Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
…“
„Ich muss ihn finden!“, unterbrach sie ihn flehentlich.
Er hob eine Augenbraue. „Wie dringend ist es denn?“
Travis war nicht umsonst Colts Bruder. Er hatte instinktiv gespürt, dass sein großer Bruder tief verletzt war.
„Es geht um Leben und Tod!“, sagte sie.
Travis zögerte. „Leben und Tod? Wirklich?“
„Ja, genau. Es gab ein schreckliches Missverständnis zwischen uns. Ich … ich liebe ihn.“
„Wenn Sie etwas anderes gesagt hätten …“ Travis umarmte Geena. „Als Colt von Laramie zurückflog, habe ich gehört, wie er zu Hank sagte, dass er in der Schäferhütte auf der Bergwiese ist und selbst dann nicht gestört werden will, wenn auf der Ranch alles zusammenbricht. Sie werden allerdings dorthin reiten müssen.“
„Ich weiß. Bei unserem Ausritt hat er mir die Hütte gezeigt. Glauben Sie, dass Alice heute Nacht auf Lori aufpassen würde, wenn ich sie darum bitte?“
„Das ist unnötig“, wandte Lindsey ein. „Ich bin ja da.“ Geena traute ihren Ohren kaum. „Lassen Sie sie ruhig hier. Abby schläft öfter in ihrer Tragetasche. Wir legen Lori in ihr Bett.“
„Das würden Sie für mich tun?“
„Klar, irgendwie muss ich mich ja mal für das gute Essen revanchieren.“ Lindsey streckte die Arme nach Lori aus. „Keine Sorge, wir werden gut auf sie aufpassen.“
„Das ist wirklich lieb von Ihnen.“ Geena drückte Lindsey dankbar an sich und gab dem Baby einen Kuss. „Im Wagen sind noch jede Menge Milchpulver und Windeln.“
„Ich hole gleich alles rein. Schatz, würdest du Carrot Top für Geena satteln? Es ist noch hell genug, um problemlos bis zur Hütte zu reiten.“
„Klar, kommen Sie mit. Colt war vorhin so außer sich, dass ich ihn kaum wiedererkannt habe. Ich bin froh, dass Sie alles mit ihm klären wollen.“
„Danke für Ihre Hilfe.“
Lindsey umarmte sie zum Abschied. „Colt kann einem richtig Angst machen, wenn er wütend ist, aber jemand, der das Gefängnis überlebt hat, wird schon mit ihm fertig.“
Geena erwiderte ihre Umarmung rasch, bevor sie Travis hinterhereilte.
„Was zum Teufel soll das Gebell, Titus? Du hast doch schon öfter Berglöwen und Kojoten gewittert.“
Colt versuchte, die Laterne in der Hütte anzuzünden. Falls sie kaputt war, würde er bis zum nächsten Morgen kein Licht haben, aber die Hütte war sowieso nur als Unterschlupf vor einem Schneesturm gedacht. Man konnte sich kaum darin umdrehen, aber das war Colt egal. Der alte Ofen funktionierte noch, und es gab eine Pritsche und eine Pfanne, um Fisch zu braten. Was brauchte man mehr, wenn man einen Bach voller Forellen vor der Tür hatte?
Inzwischen war Titus zur Tür gelaufen und kratzte winselnd daran. Was hatte er bloß? Colt war doch längst mit ihm Gassi gegangen. „Was zum Teufel ist denn mit dir los?“ Er stellte die Laterne auf den Fußboden und ging zu ihm. In diesem Moment hörte er das Schnauben von mehr als nur einem Pferd.
Wut stieg in ihm auf. Wer wagte es, ihn zu stören? Er hatte doch ausdrücklich gebeten, in Ruhe gelassen zu werden!
Colt stieß die Tür so heftig auf, dass sie plötzlich nur noch in einer Angel hing, aber er achtete nicht darauf, da er jemanden von einem anderen Pferd absteigen sah.
Carrot Top?
Titus stürmte los. Colt ließ ihn gewähren, denn plötzlich kam Geena auf ihn zu. Sie trug die Designerjeans, die Cowboystiefel und das weiße Hemd, das sie in Sundance gekauft hatte. Die Abendbrise wehte ihr das Haar ins Gesicht und trug ihren Duft zu Colt herüber. Schmerzhafte Erinnerungen an ihre Küsse und Umarmungen stiegen in ihm auf.
Er schluckte. Halluzinierte er etwa schon? „Was machst du hier?“, stieß er hervor.
„Was glaubst du denn?“
Hier war dieselbe Frau, die ihm in der ersten Nacht in der Küche gegenübergestanden war, und doch war sie ganz anders. Stärker. Selbstbewusster.
„Wie bist du so schnell hierhergekommen?“
„Ich habe mich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten.“
Colt traute seinen Ohren kaum. „Aber dann müsst ihr ja sofort nach mir aus Laramie weggefahren sein.“
„Stimmt.“
„Wo ist Lori?“
„Lindsey passt heute Nacht auf sie auf.“
Colts Herz raste. Er war immer noch durcheinander. „Das hättest du nicht tun sollen.“
Sie stützte die Hände in die Hüften. „Dann bin ich also umsonst gekommen?“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Du hast mich eine Lügnerin genannt. Das hat man mir bisher erst einmal vorgeworfen, und danach war ich dreizehn Monate
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