Im Tal des wilden Eukalyptus
zurückgeben, oder â« Sie stockte, dann fing sie sich wieder. »Oder ich zeige Euch an.«
»Anzeigen? Der Junge ist rechtlich gesehen mein Sohn. Du hast nicht den Hauch einer Chance, und das weiÃt du auch. Kein Gericht würde deine Forderung anerkennen.«
»Ich werde Euch nicht deswegen anzeigen.« Sie flüsterte, ihre Stimme war ganz rau.
»Weshalb dann?«
»Wegen Sodomie.«
Moira hatte mit vielem gerechnet. Dass McIntyre losbrüll en und sie aus dem Haus werfen, sie vielleicht sogar schlagen würde. Aber nicht damit, dass er blass wurde wie ein Laken und die Stuhllehne als Halt ergriff. Für einige Sekunden schien er jegliche Sprache verloren zu haben.
»Was?«, krächzte er schlieÃlich. »Was hast du da gerade gesagt?« Seine Stimme gewann nur langsam wieder an Kraft . »Das ist dermaÃen absurd ⦠Wie kommst du auf diese ⦠diese hanebüchene Unterstellung?«
»Kurz bevor Penrith starb, hat er Euch beschimpft«, sagte sie langsam. Auch ihre Stimme zitterte. »Er nannte Euch einen âºverdammten Sodomitenâ¹.«
»Hat er das?« McIntyre hatte sich jetzt wieder etwas besser unter Kontrolle. Dennoch sah Moira kleine SchweiÃtropfen auf seiner Stirn und Oberlippe glänzen. »Ich habe nichts dergleichen gehört. Und darauf begründest du deine absurde Anklage? Das ist ⦠lächerlich! Du ⦠du wirst auf der Stelle gehen! Ich habe weder Zeit noch Lust, mit dir über Major Penriths angebliche ÃuÃerungen zu sprechen.«
»Das müssen wir auch nicht«, gab Moira zurück, ihr Herzschlag hallte in ihren Ohren wider. »Wir können auch über Victoria reden.«
»Victoria? Was um Himmels willen hat Victoria damit zu tun?«
»Eine ganze Menge, denke ich.« Sie bohrte ihre Fingernägel in die Handflächen, bis es schmerzte. »Ihr habt mir noch nie verraten, wieso sie sich umgebracht hat. Hat sie Euch womöglich bei ⦠bei gewissen Handlungen ertappt?«
McIntyre wurde kalkweiÃ. »Was ⦠wer behauptet â¦?«
Moira ging nicht darauf ein. »Habt Ihr deshalb Eure ÂPraxis in Irland aufgegeben und Euch hierher versetzen lassen?«
»Diese bodenlosen Unterstellungen muss ich mir nicht anhören! Du verlässt sofort mein Haus und wirst dich nie wieder hier blicken lassen!«
Natürlich hatte sie erwartet, dass McIntyre alles leugnen würde. Und genaugenommen hatte sie nichts gegen ihn in der Hand. Fast nichts.
Sie atmete tief ein und spielte ihren letzten Trumpf aus. »Ich weiÃ, was Ihr für Duncan empfindet.«
»Was ich für �« Wenn Moira geglaubt hätte, McIntyre könnte nicht noch blasser werden, so hatte sie sich getäusch t. Er schien sich in sich selbst verkriechen zu wollen. »Ich ⦠habe keine Ahnung, wovon du redest.«
»Doch, das habt Ihr.« Sie lieà ihm keine Zeit, sich von diesem neuen Schlag zu erholen. »Man hat Euch bei Eurer schändlichen Tat beobachtet. Damals, im Lazarett.«
Sie erwähnte absichtlich keinen Namen. McIntyre sollte nicht wissen, dass der einzige Zeuge dieser Begebenheit inzwischen in einem Grab mitten im Busch ruhte.
McIntyre war zusammengezuckt. »Es war Nacht, und er fieberte â ich habe ihn lediglich â¦Â«
Er brach erschrocken ab, und Moira wurde es im selben Moment wie ihm klar: Er hatte sich soeben verraten. Sie hatte kein Wort darüber verloren, dass es Nacht gewesen war.
McIntyre sank auf den Stuhl in der Mitte des Raums und fuhr sich mit der Rechten über das aschfahle Gesicht. Seine Hand zitterte, und er sah aus, als müsste er sich jeden Moment übergeben.
»Wer â¦Â« Er schluckte. »Wer hat dir das erzählt?«
Sie antwortete nicht, blickte ihn nur an.
»War es ⦠Duncan?«
Kurz überlegte sie, ob sie ihn anlügen sollte, aber dann entschied sie sich für die Wahrheit. »Nein. Ich habe noch nicht mit ihm darüber gesprochen.«
Er nickte langsam, wie geistesabwesend, mit hängenden Schultern.
In Moiras Adern pochte es. »Nun, das ist die eine Sache. Duncan ist ein erwachsener Mann. Aber wenn Ihr auf die Idee kommen solltet, meinen kleinen Sohn anzufassen, dann â¦Â«
»Was?« McIntyre sah auf, kreidebleich. »Was sagst du da? Willst du auch noch andeuten, ich würde mich an ⦠an Kindern
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