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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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wieder wahr. »Ja, als … was geschah? Ich weiß es nicht. Niemand außer dem Täter weiß, was auf jenem Parkplatz passiert ist.«
    »Die Polizei muss doch eine Theorie gehabt haben? Also, abgesehen von der, dass Sie Ihre Frau im Streit ermordet haben?«
    »Ja. Einmal, wie gesagt, dachte man an einen ominösen Liebhaber. An ein Doppelleben, das Vanessa schon lange führte und aus dem sie nun ausgebrochen war. Und dann wäre auch eine Erpressung möglich gewesen. Ich nahm Urlaub und verharrte tagelang daheim neben dem Telefon, falls sich ein Entführer mit einer Geldforderung meldet. Wir sind zwar nicht wirklich reich, aber zumindest ganz wohlhabend. Einige hunderttausend Pfund hätte man sich bei uns ausrechnen können. Aber es rief niemand an. Absolut niemand.«
    »Und auf diesem Rastplatz wurden auch keine Hinweise oder Spuren gefunden?«
    »Nichts. Die Polizei führte endlose Gespräche mit mir in der Hoffnung, mir könnte irgendetwas einfallen, was sich als wesentlich herausstellen würde. Immer wieder wollten sie wissen, ob ich nicht doch irgendwo ein anderes Auto gesehen hätte. Jemanden, der uns vielleicht zumindest eine Zeit lang gefolgt war. Ob ich nicht auf dem Spaziergang mit Max etwas gehört hätte, was mir seltsam erschienen wäre. Aber so sehr ich mir den Kopf zerbrach, da war einfach nichts. Einmal hatte ich einen Wanderer bemerkt, aber er war viel zu weit weg vom Rastplatz. Er kann ihn in der entsprechenden Zeit nicht erreicht haben. Ansonsten war es einfach ein stiller, warmer Sommertag in völliger Einsamkeit. Das Einzige …« Er stockte.
    »Ja?«, fragte ich.
    »Das Einzige, was mir gleich auffiel und was ich auch der Polizei als Erstes mitteilte, war das eigentümliche Verhalten von Max, als wir zum Parkplatz zurückkehrten. Noch bevor ich realisierte, dass Vanessa nicht mehr da war, gebärdete sich mein Hund unruhig und nervös. Er stellte die Ohren auf, sträubte das Fell, knurrte. Lief auf dem Parkplatz hin und her, bellte, stand zwischendurch still und schien eine Witterung aufnehmen zu wollen. Er hatte sofort begriffen, dass etwas passiert war. Und das lässt mich auch so sicher sein, dass jemand dort war. Vanessa ist nicht einfach zur Straße geschlendert, in ein fremdes Auto gestiegen und davongefahren. Sie wurde überfallen. Da ist ein Fremder auf dem Parkplatz gewesen, während wir fort waren, und Max wusste das sofort.«
    Wir schwiegen beide. Was sollte ich sagen? Die Geschichte war furchtbar, und das Schlimmste daran war die Tatsache, dass Matthew bis heute auf Mutmaßungen angewiesen war.
    »Inzwischen werden Sie aber von der Polizei nicht mehr verdächtigt?«, fragte ich nach einer Weile.
    Aber nicht einmal in diesem Punkt war er vollends rehabilitiert worden, wie ich erfuhr. »Man konnte mir zumindest nichts nachweisen. Ich glaube jedoch nicht, dass man mich völlig von der Liste der möglichen Verdächtigen gestrichen hat. Letzten Endes ist der ganze Fall einfach ins Nichts gelaufen, und inzwischen haben sie ihn zu den Akten gelegt. Vanessa ist eine von vielen tausend Menschen, die jährlich allein in Großbritannien spurlos verschwinden. Ich habe mich mit allen möglichen Organisationen in Verbindung gesetzt, die sich solcher Fälle annehmen, was bedeutet, dass Vanessas Steckbrief und die genaue Beschreibung dessen, was am 23. August 2009 geschehen ist, auf verschiedenen Internetportalen zu finden sind. Fotos von ihr, Fotos von jenem Rastplatz, von unserem Auto … Aber, und das ist das Deprimierende, sie steht da zwischen Hunderten von anderen Bildern und Schicksalen, und auch wenn ihr Verschwinden meine persönliche Tragödie darstellt, so ist sie da draußen natürlich nur eine von vielen. Ich mache mir nichts vor: Wer sollte schon groß Notiz von ihr nehmen? Am Anfang gab es noch etliche Hinweise, aber alle verliefen sie im Sande, und jetzt hat sich schon lange niemand mehr gerührt.«
    Ich wagte die Frage. »Glauben Sie, dass sie noch lebt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann zumindest nicht so einfach davon ausgehen, dass sie tot ist. Das wäre, als würde ich sie im Stich lassen. Es mir bequem machen, mir einreden, dass sie sowieso nicht mehr lebt, und dann anfangen, meine eigene Zukunft zu gestalten. Das große Haus verkaufen, in dem ich mich ziemlich verloren fühle. Ihre Kleider weggeben. Mir eine Wohnung suchen. Eine neue Beziehung aufbauen. Wissen Sie, Jenna«, er sah mich an, »manchmal wünschte ich … die Polizei würde an meiner Tür klingeln und mir

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