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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Worten. »Wie es aussieht, kann man seiner Bestimmung nicht entgehen. Vor vielen Jahren wollten sie mich schon mal in Irland aufknüpfen, und jetzt trifft es mich hier. Aber bald bin ich wieder bei meiner geliebten Eileen, dem schönsten Mädchen von ganz Waterford. Ich werde sie von dir grüßen und ihr erzählen, was für ein prachtvoller Bursche ihr Sohn geworden ist.« Er schüttelte den Kopf, als Duncan ihn unterbrechen wollte. »Und womöglich treffe ich auch meine zweite Frau wieder, Ningalis Mutter. – Hoffentlich gibt es da im Jenseits keine Streitereien!« Er lachte leise.
    Moira presste die Lippen aufeinander. Wie konnte Joseph noch Späße machen, wo ihm der Tod bevorstand?
    Auch Duncan schien zwischen Kummer und Verwirrung zu schwanken. »Kann ich … können wir irgendetwas für dich tun?«, fragte er schließlich.
    Â»Gut, dass du fragst: Eine zweite Decke wäre wunderbar. Die Nächte sind kalt, und was sie mir gegeben haben«, Joseph deutete mit dem Kopf auf ein zerrissenes Stück Stoff, »ist schrecklich zerschlissen. Und vielleicht … Hast du noch ein paar Münzen einstecken? – Ja? Dann möchte ich, dass du in das Wirtshaus an der Ecke gehst und mir ein Bier besorgst.«
    Â»Ein Bier?« Duncan sah aus, als zweifle er an Josephs Verstand.
    Joseph nickte. »Ja, warum denn nicht? Ich habe seit vielen Jahren kein Bier mehr getrunken und darbe hier seit Tagen bei Wasser und Brot. Und jetzt ist schließlich die letzte Gelegenheit dazu. Am besten bringst du dem Wachhund da draußen auch gleich eines mit, dann wird er vielleicht etwas freundlicher. Nun geh schon. Moira wird mir so lange Gesellschaft leisten.«
    Duncan sah ihn noch immer skeptisch an, aber dann hob er die Schultern, klopfte an die Tür und bedeutete dem W ärter, der bald darauf aufschloss, er möge ihn hinauslassen.
    Â»Moira!«, flüsterte Joseph, sobald die schwere, eisenver stärkte Tür hinter Duncan ins Schloss gefallen war. »Kom m her, ich muss dir etwas sagen!«
    Sie trat einen Schritt näher, versuchte, den scharfen Geruch nach Schweiß und Urin zu ignorieren.
    Â»Wir haben nicht viel Zeit, also komme ich gleich zur Sache.« Die Kette klirrte, als Joseph sich bewegte. »Ich wollte es eigentlich selbst mit ihm klären, aber nun werde ich wohl keine Gelegenheit dazu mehr haben. Es geht um den Doktor.«
    Â»Um McIntyre? Und wieso erzählst du das mir? Wieso nicht auch Duncan?«
    Joseph schüttelte ungeduldig den Kopf. »Bitte, Moira, hör mir einfach zu. Ich habe allen Grund, dem Doktor dan kbar zu sein, und ich werde nie vergessen, was er für mich und für meinen Sohn getan hat. Aber es gibt etwas, das du wissen musst.«
    Moira hob fragend eine Augenbraue, schwieg aber.
    Â»Ich glaube – nein, ich bin mir sicher, dass der Doktor nichts für Frauen übrig hat.«
    Â»Wenig«, musste Moira zugeben. »Zumindest nicht für mich. Aber von seinen Patienten abgesehen hat er ohnehin nicht viel für andere Menschen übrig.«
    Â»O doch, allerdings nur für die eine Hälfte der Menschheit.« Joseph verzog das Gesicht zu einem freudlosen Lächeln. »Dein ehemaliger Gemahl – wie soll ich es ausdrücken – nun, er begehrt Männer.«
    Â»McIntyre?« Moira hätte fast aufgelacht. Die Zeit in der Gefängniszelle musste Josephs Denken verwirrt haben. »Wie um alles in der Welt kommst du darauf?«
    Â»Glaub mir, ich würde so etwas nicht behaupten, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.«
    Â»Was denn, um Himmels willen?«
    Joseph presste die Lippen zusammen. »Eigentlich ist es unerhört, mit dir über diese Dinge zu reden, aber ich weiß mir keinen anderen Rat.«
    Und so erfuhr Moira, was Joseph über diese eine Nacht im Januar berichtete, als er noch einmal ins Lazarett gegangen war, um nach seinem fiebernden Sohn zu sehen. Wie er leise die Tür zu dem kleinen Zimmer geöffnet und McIntyre erblickt habe, der neben dem schlafenden, halbentblößten Duncan gesessen habe.
    Â»Natürlich«, gab Moira zurück. »Er hat sich um Duncans Wunde gekümmert. Ich glaube, du …«
    Â»Ich war noch nicht fertig«, unterbrach Joseph sie. »Der Doktor hat mich nicht gesehen, aber ich dafür umso mehr. Er stöhnte, hatte eine Hand auf Duncans Bein und war mit der anderen dabei, sich

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