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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Bitte, bitte, lass sie offen sein …! Und bitte, lass Joey jetzt nicht schreien! Sie konnte die Klinke fast geräuschlos hinunterdrücken, dann stand sie auch schon draußen. Leise, leise schloss sie die Tür hinter sich und entfernte sich mit schnellen Schritten vom Haus, Joey eng an sich gedrückt. Fort, nur fort von hier. Aber nicht nach vorne, wo man von der Stube aus auf die Straße sehen konnte.
    Was jetzt? Wohin? Die Möglichkeit, ihr Kind zu entführen, hatte sie nie in Erwägung gezogen. Für einen kurzen Augenblick durchströmte sie dasselbe Gefühl von Anspannung und gleichzeitig flirrendem, schwindelerregendem Übermut wie damals, als sie mit Duncan die Gelegenheit zur Flucht genutzt hatte. Auch jetzt flüchtete sie.
    Auf der Straße waren nur wenige Menschen unterwegs. Niemand erkannte sie, niemand nahm Notiz von ihr. Sie zwang sich, nicht zu schnell zu gehen, um nicht doch noch misstrauische Blicke auf sich zu ziehen. Ob die Amme schon gemerkt hatte, dass sie fort war? Dass Joey fort war? Und wenn schon – sie unterdrückte den Wunsch, sich umzudrehen, ging einfach weiter, bis sie in die Seitengasse abbog, in der sie die Stute angebunden hatte. Fast rechnete sie damit, dort bereits die Konstabler zu sehen, aber niemand erwartete sie.
    Mit zitternden Händen presste sie ihren Sohn an sich, das Herz schlug laut in ihren Ohren. Ohne Hilfe und mit nur einem freien Arm würde es ihr nicht gelingen, auf das Pferd zu steigen. Sie blickte sich um. Noch immer schien niemand von ihr Notiz zu nehmen. Behutsam legte sie Joeys eingewickelten kleinen Körper unter einen Strauch, der neben der Straße wuchs. Der Junge drehte den Kopf und verzog das Gesicht, blieb aber still. Moira schlang das Schultertuch um sich, hob ihr Kind in den so entstandenen Beutel, achtete darauf, dass auch der kleine Kopf gestützt wurde, und verknotete das Tuch. Jetzt kam sie sich fast wie eine Kängurumutter vor.
    Joeys kleiner warmer Körper hing nun aufrecht vor ihr, sein Köpfchen, das von einer leichten Mütze bedeckt wurde, befand sich dicht unter ihrem Kinn. Wenn er nur nicht zu schreien begann …
    Nun, da sie beide Hände frei hatte, gelang ihr das Aufsteigen fast mühelos. Sogar das Pferd benahm sich diesmal, als wüsste es um die kostbare Fracht. Moira presste ihm die Fersen in die Seite.
    Â»Los, Artemis«, feuerte sie die Stute leise an. »Bring uns fort von hier.«
    *
    Â»Hast du dich auch in der Hütte umgesehen? Und auf dem Feld?«
    Â»Natürlich.« Joseph wirkte leicht gekränkt. »Für wen hältst du mich? Du kannst mir schon glauben: Moira war nicht da. Sie nicht, der Junge nicht und das Pferd auch nicht. Wahrscheinlich ist sie in Parramatta oder besucht irgendeinen Nachbarn. Oder sie ist bei ihrer Freundin, dieser Elizabeth.«
    Â»Aber dann hätte sie doch sicher eine Nachricht für mich hinterlassen.« Duncan schluckte den letzten Löffel von dem faden Brei aus Körnern und Wurzeln hinunter und schob die leere Rindenschüssel von sich. »Hast du nichts dergleichen gesehen? Einen Zettel oder etwas Ähnliches?«
    Joseph schüttelte den Kopf. »Ich habe genau nachgesehen. Aber natürlich bin ich nicht hingegangen und habe eure Hütte durchwühlt. Es sah sowieso schon ziemlich verwahrlost aus.«
    Â»Verwahrlost?«
    Â»Na ja, das ist vielleicht zu viel gesagt. Aber die Hütte machte einen irgendwie – unaufgeräumten Eindruck. Anders als sonst.« Joseph klopfte ihm unbeholfen auf die Schulter. »Es geht ihr sicher gut, und du machst dir völlig unnötig Sorgen.«
    Duncan streckte vorsichtig sein rechtes Bein aus. Joseph hatte gut reden. Was mochte es bedeuten, dass er Moira nicht angetroffen hatte? Wo um alles in der Welt steckte sie? War sie wirklich mit dem Kleinen fortgeritten?
    Ein Abendvogel sang, über ihnen rauschten die Blätter, in der Luft hing der Geruch von gekochten Wurzeln. Zwischen den einfachen Blätterhütten liefen kleine Kinder und die allgegenwärtigen Dingos herum. Ein paar Heranwachsende übten sich im Werfen mit Speer und Wurfholz. Eine Mutter legte ihr Neugeborenes in eine Trage aus weicher Rinde; beim Anblick des winzigen nackten Kindes krampfte sich in Duncan etwas schmerzhaft zusammen.
    Sein Blick kehrte zurück zur großen Feuerstelle, an der er mit Joseph und den Eora -Männern saß. Einige der Männer aßen noch,

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