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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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als eine Katze, mit einem runden Gesicht, rotbraunem Fell und schwarzen Knopfaugen, die ihrerseits Anna neugierig musterten. Das Schild wies das an eine Kreuzung aus Waschbär und Fuchs erinnernde Wesen als Roten Panda aus, allerdings war er mit keinem der Tiere direkt verwandt, sondern stellte eine eigene Art. Anna war so entzückt von dem Tier, dass sie vorübergehend ihren Kummer vergaß. Minutenlang beobachtete sie den Roten Panda und seine Mitgefangenen, die geschickt durch das Astwerk des Baumes in ihrem Gehege kletterten.
    »Was für wundervolle Geschöpfe«, bemerkte sie.
    »Nicht wahr?«, bestätigte Kim. »Seit ich sie zum ersten Mal sah, ist es mein drittgrößter Traum, einmal Rote Pandas in Freiheit zu sehen. Leider sind sie entsetzlich scheu. Außerdem vermute ich, dass ihnen die Wälder rund um Darjeeling zu hektisch sind.«
    »Und dein zweitgrößter Traum?«
    »Eine neue Tierart zu entdecken, die auf meinen Namen getauft wird. In meinem Fachgebiet wird wahrscheinlich sogar etwas daraus.«
    »Ich könnte mir auch vorstellen, dass es einfacher ist, eine neue Natter zu entdecken, als eine bis dato unbekannte Tigerrasse«, sagte Anna, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Bist du mir etwa noch böse wegen meines Kommentars auf der Herfahrt?«
    Anna grinste. »Nein, natürlich nicht. Aber nun rück auch mit dem allergrößten Traum heraus. Vielleicht ein eigener Zoo voller Lurche?«
    »Oh, mein Traum ist sogar noch unrealistischer. Ich möchte einen Blick auf Uncia uncia werfen, das Phantom der Berge. In freier Wildbahn natürlich.«
    »Uncia uncia? Was ist das?«
    »Wird nicht verraten. Wenn du dich von den roten Fellknäueln hier trennen magst, folge mir einfach.«
    »Darf ich den Panda fragen, ob er mitkommen möchte?«
    »Wenn du ihn mit einem Bambuswald lockst, lässt er sich sicher überreden.«
    Anna lachte, endlich, auch wenn das heulende Elend sie schnell genug wieder einholen würde. Sie ahnte, dass sie noch lange an dem Brocken zu kauen haben würde, den Ingrid ihr serviert hatte. Wobei es ihr als das Schlimmste an der Sache erschien, zu Passivität verurteilt zu sein. Die Tatsachen waren vor langer Zeit geschaffen worden, und sie hatte damit zu leben, ob sie wollte oder nicht. Ob sie Eddo jemals wieder in die Augen sehen konnte? Wie würde er reagieren, wenn sie ihn mit seinem Betrug konfrontierte? Und Timo, ihr Halbbruder? Anna schüttelte die Gedanken für den Moment ab und beeilte sich, Kim auf dem in einen Wald führenden Pfad einzuholen. Mit jedem Schritt wurden die Stimmen der anderen Besucher, das Kreischen der Vögel und das gelegentliche Brüllen der Tiger leiser, bis nur noch Blätterrauschen sie umfing. Neugierig stapfte sie hinter Kim her, und bald erreichten sie auf einer Lichtung zwei sehr große, von einem niedrigen Gebäude voneinander getrennte Gehege. Niemand war zu sehen, weder Mensch noch Tier.
    Kim nahm ihre Hand und hielt den Zeigefinger der anderen Hand an die Lippen. Seine Anspannung übertrug sich augenblicklich auf Anna. Leise schlichen sie weiter und fanden sich kurz darauf auf einem schmalen Weg wieder, der von einer etwa drei Meter hohen Felswand auf der einen und Maschendraht auf der anderen Seite begrenzt war, der einzigen Barriere zwischen ihnen und dem Bewohner des Geheges, welcher Art auch immer er sein mochte.
    »Welches Tier lebt hier?«, flüsterte Anna.
    »Warte –«
    Kim brachte seinen Satz nicht zu Ende. Der Angriff kam ebenso überraschend wie ungestüm. Anna schrie entsetzt auf und prallte im Zurückweichen schmerzhaft mit dem Rücken gegen die Felswand, als ein mächtiges Tier gegen den Maschendraht sprang. Einen Sekundenbruchteil später ließ sich der Angreifer von dem Zaun auf den Boden fallen und kam rücklings zu liegen. Katzenaugen, blassgrün wie Gletschereis, spähten durch den Zaun, und Anna erkannte schließlich, was da aus dem Nichts aufgetaucht war: eine Raubkatze, schöner als alle, die sie bisher gesehen hatte. Einen guten Meter lang, mit einem dunkelgrau gefleckten cremefarbenen Fell und bemerkenswert weißen und spitzen Zähnen. Riesige Pranken ließen todbringende Klauen vermuten, doch die Raubkatze zeigte sie nicht. Annas Herz pochte noch immer bis zum Hals, als sie sich wieder zu rühren wagte. Weiterhin auf dem Rücken liegend, die Beine in die Luft gestreckt, verfolgte die Raubkatze gespannt jede ihrer Bewegungen. Ihr endlos langer Schwanz zuckte nervös – ein Räuber, der seine Beute fixiert. Doch irgendetwas war anders. Dem Tier

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