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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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geblähten Nüstern und die zuckenden Ohren. Das Weiße der panisch verdrehten Augen leuchtete unheilverkündend aus der Dunkelheit. Achim fluchte. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, Jim ins Haus zu lotsen. Aus den Augenwinkeln nahm er kurz außerhalb des Lichtkreises ein dunkles Bündel neben Jims Strohhaufen wahr. Sofort richtete er seine Taschenlampe auf das Bündel.
    Riesige Augen starrten ihm entgegen, flackerten im totenbleichen Gesicht eines Mädchens. Lange braune Haare klebten dem zierlichen Geschöpf am Kopf, sein grüner Mantel war dunkel vor Nässe. Achim stand wie festgenagelt, ohne die Lampe wegzubewegen, bis er endlich die dem Mädchen über die Wangen rinnenden Tränen bemerkte, das Zähneklappern und den fiebrigen Glanz seiner Augen. Mit einem Satz war er bei ihm und riss es in seine Arme. Ohne sich um den Esel zu kümmern, rannte er mit seiner Last durch den Stall und über den sturmgepeitschten Hof ins Haus und schrie nach Hilfe. Jemand drückte den Schalter, das Flurlicht flackerte auf. Ingrid stürzte ihm verstört entgegen.
    »Was ist los? Wer ist das?« Sie stockte, ihre Augen weiteten sich in einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen. Und dann schrie sie: »Babsi!«
    Zwei Stunden später wachte Achim mit Ingrid im Wohnzimmer über Babsis Schlaf. Während sich Ingrid um heißen Tee und kalte Wadenwickel kümmerte, hielt Achim Babsis winzige Hand in seiner großen, spürte, wie das Zittern ihren Körper verließ und ein heilender Schlummer sie umfing. Er war noch immer erstaunt, in der Scheune kein Kind, sondern eine junge Frau gefunden zu haben. Sie war so klein!
    Ingrid legte ihre Hand in seinen Nacken und streichelte ihn leicht. »Deine Kleider sind noch nass. Ich habe dir einen großen Topf Wasser heiß gemacht. Du solltest dich waschen und dann ins Bett gehen.« Als er protestierte, griff sie fest zu und schüttelte ihn leicht. »Keine Widerrede«, sagte sie. »Es nutzt niemandem, wenn du auch krank wirst. Sollte ihr Fieber morgen immer noch so hoch sein, müssen wir sie zum Arzt bringen.«
    Bedauernd ließ Achim Babsis Hand frei und gab Ingrid einen Gutenachtkuss auf die Wange. In der Tür drehte er sich noch einmal um. Der federleichte Körper der jungen Frau zeichnete sich kaum unter der Decke ab, nur ihr weißes, mit brennend roten Fieberflecken gezeichnetes Gesicht leuchtete aus dem Kranz dunkelbrauner Haare. Achim fühlte eine Zärtlichkeit in sich aufwallen, wie er sie nie zuvor gespürt hatte. Sie sah so verletzlich aus. Verletzlich und zerbrechlich wie ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen.

[home]
43
    I ngrid meint, du seist in meine Mutter verliebt gewesen«, tastete sich Anna vorsichtig in das entstandene Schweigen. Achim hatte einige Minuten lang nicht gesprochen und nur gedankenverloren sein Whiskyglas geschwenkt.
    Er räusperte sich. »Wenn Ingrid es meint, wäre Leugnen wohl zwecklos«, sagte er. »Natürlich war ich verliebt, ich war verrückt nach ihr, aber es war ein abstraktes Gefühl. Ein seltsames Wort in diesem Zusammenhang, ich weiß, aber es drückt mein Empfinden am besten aus. Ich wollte mit deiner Mutter zusammen sein, aber mit ihr zu schlafen ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Obwohl ich selten etwas anbrennen ließ, wie Ingrid dir bestätigen wird.« Das unwiderstehliche Jungenlachen schlich sich zurück in sein Gesicht. »Wenn sie mir nicht schon zuvorgekommen ist«, fügte er hinzu.
    Anna nickte. »Sie ist dir zuvorgekommen. Ich kann dir verraten, dass sie sich gern an dich erinnert.«
    »Das hebt mein Selbstbewusstsein in schwindelnde Höhen.« Er wurde wieder ernst. »Ich war wirklich nicht prüde, doch Babsi rührte mich auf eine andere Art. Ich habe ewig gebraucht, in ihr nicht ein Kind, sondern eine junge Frau zu sehen, und da war es bereits zu spät.«
    »Zu spät?«
    Er zuckte die Schultern. »Verstehe mich nicht falsch, ich hatte keine konkreten Pläne in Bezug auf deine Mutter, aber wenn ich welche gehegt hätte, so könnte man wohl sagen, dass Sylvain sie mir durchkreuzte. Von der ersten Minute an. Ihn ließ sie an sich heran, er machte sie zur Frau, er war derjenige, an den sie sich hängte, der sie beschützen sollte. In deinen Ohren muss ich mich anhören wie ein verbitterter alter Mann, aber dem ist nicht so. Ich gönnte Babsi ihr Glück von Herzen, auch wenn ich bezweifelte, dass Sylvain in der Lage gewesen wäre, sie gegen alle Widrigkeiten des Lebens abzuschirmen.« Er lachte freudlos. »Du siehst, Anna, ich bin ein bisschen

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