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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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drängender. Teufel noch mal, wo blieb der Trottel? Und wieso hatte er, Penrith, bloß nicht daran gedacht, die dumme Kuh von Haushälterin dar­ auf hinzuweisen, niemandem außer seinem Arzt zu öffnen?
    Penrith hatte sich eben aus den stinkenden Laken gekämpft, als McIntyre endlich in sein Zimmer trat. Er habe keine Ahnung, wer sie da aus dem Schlaf reiße, beteuerte der Arzt, während er versuchte, auch den zweiten Arm in den Ärmel seines schwarzen Rocks zu stecken, den er über sein Nachthemd geworfen hatte.
    Â»Habt Ihr etwa jemandem verraten, wo Ihr …« Penrith hielt inne, als er die aufgeregte Stimme zu erkennen glaubte, die von unten heraufdrang. Täuschte er sich, oder war das tatsächlich die junge Mrs McIntyre? Den entgeisterten Gesichtszügen seines Arztes nach lag er offenbar richtig.
    Â»Wie konntet Ihr es wagen, Eurem … Eurem Frauchen Bescheid zu geben?«, fuhr er McIntyre gedämpft an.
    Â»Das habe ich nicht, Sir. Sie … Ich kann mir das nicht erklären.«
    Â»Mir ist egal, ob Ihr es erklären könnt! Ihr werdet jetzt augenblicklich hinuntergehen und dafür sorgen, dass sie wieder verschwindet! Und wenn Ihr auch nur ein Wort dar­über verliert, warum Ihr hier seid …«
    Â»Natürlich, Sir.« McIntyre hatte den Ärmel endlich gefunden. Er sah lächerlich aus, wie er im Halbdunkel, den Rock über dem Nachthemd, aus dem Zimmer eilte. Gleich darauf stampften seine schweren Schritte die Treppe hinunter.
    Penrith hatte Mühe, seine Wut zu bezähmen. Er ließ die Tür geöffnet und stellte sich dahinter, um zu verstehen, was gesprochen wurde.
    Von unten drangen erregte Wortfetzen, als McIntyre seine Frau anfuhr.
    Â»Bitte, Alistair …« Ihre Stimme zitterte merklich, sie schien kurz vor einem Zusammenbruch.
    Himmel, die Frau hatte Nerven, hier aufzutauchen! Ging es etwa schon wieder um dieses vermaledeite Balg? Aber dann schnappte Penrith einen Namen auf, der ihn aufhorchen ließ. Er beugte sich vor und hörte mit wachsender Zufriedenheit, was die junge Frau zu sagen hatte.
    *
    Der Schmerz schien von überall zu kommen. Pochende, zie hende, zermürbende Qual. Duncans gesamter Körper schien nur noch aus diesem Schmerz zu bestehen, der im Rhythmus eines Herzschlags pulsierte. Licht drang durch seine geschlossenen Lider, er hörte Husten, Stöhnen, roch die Ausdünstungen anderer Menschen. Wo war er? Was war geschehen?
    Er spürte eine Berührung an seinem Hals. Sein rechtes Augenlid wurde hochgezogen, eine verwaschene Gestalt beugte sich über ihn, eine Männerstimme sagte etwas, das er nicht begriff. Dann ein neuer, vernichtender Schmerz, als sich jemand an seinem Bein zu schaffen machte. Ihm war schwindelig, übel, elend.
    Â»Wir können nicht länger warten«, verstand er dann.
    Worauf?, wollte er fragen, aber er brachte das Wort nicht über die Lippen.
    Jemand stützte seinen Kopf, dann spürte er den kalten Rand eines Bechers an seinen Lippen. Ein scharfer, beißender Geruch stieg aus dem Gefäß auf, und als er mühsam schluckte, schmeckte er den minderwertigen Rum, den man hier überall in der Kolonie billig bekommen konnte. Wieso gaben sie ihm Rum? Wieso kein Wasser? Das hochprozentige Getränk brannte in seiner Kehle, er hustete. Sein Magen verkrampfte sich, und er wandte den Kopf, als man ihm noch mehr Alkohol einflößen wollte. Alles schien sich zu drehen, ihn hinabzuziehen in einen wirbelnden Strudel, wo die Dunkelheit auf ihn wartete.
    Hände umfassten seinen Körper, dann hob man ihn hoch. Erneut schoss der Schmerz wie eine Schlange aus Feuer durch seinen Körper.
    Was taten sie mit ihm? Warum ließen sie ihn nicht in Ruhe, ließen ihn einfach hier liegen?
    Er keuchte auf, als man ihn rücklings auf einer harten Fläche ablegte. Jede Berührung, jede Bewegung seines verletzten Beins schickte neue Feuerstöße durch seinen Körper. Dennoch zwang er sich, die bleischweren Lider zu öffnen, blinzelte. Ein kleiner Raum, lichtdurchflutet. Er lag auf einem Tisch, ein paar schemenhafte Gestalten standen um ihn herum. Eine Erinnerung blitzte in ihm auf. War er nicht erst vor kurzem hier gewesen? Heute … Nacht, im flackernden Licht einer Laterne? Und der Mann dort mit dem weißen Haarkranz, war er nicht auch dabei gewesen? Es war irgendein Arzt, sein Name begann mit M, oder mit En… Em…

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