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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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einem Gasthaus in Manang verbracht und rüsteten noch vor Sonnenaufgang zum Aufbruch. In Windeseile fingen sie die Pferde ein und schnürten die Lasten auf ihre Rücken. Kurz darauf verließ die kleine Karawane lachend und scherzend den Ort. Der Pangje und sein Freund Namka schritten in einem stetigen Tempo voran, jeder ein Pferd am Zügel hinter sich führend. Dzangbu thronte auf dem Pferd seines Vaters und zappelte vor Ungeduld. Bald konnte er wieder mit seinen Freunden durchs Dorf toben!
    Stunde um Stunde stiegen sie bergan, und nur selten begegneten sie anderen Menschen. Der Pfad führte sie an steilen Geröllabhängen entlang, über Erdrutsche und in immer enger werdende Schluchten, in denen ein falscher Tritt den sicheren Tod bedeutet hätte. Einmal sahen sie in der Ferne einige Bharals, wilde Hochgebirgsziegen mit phantastisch geformten Hörnern, doch schnell wie ein Spuk verschwanden sie wieder. Über ihnen türmte sich der Rücken des Muktinath Himal. Mit seinen dunkelgrauen Zacken wirkte er wie das Bollwerk einer Götterburg, einschüchternd, düster und verboten.
    »Du humpelst wieder stärker«, bemerkte Namka.
    »Der Fuß schmerzt, wenn die Kälte kommt. Die lange Wanderung hat natürlich auch ihren Teil dazu beigetragen.«
    »Da magst du recht haben. Ich spüre meine Knie.« Namka brach in Gelächter aus. »Wir werden alt, Pangje. Bald brauchen wir Gehstöcke.«
    »Alt? Ich hoffe, das Alter lässt uns noch zwanzig Winter in Ruhe. Zwanzig? Ach was, dreißig Winter. Ich fühle mich gesund und stark. Da!« Der Pangje beschleunigte seine Schritte und zog das Pferd hinter sich her. Er brauche nichts zu beweisen, rief Namka ihm, immer noch lachend, hinterher, doch der Pangje lief einfach weiter. Er verspürte plötzlich das Bedürfnis, unvernünftig zu sein und seine Kräfte sinnlos zu vergeuden. Dzangbu jubelte und trieb das Pferd an, doch bereits nach kaum zweihundert Metern forderte die dünne Luft ihren Tribut. Der Pangje unterbrach seinen wilden Lauf und blieb schwer atmend neben dem nicht minder erschöpften Tier stehen. Es dauerte nur einen kurzen Moment, dann richtete er sich auf, winkte seinen Freunden zu und setzte sich in angemessenem Tempo wieder in Bewegung. Es tat gut, mit seinem Sohn allein zu sein, die anderen würden sie ohnehin bald eingeholt haben. Gutgelaunt bogen sie um eine Felskante.
    Sie liefen direkt in sie hinein. Die sechs Männer kauerten auf einer ebenen Schotterfläche zwischen hohen Felswänden und waren so in ihr Tun vertieft, dass sie ihn, Dzangbu und das Pferd erst bemerkten, als sie quasi schon zwischen ihnen standen. Dann jedoch sprangen die Männer aufgeregt schreiend hoch, und ein Lidzwinkern später blickte der Pangje in zwei auf ihn gerichtete Gewehrläufe. Entsetzt wich er zurück, wollte fliehen, doch sein Pferd versperrte ihm den Rückweg. Dzangbu kreischte vor Angst, Stimmen flogen durcheinander, bis einer der Männer die Aufregung übertönte.
    »Was machst du hier?« Der Fragesteller, ein kräftiger Mann, musste trotz seiner Jugend der Anführer sein. Sein glattes, nichtssagendes Gesicht verriet keine Regung, aber der Pangje hatte genug gehört. Der Mann sprach das Nepalesisch der tieferen Regionen. Er gehörte nicht hierher.
    Dem Pangje pochte das Blut in den Ohren, aber er hatte sich im Griff. »Dieselbe Frage könnte ich dir stellen«, sagte er ruhig.
    »Das geht dich nichts an«, sagte der Mann barsch. »Seid ihr allein?«
    »Ja.«
    »Dann verschwindet und vergesst, was ihr gesehen habt.«
    Ohne ein weiteres Wort ergriff der Pangje die Zügel seines Pferds und wandte sich zum Gehen. Er musste seine Leute warnen. Die Männer wirkten zu allem bereit.
    In diesem Moment trat Namka hinter dem Felsvorsprung hervor.
    »Was –«, hob er an. Ein Schuss schnitt ihm das Wort ab.
    Der Pangje wirbelte herum. Mit einer einzigen fließenden Bewegung entriss er dem Mann das Gewehr und schleuderte es über den Pfad hinaus in den Abgrund. Sofort griffen die anderen Männer an. Aus dem Augenwinkel sah er noch, wie sich seine Gefährten ihrerseits auf die Fremden stürzten, dann ging alles in einem Wirbel aus Schlägen und Tritten und blitzenden Messern unter. Weitere Schüsse knallten, Menschen schrien, und plötzlich war alles vorbei.
    Fassungslos vor Entsetzen stand der Pangje inmitten des Schlachtfeldes. Direkt vor seinen Füßen lag Namka, seine gebrochenen Augen in den Himmel gerichtet, die Miene für immer erstarrt zu einer Maske des Erstaunens. Die erste Kugel des

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