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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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vergleichsweise freundlich sich ihr grimmiger Gemahl seitdem verhalten hatte.
    Immer neue Erinnerungen tauchten auf und rutschten an ihren Platz, wie die fehlenden Teile in einem großen Puzzle:
    McIntyre, der sich persönlich um Duncan gekümmert hatte, nachdem man diesen nach ihrer beider missglückten Flucht ausgepeitscht hatte.
    Penriths Aussage in der Residenz des Gouverneurs damals: »Was findet Ihr eigentlich an diesem O’Sullivan, dass er Euch dermaßen den Kopf verdreht?« Sie hatte geglaubt, er spräche mit ihr, obwohl er dabei McIntyre angesehen hatte.
    In der halbmondförmigen Bucht am Hawkesbury. Mc­Intyres Hand hatte gezittert, und er hatte geschwitzt, als er die Pistole auf Duncan gerichtet hatte. Er war viel ruhiger gewesen, als er kurz danach auf Moira gezielt hatte.
    Seine kaum verhohlene Bestürzung, als Moira ihm kurz nach Joeys Geburt erzählt hatte, dass Duncan verschwunden sei.
    Wie aufopfernd er ihn anfangs gepflegt hatte, als Duncan nach seiner Rückkehr von den Eora schwerkrank im Lazarett gelegen hatte.
    Die Angst in seinen Augen, als Penrith auf Wentworths Jahresfeier Duncan vor allen Gästen als Sohn von Pemulwuys weißem Helfer bloßgestellt hatte.
    Moira rieb sich über das Gesicht, fuhr sich durch die Haare. Schüttelte den Kopf.
    McIntyre könne überhaupt nicht lieben, hatte sie ihm einmal vorgeworfen. Nun, da hatte sie sich offenbar geirrt.
    Es ergab alles einen Sinn. Joseph hatte recht gehabt. Und er hatte auch … Wie ein Blitz durchfuhr es sie: Joey! Wie hatte sie auch nur einen Moment vergessen können, was Joseph über McIntyre und ihren Sohn gesagt hatte? Ihr kleiner Junge war in den Fängen dieses Lumpenkerls!
    Hastig warf sie Striegel und Kardätsche in einen Eimer un d griff nach Artemis’ Zaumzeug. Sie musste so schnell wie möglich mit Duncan reden! Vermutlich war er zu Josephs Begräbnisstätte im Busch gegangen – mit etwas Glück würde sie den Ort rasch wiederfinden.
    Sie hatte das Pferd schon fast losgebunden, als ihr noch etwas einfiel.
    Joseph hatte nicht mit Duncan über diese spezielle Sache sprechen wollen und seinen Sohn sogar weggeschickt, um sich alleine mit Moira unterhalten zu können. Er war sich nicht sicher gewesen, ob Duncan über McIntyres Vorliebe für ihn Bescheid wisse. Oder hatte Joseph mit seinem kurzen Zögern etwas anderes andeuten wollen?
    Was, wenn Duncan es doch wusste? Wenn er womöglich sogar … In Moira stieg ein ungeheurer Verdacht auf. Konnte es sein, dass Duncan diesem … diesem Treiben möglicherweise nicht ganz abgeneigt war?
    Ihre Hände krallten sich in Artemis’ dichte Mähne, ein Gefühl, als lasse jemand einen Eisbrocken über ihre Wirbe lsäule gleiten, rann ihren Rücken hinab.
    Wie oft hatte Duncan McIntyre ihr gegenüber schon verteidigt. »Der Doktor ist kein schlechter Mensch«, hatte er einmal gesagt. »Höchstens ein bisschen eigenartig.« Er hatte nicht einmal etwas auf ihn kommen lassen, nachdem McIntyre ihnen Joey fortgenommen hatte.
    Was hatte es mit diesen höchst geheimen Forschungen auf sich, die die beiden Männer hinter den verschlossenen Türen des Studierzimmers betrieben hatten und über die Duncan sich noch immer nicht auslassen wollte? Sie erinnerte sich an das leise Ächzen, das sie einmal von dort gehört hatte, als sie gelauscht hatte.
    An McIntyres unerwartetes Entgegenkommen, was ihre »Scheidung« betraf.
    An die Unversehrtheit von Josephs Leiche.
    Penrith hatte McIntyre als Sodomiten bezeichnet, also als einen Mann, der den Beischlaf mit einem anderen Mann vollzieht.
    Konnte es sein? Konnte es tatsächlich sein, dass Duncan … dass er McIntyre im Austausch gegen dessen Unterstützung gewisse … Gefälligkeiten gewährt hatte?
    Moira keuchte vor Entsetzen auf, plötzliche Übelkeit überflutete sie. Taumelnd wankte sie aus dem Unterstand und setzte sich ins Gras. Sie atmete mehrmals tief ein und aus, bis die Übelkeit allmählich nachließ und sich ihr rasender Herzschlag wieder etwas beruhigte.
    Und jetzt sollte Duncan schon wieder bei McIntyre vorstellig werden? Nein, das konnte sie auf gar keinen Fall zulassen.
    Zitternd ballte sie die Fäuste, und als sie sich wieder erhob, hatte sie eine Entscheidung getroffen.
    Sie würde Duncan nicht sagen, dass McIntyre ihn morgen erwartete. Sie würde selbst nach

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