Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
Vom Netzwerk:
wurde ein wenig blasser, behielt aber die Fassung. Kein Wort kam über ihre Lippen.
    Â»Und natürlich dieser eingeborene Krieger, dieser Pemulwuy.«
    Je schneller er den schwarzen Mistkerl aufspürte, desto schneller konnte er rehabilitiert werden. Möglichst noch, bevor seine Quecksilberbehandlung anfangen würde.
    Sie presste ihre Lippen zusammen. »Es ist besser, wenn Ihr jetzt geht, Captain.«
    Â»Langsam, Mrs McIntyre, wir sollten vernünftig miteinander reden.« Er versuchte sich an einem gewinnenden Lä cheln. »Ich möchte Euch helfen. Oder, sagen wir, ich möcht e Euch einen Handel anbieten.«
    Sie stand noch immer und sah ihn unverwandt mit diesen irritierend hellen Augen an. »Einen Handel?«
    Er nickte. »Ich weiß, in welchen Schwierigkeiten Ihr Euch befindet. Allein werdet Ihr die Ernte nie und nimmer bewältigen. Ich könnte Euch einige Sträflinge als Erntehelfer abstellen und für einen guten Verkauf des Weizens sorgen. Außerdem würde ich Euch auch finanziell unter die Arme greifen. Es sieht mir nicht so aus, als würdet Ihr in Reichtümern baden.« Er wies mit einem leichten Nicken in den Raum. »Und das alles für einen einzigen Hinweis, wo ich diesen Pemulwuy finden könnte.«
    Sie stieß sich von der Wand ab. »Ich bin nicht käuflich, Captain Penrith. Und jetzt bitte ich Euch zu gehen.«
    Â»Ich war noch nicht fertig, Mrs McIntyre.« Unter seinen feinen Lederhandschuhen juckte es, aber er bezwang den Wunsch, sich zu kratzen. Dann spielte er seinen größten Trumpf aus. »Ich könnte Euch zudem Hilfe bei einer anderen Sache anbieten.«
    Sie blickte auf. »Und die wäre?«
    Â»Euer Kind zurückzubekommen.«
    Sie stand auf einmal stocksteif da. »Joey?«, flüsterte sie tonlos.
    Zum ersten Mal bröckelte ihre mühsam aufrechterhaltene Fassung. Penrith konnte sehen, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten.
    Er hatte ins Schwarze getroffen – auch wenn er beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte, wieso die Leute so rührselig wurden, sobald es um ihren Nachwuchs ging. Er selbst hatte keine Kinder – zumindest keine, von denen er wusste. Gut möglich, dass eine der Sträflingsdirnen, die er sich nachts in sein Bett geholt hatte, einen Bastard von ihm ausgetragen hatte.
    Â»So ist es, Mrs McIntyre. Wenn Ihr mir helft, diesen Pemulwuy zu erwischen, bekommt Ihr Euren Sohn zurück.«
    Jetzt schwankte sie tatsächlich. Sie ging zum Tisch, stützte sich ab und setzte sich dann auf den Hocker ihm gegenüber.
    Â»Wie?«, murmelte sie. »Wie wollt Ihr das anstellen?«
    Er winkte lässig ab. »Mit genügend Geld kann man jeden bestechen. Auch das Auge des Gesetzes.«
    Ob es je dazu kommen würde, stand auf einem anderen Blatt. Noch brauchte er McIntyre schließlich.
    Er legte so viel Wärme in seine Stimme, wie er fähig war. »Stellt Euch vor«, murmelte er eindringlich, »wie es wäre, wenn Ihr Euer Kind wieder bei Euch hättet. Wenn der Junge wieder in seiner Wiege liegen würde. Seine ersten Schritte, seine ersten Worte …«
    Eine einzelne Träne löste sich, rann über ihre Wange. Es war ein befremdlicher Anblick – er hatte sie noch nie weinen gesehen.
    Â»Ich merke, Mrs McIntyre, Ihr seid erfreulich einsichtig.«
    Sie schaute ihn an, einen endlos langen Moment. Dann wurde ihr Blick wieder hart. Sie schüttelte den Kopf und stand auf. »Ich fürchte, da irrt Ihr Euch, Captain Penrith. Und jetzt bitte ich Euch zum letzten Mal, mein Haus zu verlassen.«
    Penrith hätte sie am liebsten geschlagen. Nur mühsam konnte er die Wut bezähmen, die plötzlich wie heiße Lava durch seine Adern schoss.
    Â»Ich hätte Euch für klüger gehalten, Mrs McIntyre.« Er kippte den letzten Rest Rum hinunter und erhob sich ebenfalls. »Mein Angebot steht. Ich würde es mir an Eurer Stelle wirklich noch einmal überlegen.«
    Sie schüttelte erneut den Kopf und griff nach dem einfachen Reisigbesen, der in einer Ecke lehnte. »Raus hier!«, flüsterte sie.
    Jäh loderte Hass in ihm auf. So musste er sich nicht behandeln lassen! Er hatte sich seinem Ziel so nah geglaubt, so nah … Und nun musste diese verdammte Schlampe ihm einen Strich durch die Rechnung machen! Was glaubte sie, wer sie war?
    Mit wenigen Schritten war er bei ihr, riss ihr den Besen aus der Hand und

Weitere Kostenlose Bücher