Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
Alice.“
Sie drehte sich zu ihm um. „Hey, Colt.“
„Was machst du hier?“
„Aushelfen.“
Ihre ausweichende Antwort weckte sofort Colts Misstrauen. Er ging direkt zu Geenas Zimmer. Als er die Tür öffnete, sah er sofort, dass es verlassen worden war. Alles sah genauso aus wie vor ihrer Ankunft. Keine Spur von ihr oder dem Baby, nichts …
Ihm wurde schlecht. Sein Blick blieb an der Kommode hängen, auf der ein Umschlag und ein paar Schlüssel lagen. Langsam ging er darauf zu, nahm den Umschlag und ließ sich mit einer schlimmen Vorahnung auf die Bettkante sinken. Beim Herausziehen des Briefs fiel ein Geldbündel heraus, ein Anblick, der ihn mit der Wucht eines Fausthiebs traf.
Lieber Colt,
wie kann ich Dir nur jemals für alles danken, was Du für mich getan hast? Ich habe vor einigen Wochen mit Alice geredet, und sie hat gesagt, dass Du ein großer Mann mit der Seele eines Lakota bist. Dass Du in Einklang mit der Erde und all ihren Geschöpfen lebst.
Ich stimme ihr zu. Alle Menschen kommen zu Dir, weil Du weise und großzügig bist und so gut, dass mir die Tränen kommen. Es war mir eine große Ehre, Dich gekannt zu haben. Aber wie wir von Anfang an vereinbart hatten, war mein Vertrag nur befristet. Die Dinge wurden kompliziert, als ich Lori fand und sie mitnehmen durfte. Du hast der Schwester im Konvent gesagt, dass ich meinen festen Wohnsitz bei Euch habe, aber das stimmt nicht. Das war nie Teil unseres Vertrages, also zog ich weiter.
Alice hat versprochen, mich zu ersetzen, bis Du eine feste Haushälterin gefunden hast. Ich hoffe, Du bist mir nicht böse. Sie liebt Dich und ist ein wundervoller Mensch. Vor allem weiß sie besser als jede andere Frau, wie sie für Dein Zuhause und Deine Familie sorgen kann.
Das Geld im Umschlag ist mein Gehalt für die zwei Monate bei Dir. Bei allem, was Du für mich getan hast, habe ich es nicht verdient. Du hast mich aus der Güte Deines Herzens aufgenommen und mir das Gefühl gegeben, bei Euch zu Hause zu sein. In der Stunde der Not hast Du mir Kleidung und Essen geschenkt. Das alles hat mir unbeschreiblich viel bedeutet.
Ich wünsche Dir viel Glück für die Zukunft. Du verdienst es mehr als jeder andere.
Gott segne Dich, liebster Colt.
Geena.
Wütend zerknüllte Colt den Brief und rannte aus dem Zimmer. „Alice?“ , brüllte er. Er konnte seine Ungeduld kaum zügeln, als er sie am anderen Ende des Flurs sah.
„Ja, Colt?“
„Wo ist sie?“
„Als ich sie zuletzt sah, war sie in Sundance beim Gebrauchtwagenhändler“, antwortete Alice mit irritierender Gelassenheit.
Offensichtlich hatte Geena ihr das Versprechen abgenommen, ihren Aufenthaltsort nicht zu verraten. Was umso schmerzlicher war, da er wusste, dass Alice ihn nie belügen würde. „Glaubst du, sie ist in Rapid City?“
Alice starrte ihn eine ganze Minute lang an. „Ich würde sie nicht in South Dakota suchen. Vielleicht weiß Lindsey die Wahrheit.“
Ihre Lakota-Seele hatte ihm ein Zeichen geschickt. Colt ging auf sie zu und küsste sie dankbar auf die Stirn, bevor er sich auf den Weg zu seiner Schwägerin machte.
Nachdem sie einige Besorgungen erledigt hatte, fuhr Geena vor dem Sleepy Time Motel in Laramie vor, das sie sich ausgesucht hatte, weil die Zimmer kindgerecht ausgestattet waren. Sie nahm das Baby aus der neuen Babyschale in ihrem gebrauchten Toyota und legte es in den Kinderwagen, den sie in Sundance gekauft hatte. Nachdem sie den Sack mit Babymilchpulver vom Beifahrersitz genommen hatte, eilte sie in ihr Zimmer, um Lori zu füttern und hinzulegen.
Sie hatte sich eine Zeitung besorgt, um nach Anzeigen für Haushälterinnen zu suchen. Wenn sie in ein paar Tagen keinen Job gefunden hatte, würde sie nach Fort Collins in Colorado weiterziehen. Bisher hatte noch niemand eine Haushälterin mit Baby akzeptiert.
Dank Alice, die sie und Lori am Mittwoch zum Gebrauchtwagenhändler in Sundance gefahren hatte, hatte sie sich dort ein Auto kaufen können und nur ihr Gepäck und die Babyschale mitgenommen. Nachdem sie sich überschwänglich bei Alice bedankt und sich von ihr verabschiedet hatte, war sie zur Bank gefahren, um etwas von ihrem Geld abzuheben. Den Rest wollte sie auf dem Konto lassen, bis sie eine feste Bleibe gefunden hatte.
Zurück auf der Ranch, hatte sie ihre Schlüssel und einen Umschlag mit einem Brief an Colt und siebentausend Dollar Bargeld auf die Kommode gelegt, um ihn für alles zu entschädigen.
Gott sei Dank hatte Alice sich bereit erklärt,
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