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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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sich in der Ferne verlor, sah sie eine Staubwolke aufsteigen. Kurz darauf hörte sie das Rumpeln eines Fuhrwerks oder einer Kutsche. Noch vor wenigen Jahren, so hatte ihr Elizabeth einmal erzählt, war dieser Weg kaum mehr als ein Trampelpfad gewesen, aber inzwischen hatte man ihn auf zwanzig Fuß verbreitert. Jetzt konnten hier sogar Kutschen fahren.
    Es war besser, wenn man sie nicht hier sah. Kurz entschlossen lenkte sie das Pferd von der Straße, hinein in den Wald.
    Die hohen Bäume umschlossen sie mit dunkler Kühle. Schweiß glänzte auf Artemis’ braun-weiß geschecktem Fell; nicht nur Joey brauchte dringend eine Pause.
    Moira glitt vom Pferderücken, Joey mit einem Arm umfassend. Ihr eigener, rasender Herzschlag hatte sich etwas beruhigt, aber noch immer pumpten der Triumph und die überschäumende Freude, ihr Kind wieder bei sich zu habe n, jede Erschöpfung aus ihren Adern.
    Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und löste die Knoten, die Joey hielten. Aus dem wie eine Mumie eingepackten Bündel stieg ein scharfer Geruch auf, aber da s Wickeln musste noch warten.
    Die Stute hatte ihren Kopf über eine Pfütze mit Brackwasser gesenkt und trank. Auch Moiras Kehle brannte vor Durst, aber erst musste sie sich um Joey kümmern.
    Ihre Bluse war durchnässt von ihrer Milch, sie konnte den Stoff nur mit Mühe von ihrer Haut lösen. Kaum hatte sie das Kind angelegt, umschloss auch schon der kleine Mund ihre Brustwarze. Tränen des Glücks und der Erleichterung schossen ihr in die Augen, als sie endlich wieder das vertraute Ziehen spüren, das hungrige Schmatzen hören durfte.
    Ein warmer Wind wehte durch den Wald, strich durch ihr Haar und über ihre entblößte Brust. Sie legte den Kopf in den Nacken und blinzelte durch das rauschende Blätterdach in den Himmel.
    Nur langsam klärten sich ihre Gedanken. Was um alles in der Welt tat sie hier? Sie hatte ihr Baby entführt. Sie war auf der Flucht. Schon wieder.
    Sie brauchte ein Ziel, eine Zuflucht. Wohin konnte sie sich wenden? Nicht zurück nach Hause, in ihre Hütte am Rand von Parramatta. Dort würde man sie sofort aufspüren. Und auch Elizabeth schied aus – eigentlich alle näheren Bekannten. Überall dort würde man sie suchen.
    Sie ließ Joey nur ein paar Minuten trinken. Mehr Zeit gönnte sie sich und ihm nicht. Sie wollte, sie musste weiter, fort von den anderen Menschen, die sie erkennen konnten.
    Bevor sie das Pferd erneut auf die Straße lenkte, sah sie sich nach möglichen Verfolgern um. Niemand war zu sehen, die Staubwolke war verschwunden.
    Sie hielt erst wieder an, als sich die breite, bislang fast schnurgerade Straße gabelte; zwei handbeschriebene Holzplatten, die jemand an einen Stecken genagelt hatte, wiesen die Richtung aus: links ging es nach Green Hills, rechts nach Castle Hill.
    Castle Hill? Hatte der Gouverneur dort nicht vor kurzem ein weiteres Sträflingslager eröffnet? Kein passender Platz, um mit einem Säugling unterzukriechen. Und Green Hills? Wenn sie sich recht an die Landkarte erinnerte, die sie einmal gesehen hatte, dann war das eine der Siedlungen am Hawkesbury.
    Grüne Hügel. Das hörte sich schön an.
    *
    Der weiche Waldboden dämpfte Moiras Schritte. Joey schlief, fest vor ihre Brust gebunden.
    Bis zum Nachmittag war sie der staubtrockenen, vor Hitze flirrenden Straße gefolgt, das Geräusch der klappernden Pferdehufe und das Rauschen eines leichten Windes in den Ohren. Hier und da hatte sie in der Ferne ein vereinzeltes Farmhaus oder einen Schuppen gesehen – nichts, von dem eine Gefahr ausging. Erst als die Häuser dichter standen und Green Hills nicht mehr weit sein konnte, war sie rechts auf einen der Wege eingebogen, die von der Straße abzweigten. Sie wusste nicht, wohin er führte. Sie wusste nur, dass sie niemandem begegnen wollte.
    Der schmale Weg war zu einem bloßen Pfad geworden, der immer tiefer in den Busch führte. Überall reckten sich hohe Eukalyptusbäume in den Himmel. Binnen kurzem standen die Bäume zu dicht, wuchsen die Äste zu niedrig, um gefahrlos hindurchzureiten, so dass Moira hatte absteigen müssen.
    Das Gebiet war durchzogen von vielen schmalen Wasser läufen. Schon bald hatte Moira einen kleinen Fluss entdeck t, nicht breiter als drei Schritte, der rasch und klar zwischen seinen grasigen Ufern dahinfloss. Artemis zog es ebenfalls dorthin;

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