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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Toongabbie gehen.

20.
    Die Büsche und Bäume hinter McIntyres Haus erstrahlten in frühlingshafter Farbenpracht, und aus einem hohen Baum drang das Gekreisch einiger Vögel. Moira band Artemis vor der zur Straße hin gelegenen Ve randa an; ihr Herz klopfte zum Zerspringen, als sie langsam die drei Stufen hinaufging.
    Es war ruhig im Haus, ein paar Fenster waren geöffnet, ein leichter Wind bewegte die geschlossenen Vorhänge. Moira lauschte. Kein kindliches Gebrabbel oder Geschrei drang nach draußen, keine Frauenstimme war zu hören. War Ann nicht da? Und die Amme mit Joey? Sie klopfte sich den Staub aus dem Kleid und fuhr sich mit den Händen über die Haare. Dann holte sie tief Luft und pochte entschlossen an die Tür.
    Sie hörte schwere Schritte, dann wurde ihr geöffnet; nicht Anns furchtsames Mausegesicht sah ihr entgegen, sondern McIntyre.
    Â»Du bist pünktlich, das …« Das Wort erstarb ihm in der Kehle, als er Moira erkannte. »Du?«
    Seinem wie gewohnt grimmigen Gesicht konnte man nur schwer ansehen, was er dachte, und ihr eigener, rasender Herzschlag machte es Moira noch schwerer. Dennoch hatte sie den Eindruck, dass er enttäuscht aussah, als sein Blick an ihr vorbei auf die Straße glitt.
    Â»Wo ist O’Sullivan?«
    Â»Ich muss mit Euch reden«, gab Moira statt einer Antwort zurück. »Darf ich hineinkommen?«
    Â»Was willst du noch? Wir haben alles geklärt. Und du brauchst gar nicht erst versuchen, den Jungen zu sehen. Mrs Harris und Henry sind nicht hier.«
    Moira zuckte bei dem fremden Namen ihres Sohnes zusammen. »Er heißt Joey!«, war sie versucht zu sagen, aber sie biss sich auf die Lippe und sprach es nicht aus.
    McIntyre verschränkte die Arme. »Sag, was du zu sagen hast, und dann geh wieder.« Er nickte zu jemandem hinüber ; Moira wandte den Kopf und sah ein ihr unbekanntes Ehepaar auf der Straße vorbeigehen.
    Â»Ich denke nicht«, gab sie mit gesenkter Stimme zurück, »dass irgendjemand mitbekommen sollte, was wir zu besprechen haben.«
    McIntyre bedachte sie mit einem misstrauischen Blick, dann hob er die Schultern und gab die Tür frei. »Also gut, komm herein, wenn es nicht lange dauert. Aber danach sorgst du dafür, dass O’Sullivan hier erscheint!«
    Das Haus, das sie so lange nicht mehr betreten hatte, umfing sie mit Stille und dem Geruch unbekannter Blumen.
    Â»Wo ist Ann?«
    Â»Ich habe ihr für heute freigegeben.«
    Moira schloss für einen Moment die Augen, Kälte breitete sich in ihrem Inneren aus. McIntyre war allein und erwartete Duncan. Wie viel mehr an Beweisen brauchte es noch?
    Sie wollte McIntyre schon in die Stube zur Rechten folgen, als sie sah, dass die Tür zum Studierzimmer nur angelehnt und nicht wie sonst verschlossen war – er musste sich wirklich sicher fühlen. Dort hatte er schon früher seine geheimen Forschungen betrieben. Mit einigen raschen Schritten ging sie auf die Tür zu.
    Â»Untersteh dich!«, hörte sie McIntyres aufgebrachte Stimme hinter sich, aber sie kümmerte sich nicht darum.
    Der kleine Raum sah noch fast genauso aus, wie sie ihn von dem einen Mal, als sie ihn betreten hatte, in Erinnerung hatte; vollgestopft mit Papieren und Büchern. Stapel von Zeitschriften türmten sich auf dem Schreibtisch, einige an atomische Zeichnungen lagen herum. In der Mitte des Zimmers stand ein Stuhl, und auf einem der Papierstapel sah Moira ein unterarmlanges, dünnes Metallrohr, an dem ein e geschliffene Linse befestigt war. Ein ähnliches Instrument, wenn auch kürzer, hatte sie schon einmal gesehen, als sie damals Victorias Abschiedsbrief gefunden hatte. Wofür um alles in der Welt war das gut?
    Sie nahm das seltsame Rohr auf. »Was ist das?«
    Â»Das geht dich nichts an!« McIntyre riss es ihr aus der Hand und raffte hastig ein paar der Blätter und Zeichnungen zusammen.
    Moira sah ihm zu, wie er alles in eine Schublade räumte. Zu Hause und auf dem Weg hierher hatte ihr Plan noch so einleuchtend geklungen. Doch jetzt, mit ihrem grimmigen Ex-Gemahl vor sich, überfielen sie Zweifel. War es richtig, was sie hier tat?
    Aber dann dachte sie an Joey, und entschlossen wischte sie alle Bedenken beiseite. »Ihr werdet mir meinen Sohn zurückgeben.«
    McIntyre schloss die Schublade und sah auf. »Fängst du schon wieder damit an?«
    Â»Ich war noch nicht fertig. Ihr werdet mir meinen Sohn

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