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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Sie wollten ihre Stute stehlen! Wie konnten sie es wagen?! Moira schrie entsetzt auf, packte die Sense und rannte zu Artemis. Angst hämmerte in ihrem Brustkorb, aber der Zorn war noch größer.
    Es waren drei Männer, vermutlich entlaufene Sträflinge, in einfacher Kleidung und mit unrasierten Gesichtern. Einer von ihnen versuchte, die Stute zu beruhigen, ein anderer war gerade dabei, ihr das Halfter überzustreifen. Sie durften ihr nicht auch noch Artemis nehmen! Nicht die Stute, für die Duncan so hart gearbeitet hatte!
    Â»Fort mit euch!«, rief Moira atemlos. »Verschwindet!«
    Wut und Angst verliehen ihr Kraft. Mit einem heiseren Schrei stürmte sie voran und ging auf den vordersten der Männer los. Die Sense sauste an ihm vorbei. Er ließ das Halfter los und sprang zurück. Sofort bäumte Artemis sich auf. Ein Luftzug fuhr durch Moiras Haare, die Pferdehufe verfehlten sie knapp.
    Der Mann fluchte. »Die Frau ist ja vollkommen närrisch!«
    Â»Verschwindet!«, zischte sie und hob erneut die Sense.
    Â»Ho, ho, ganz langsam, Mädchen!« Der Mann, den sie angegriffen hatte, sprach mit ihr wie mit einem wilden Pferd, während er vor ihr zurückwich. »Los, weg hier!«, rief er dann den anderen zu. »Wir haben, was wir wollten!«
    Â»Bist du irre?«, gab einer seiner Spießgesellen zurück. »Der Captain hat gesagt, auch den Gaul!«
    Â»Ich setze doch nicht für einen blöden Gaul mein Leben aufs Spiel!«, versetzte der Erste. Er hob einen prall gefüllten Sack auf, den Moira bislang nicht wahrgenommen hatte. »Na los, lasst uns gehen!«
    Â»Nein, erst das Pferd!«
    Nun näherte sich der andere Artemis, die schnaubend einen Schritt zurückwich, und versuchte, nach dem Halfter zu greifen.
    Â»Wagt es nicht!« Moira umklammerte die Sense fester, schwang sie hin und her, fast wie vorhin, als sie das Getreide geschnitten hatte, und schrie ihre Wut laut hinaus. Doch dahinter lauerte die Erschöpfung. Lange würde sie nicht mehr durchhalten. Und was konnte sie schon allein gegen drei Männer ausrichten? Aber sie würde sich die Stute nicht kampflos nehmen lassen, sie würde …
    Â»Verdammt, da kommt jemand!«
    Â»Verschwindet, ihr Gesindel!« Ein Reiter preschte auf sie zu. Hastig griffen die Diebe nach ihren Bündeln und rannten davon.
    Moira stand noch immer mit erhobener Sense da und sah ihnen nach.
    Â»Ist alles in Ordnung, Madam?« Der Mann, der ihr zu Hilfe gekommen war, hatte sie erreicht und stieg vom Pferd. Er hielt sich sehr gerade und trug trotz der Hitze einen dunkelblauen Rock. Moira kannte ihn nicht.
    Â»Ja.« Sie ließ die Sense sinken und strich sich erschöpft das Haar aus der Stirn. Ihr Kopftuch hatte sich gelöst und war ihr vom Kopf gerutscht, Schweiß brannte in ihren Augen. Jetzt erst merkte sie, wie sehr sie zitterte. »Ja, das ist es. Vielen, vielen Dank, Sir, dass Ihr gekommen seid.«
    Â»Man kann mit diesem Gesindel nicht vorsichtig genug sein.« Der Mann warf einen Blick zur Hütte. »Ist Mister O’Sullivan zu Hause?«
    Sofort versteifte Moira sich. »Wieso?«, gab sie misstrauisch zurück.
    Sie hatte weder Lust noch Kraft, noch mehr Leuten von Duncans Verschwinden zu erzählen.
    Â»Ich komme vom Magistrat. Ich habe Mr O’Sullivan etwas auszuhändigen«, sagte der Mann und holte ein versiegeltes Schreiben aus seiner Packtasche. »Ihm oder Mrs Moira McIntyre. Ich nehme an, das seid Ihr.«
    Moira nickte nur stumm. Sie nahm das Papier in Empfang und steckte es ungeöffnet in die kleine Tasche in ihrem Rock. Was immer es war – sie würde es später lesen. Noch mehr Hiobsbotschaften konnte sie jetzt nicht ertragen.
    Ungeduldig wartete sie, bis der Bote sich verabschiedet hatte. Dann führte sie die Stute in den kleinen Verschlag und band sie an. Das Tier stupste sie ungeduldig an die Schulter, bis Moira ihm den letzten Armvoll Heu gegeben hatte und es seinen großen Kopf in der Krippe versenken konnte.
    Die drei Männer waren keine entflohenen Sträflinge gewesen, schoss es Moira durch den Kopf, während sie Artemis beim Fressen zusah. Sie waren einfach gekleidet, aber weder zerlumpt noch schmutzig gewesen. Keiner von ihnen hatte Spuren von Fesseln oder der Peitsche aufge­wiesen. Und sie hatten einen Captain erwähnt. Unschwer zu erraten, dass es sich dabei um Penrith handeln musste.
    Als sie ihre Hütte

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