Gespräch mit Geena vertieft gewesen war. „Ich war beschäftigt.“
„Müssen wir nicht irgendetwas tun?“
„Nur, wenn Travis uns darum bittet. Wir sprechen uns in ein paar Minuten.“
„Kommt das Baby?“, fragte Geena, nachdem er aufgelegt hatte. „Wird es eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?“
„Ein Mädchen.“
„Dann werden Sie also demnächst Onkel. Finden Sie das nicht aufregend?“
Colts Begeisterung hielt sich in Grenzen. Die Tatsache, dass seine Brüder dieselbe Frau liebten, trübte die Freude über seine neugeborene Nichte ein bisschen. „Gehen Sie ruhig schon ins Bett, Geena“, sagte er. „Es war ein langer Tag für Sie. Wir sehen uns morgen früh.“
„Vielen Dank, dass Sie mir eine Chance geben. Das werde ich Ihnen nie vergessen.“
Zu seiner Überraschung sprang sie aus dem Wagen und eilte ins Haus. Als er zur Hintertür hereinkam, war sie schon weg. Er ging durchs Haus, um nach seiner Mutter zu sehen, die bereits schlief. Auch in Inas Zimmer war alles still. Nachdem er die Haustür abgeschlossen und sämtliche Lampen ausgeknipst hatte, stieg er die Treppe in den ersten Stock hoch. Oben wartete schon Hank auf ihn und folgte ihm ungeduldig in sein Zimmer.
„Wo zum Teufel hast du gesteckt?“, wiederholte er.
„Ich habe Geena Marys Truck gegeben und sie bei ihrer ersten Probefahrt begleitet. Sie muss sich erst wieder ans Fahren zu gewöhnen.“
„Sie war ja nicht wiederzuerkennen, als ich sie vorhin sah. Wie ist sie gestern Abend eigentlich hergekommen? Ich habe gar kein Auto gesehen.“
„Sie hat auch keins. Sie ist mit dem Fahrrad gekommen.“ Direkt aus dem Gefängnis. „Ich habe es in den Schuppen gestellt.“
„Und wo hat sie letzte Nacht geschlafen?“
Hanks viele Fragen gingen Colt allmählich auf die Nerven. „In Marys altem Zimmer.“
„Wie bitte? Dann hast du sie gestern also auf der Stelle engagiert?“
Nicht ganz. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte er es nur einfach nicht übers Herz gebracht, sie gehen zu lassen. „Nein, erst heute Morgen. Aber da Ina das Gästezimmer unten besetzt, musste ich Geena ja irgendwo schlafen lassen.“ Und zwar ganz bestimmt nicht im zweiten Gästezimmer im ersten Stock gegenüber von Hanks Schlafzimmer.
„Kann sie überhaupt kochen?“
„Das wird sich morgen herausstellen“, antwortete Colt ungeduldig. „Sei doch froh, dass du jetzt aus dem Schneider bist. Geena bleibt bis zum Herbst hier. Bis dahin werde ich bestimmt jemanden finden, der Mary ersetzen kann.“
„Na, dann viel Glück.“
Colt hatte auch seine Bedenken. Trotzdem musste er Geenas Entscheidung
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