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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Aber«, fuhr Ann fort, bevor Moira etwas erwidern konnte, »er hat mir Geld dagelassen. Für Eure monatliche Zahlung. Wartet, ich hole es.«
    Die Tür schloss sich. Moira schluckte. Ob sie Joey vielleicht trotzdem sehen konnte? Es musste doch einen Weg geben, irgendetwas …
    Sie hörte schnelle Schritte hinter der Haustür, dann öffnete Ann erneut. Nicht weit, wieder nur einen schmalen Spalt, durch den sie ihr einen kleinen Beutel hinhielt.
    Â»Hier«, murmelte die junge Sträflingsfrau. Als Moira den Beutel ergriff, zog Ann ihre Hand so schnell zurück, als wäre Moira eine giftige Schlange, die sie beißen könnte.
    Â»Danke«, presste Moira hervor. Sie wollte noch etwas sagen, aber Ann hatte die Tür bereits wieder geschlossen.
    Moiras Wangen brannten vor Scham. Sie kam sich vor wie eine Bettlerin, die man mit ein paar Münzen abspeiste. Aber das Geld stand ihr zu – zumindest hatte McIntyre sich mit ihr darauf geeinigt, als sie sich getrennt hatten.
    Noch auf der Veranda öffnete sie den Beutel. Ein kurzer Blick zeigte ihr, dass es mehr und höherwertigere Münzen waren als sonst. Wollte McIntyre sein schlechtes Gewissen etwa mit einer üppigen Zahlung beruhigen?
    Sie schloss den Beutel und verstaute ihn in der Tasche ihres Rocks, dann löste sie die Zügel der Stute vom Geländer. Joey … Ihre Brüste fingen erneut an, schmerzhaft zu spannen. Er war so nah und doch so weit entfernt. Nur ein paar Türen trennten sie von ihrem Sohn, und doch konnte sie nicht zu ihm.
    Nur mit Mühe riss sie sich vom Haus los und führte das Pferd die Straße entlang, wo trotz der sommerlichen Hitze etliche Menschen unterwegs waren. Hauptsächlich freie Siedler, die ihre Einkäufe in dem einzigen Laden des Ortes tätigten – die Sträflinge waren sicher bereits wieder auf den Feldern.
    Der Beutel mit dem Geld war schwer, sie spürte ihn beim Gehen an ihrem Bein. Ob sie gleich etwas kaufen sollte, vielleicht eine kleine Seite Speck und etwas Reis? Oder wäre es besser, erst einmal nach Parramatta zu reiten, um die Strafe zu bezahlen? Nein, entschied sie schnell, damit würde sie sich noch etwas mehr Zeit lassen. Aber sie könnte in dem Laden fragen, ob jemand Duncan gesehen hatte. Und möglicherweise würde McIntyre doch schneller als erwartet zurückkommen, dann könnte sie mit ihm reden – und ihn bitten, einen Blick auf Joey werfen zu dürfen.
    Noch während sie unschlüssig vor dem Laden stand, sah sie eine einfach, aber sauber gekleidete Frau mit schnellen Schritten über die Straße und auf McIntyres Haus zueilen. Die Haare hatte sie unter einer weißen Haube verborgen, ihre Figur war eher üppig als schlank. Sie machte einen gesunden, freundlichen Eindruck – das war sicher keine Patientin. Vielleicht jemand, der für einen anderen Hilfe holte? Oder – Moira durchfuhr es wie ein Blitz – die Amme? Konnte das Joeys Amme sein?
    Unauffällig stellte sie sich hinter ihre Stute und beobachtete, was geschah.
    Die Frau klopfte. Moira konnte sehen, wie die Tür zu McIntyres Haus geöffnet wurde, zuerst etwas zögernd, dann erschien Ann in der Öffnung und bat sie herein. Das war die Amme, ganz sicher war sie das! Die Frau, die Joey versorgte.
    Kurz darauf öffnete sich die Tür erneut. Ann kam heraus, mit einem Korb unter dem Arm. Moira drückte sich noch näher an die Stute. Ann sah sich hastig um, als wäre sie auf der Flucht, und huschte dann in kleinen, eiligen Schritten über die Straße zum Laden.
    Moiras Herz schlug schneller. Ob sie es wagen könnte, noch einmal hinüberzugehen? Aber erst musste sie das Pferd loswerden. Sie führte die Stute in eine Seitenstraße, doch als sie sie dort an einem dichtbelaubten Baum anbinden wollte, glitt ihr vor lauter Aufregung der Zügel aus der Hand. Erst beim zweiten Anlauf klappte es. Sie strich ihre schweißfeuchten Handflächen an ihrem Rock ab, dann mar schierte sie auf McIntyres Haus zu.
    Sie musste zu Joey, jetzt und auf der Stelle! Und die fre mde Frau konnte ihr dabei helfen.
    Sie hatte keinen Plan, keine Idee, was sie tun musste, handelte rein instinktiv. Atemlos, zitternd hämmerte sie an der Tür. Als ihr geöffnet wurde, musste sie sich kaum verstellen, so sehr bebte sie.
    Â»Bitte«, keuchte sie, als sie in das besorgte Gesicht der Frau blickte. »Bitte, ich … muss

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