Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)
in der still vor sich hindösenden Siedlung. Abgesehen von dem Lärm, den Alexias Kinder veranstalteten. Aber der schien zu dem Tag zu gehören wie das Zwitschern der Vögel und das Summen der Bienen.
Wie zu erwarten gewesen war, kehrten Matthew und Ken eher frustriert als gestärkt zurück. Auf dem Revier war mehr los gewesen als gedacht, sowohl der Sonntag als auch das ungewöhnlich warme Wetter trugen offenbar dazu bei, dass in vielen Familien die Streitigkeiten eskalierten und die Polizei zu Hilfe gerufen wurde. Es hatte ziemlich lange gedauert, bis sich ein Beamter fand, der die Vermisstenanzeige aufnahm, und es hatte, so berichtete Ken deprimiert, nicht den Anschein, als werde er sich nun überschlagen, um eine Suche nach Alexia einzuleiten. Er hatte sich alles notiert, aber darauf hingewiesen, dass es zu früh sei, von einem Unglück auszugehen, zumal Ken durch sein Herumtelefonieren bei den Krankenhäusern bereits festgestellt hatte, dass niemand, auf den Alexias Beschreibung zutraf, dort eingeliefert worden war.
»Es hat an diesem Wochenende keinen größeren Unfall in der Gegend gegeben«, hatte der Polizist erklärt. »Schon deshalb können wir etwas in dieser Art höchstwahrscheinlich ausschließen.«
»Und dann«, berichtete Ken, »hat er natürlich gefragt, ob wir Streit hatten.«
»Das war auch bei mir damals eine der ersten Fragen«, sagte Matthew. »Und das Ärgerliche ist, dass sie sich von dem Moment an, da man den Streit erwähnt, alle zunächst einmal ganz entspannt zurücklehnen. Weil sie davon ausgehen, dass der Vermisste bewusst den Abstand sucht und ganz von selbst zurückkehren wird, wenn sich die Wogen geglättet haben. Sollte dann zu viel Zeit vergehen, ohne dass der Vermisste auftaucht, haben sie gleich einen bequemen Verdächtigen: den Partner, der während des Streits die Kontrolle verloren hat. Ich vermute, es sind immer dieselben Abläufe.«
Ken blickte noch unglücklicher drein. »Ich hätte den Streit vielleicht gar nicht zugeben sollen.«
»Doch«, sagte Matthew. »Es ist in jedem Fall das Beste, die Wahrheit zu sagen. Du hast alles richtig gemacht, Ken.«
»Ja, und was werden sie denn nun tun?«, fragte ich.
Matthew zuckte mit den Schultern. »Erst einmal abwarten. Der Beamte hat uns deutlich zu verstehen gegeben, dass er nun keineswegs Hundertschaften in Bewegung setzen wird, um nach Alexia zu suchen. Dafür ist sie noch nicht lange genug verschwunden, und er hält die Möglichkeit für sehr plausibel, dass ihre Motivsuche länger dauert als geplant und dass sie ihren Mann nicht anruft, weil sie noch immer böse auf ihn ist. Er nimmt das alles nicht allzu ernst, und das ist doch zumindest auch für uns ein gutes Zeichen. Bestimmt hat er Erfahrung in solchen Fällen.«
Er wollte Ken aufmuntern, aber ich wusste, dass er nicht ganz aufrichtig war. Gerade Matthew hatte inzwischen nur noch wenig Vertrauen in die Fähigkeiten der Polizei. Sie hatten auch ihn damals hingehalten, als er Vanessas Verschwinden meldete, sie hatten die ganze Angelegenheit zunächst bagatellisiert, später dann ihn selbst eines Verbrechens verdächtigt und schließlich den Fall zu den Akten gelegt, ohne auch nur einen einzigen Schritt weitergekommen zu sein. Matthew war ein gebranntes Kind, aber er gab sich alle Mühe, dies seinen Freund nicht merken zu lassen.
»Immerhin«, sagte Ken, »fand es der Polizist gut, dass wir eine Meldung gemacht haben. Wenn jetzt irgendetwas geschieht, was in einem Zusammenhang mit uns stehen könnte, weiß er sofort, wen er verständigen kann. Das heißt aber auch, dass wir nun warten müssen.«
Der Tag verging zäh und quälend. Es wurde unerträglich schwül. Die Kinder stritten und quengelten. Sie wollten unbedingt ihr Planschbecken aufgebaut haben, aber nach Evans Attacke mit den Dartpfeilen hatte Ken es entsorgt, und ein neues gebe es nicht so schnell, wie er streng erklärte. Meg und Evan antworteten mit Gebrüll. Ich kam schließlich auf die Idee, den Gartenschlauch anzustellen und die Kinder unter dem Wasserstrahl herumspringen zu lassen, was die Stimmung vorübergehend hob. Ken und Matthew diskutierten die Möglichkeit, mit dem Auto loszufahren und nach Alexia zu suchen, verwarfen den Plan aber, weil das in Frage kommende Gebiet zu groß und die Aussicht auf Erfolg zu gering war. Ich wusch noch mehr Wäsche und probierte zwischendurch immer wieder, Alexia auf ihrem Handy zu erreichen. Aber nach wie vor meldete sich nur die Mailbox.
Gegen Abend zog sich der
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