Im Tal des wilden Eukalyptus
Schreie um ihn herum. Mit dem Daumen spannte er den Hahn und zielte.
»Du hast mich zum letzten Mal genarrt«, murmelte er.
»Ningali!«, hörte er jemanden rufen. Aus dem Augenwinkel sah er einen silbrig funkelnden Blitz durch die Luft fliegen. Er schrie auf, als ihn ein scharfer Schmerz traf, und taumelte zurück.
In seinem Bauch, knapp unterhalb der Rippen, steckte ein Messer, eingedrungen bis zum Heft! Entsetzt lieà er die Pistole los, die dumpf auf dem Boden aufschlug, und umfasste mit beiden Händen den Griff. Ein heiserer Laut kam über seine Lippen. Er konnte die Klinge in seinen Eingeweiden spüren, bei jeder Bewegung, jedem Atemzug.
Der schneidende Schmerz, als er das Messer aus sich zog, lieà ihn fast ohnmächtig werden. Er lieà es fallen, sank auf die Knie und fasste in heiÃes, strömendes Blut.
Schreie, Tumult, ein metallischer Geruch. Die Menge teilte sich und gab seinen Blick frei auf den irischen Bastard, dessentwegen er hier war. Der Mann, der Pemulwuys weiÃer Helfer gewesen war. Der Mann, der das Messer auf ihn geworfen hatte!
Er sah, wie seine Soldaten den Mann mit gezückten Musketen umrundeten und zu Boden zwangen.
»Joseph OâSullivan«, brüllte er mit letzter Kraft, »dafür werde ich dich hängen sehen!«
Der Schmerz in seinem Bauch schien ihn zu zerreiÃen. Er sank nach vorne.
»Sir, Major, bitte, bewegt Euch nicht!« Plötzlich war McIntyre an seiner Seite, half ihm, sich auf der festgetrampelten Erde hinzulegen.
»Verflucht noch mal, McIntyre«, keuchte Penrith, seine Stimme hörte sich ganz fremd an, »dieser Bastard hat ein Messer nach mir geworfen!«
»Ich weiÃ, Sir, ich weiÃ.«
Rasch öffnete McIntyre die Knöpfe des roten Uniformrocks. Penrith bäumte sich auf und knirschte mit den Zähnen, als der Doktor das Hemd aufriss und die Wunde hastig untersuchte.
»Sir, Ihr müsst ganz still liegen!«
Er fühlte sich schwach, seine Glieder waren zittrig und schwer zugleich. Ihm war schwindelig, die Menschen um ihn herum schienen zu kreisen.
Er stöhnte auf, als McIntyre ein Stück Stoff auf die Wunde presste. Auch DâArcy Wentworth war jetzt an seiner Seite aufgetaucht. Penrith sah, dass die beiden Ãrzte sich einen raschen Blick zuwarfen. Was hatte das zu bedeuten?
Sein Körper war in kalten Schweià gebadet. »Redet, McIntyre«, ächzte er. »Wie schlimm ist es?«
»Sir«, murmelte der Arzt so leise, dass er ihn kaum verstehen konnte. »Sir, es sieht nicht gut aus â¦Â«
»Was?« Für einen Moment vergaà Penrith seine Schmerzen. »Was soll das heiÃen?«
»Die Klinge hat ein groÃes Blutgefäà getroffen. Die ⦠Blutung lässt sich nicht stillen.«
Was redete der Mann da für einen Blödsinn? Er schaute an sich hinunter; sah McIntyres blutverschmierte Hände, die noch immer einen Stofffetzen auf die Wunde drückten; sah das viele Blut, das sein weiÃes Hemd durchtränkte, und die riesige, dunkelrote Lache, die sich immer weiter um ihn herum ausbreitete.
Todesangst schoss eiskalt durch seine Glieder. »Helft mir!«, stieà er hervor und krallte seine blutverschmierten Finger in McIntyres schwarzen Rockärmel. »Na los doch! Tut etwas!«
»Sir, ich bedaure zutiefst â¦Â«
Penrith atmete hastig, sein Herz hämmerte in raschen, schmerzhaften StöÃen. »McIntyre, Ihr verdammter Sodomit! Ihr könnt mich doch hier nicht einfach krepieren lassen!«
Für einen Moment huschte ein Ausdruck unverhohlenen Entsetzens über das Gesicht des Arztes, dann hatte er sich wieder im Griff. »Sir, bitte, Ihr solltet nicht mehr sprechen. «
»Ich spreche so ⦠viel, wie ich ⦠will!«
Vor seinen Augen flimmerte es. Ihm war, als schaue er durch ein langes Rohr, das immer schmaler wurde. Die Menschen, die um ihn herumstanden, rückten in weite Ferne, lösten sich auf in dunklem Nebel. Und auch die Geräusche, das Reden und das Rufen, ebbten ab. Er hörte nur noch seine eigenen, gehetzten Atemzüge. Ihm war übel, er spürte klebrigen Schweià auf seiner Haut. Warm strömte das Blut aus ihm hinaus, tränkte Hemd und Rock und versickerte im Boden. Immer mehr, mehr, mehr â¦
»McIntyre?«, wimmerte er. »Wo seid Ihr? Ich ⦠kann Euch nicht mehr sehen.« Seine Hand fuhr ziellos durch die Luft.
»Ich bin hier,
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