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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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wieder auf, sie glaubte, Feuer zu riechen, Blut und beißendes Schießpulver. Doch sie hatte überlebt, war dem Inferno wie durch ein Wunder entkommen. Und gleich noch ein Wunder hatte ihr Liam wiedergeschenkt.
    » Als ich gestern Nacht vom Hof geflohen bin, habe ich mir gewünscht, dich noch einmal zu sehen, bevor mich die Angreifer erwischen. «
    Liam lächelte mit geschlossenen Augen. Seine Finger spielten mit ihrem Haar.
    » Dann muss jemand deinen Wunsch erhört haben. «
    » Ja « , hauchte sie und hoffte von ganzem Herzen, dass Gott sie wirklich erhört hatte und sie nicht gerade einen schrecklichen Fehler beging.
    Sie ließ die Hand über seine Brust wandern, und wie vonallein fand sie wieder zu der kleinen glatten Fläche, dem Narbengewebe über seinem Herzen. Es war nicht größer als die Kuppe ihres Zeigefingers. Sie umkreiste das Mal mit demFinger, bis er ihre Hand festhielt und einen Kuss hineindrückte.
    » Du musst einen Schutzengel gehabt haben. Wie ist das passiert? «
    » Das willst du nicht wissen, Johanna, glaub mir. « Er seufzte, küsste wieder ihre Hand. » Der Mann, der Duncan erschoss, hat auch auf mich gefeuert. Die Kugel ist noch immer in meinem Körper. Sie hat meine Brust durchbohrt und ist unter dem Schulterblatt stecken geblieben. «
    » Sie ist noch immer dort? Kannst du sie spüren? «
    » Ja, jeden Tag, und das ist gut so. So vergesse ich das Versprechen nicht, das ich Duncan gegeben habe. «
    Johanna kuschelte sich an ihn. Sie konnte sich kaum noch an das Aussehen des jüngeren Fitzgerald erinnern. Sein Lachen und wie er auf dem Ball seine Späße mit Liam trieb, hatte sie allerdings noch gut im Gedächtnis.
    » Ich mochte ihn. «
    » Er war mir immer der Wichtigste in der Familie, und jetzt… «
    » Wer würde einen Menschen wie ihn ermorden und warum? «
    Sie hörte Liam schlucken. Ein hartes, würgendes Geräusch. Er holte mehrfach Luft, dann seufzte er.
    » Ein Duell. Es ging um meine Ehre und um die einer Dame. Der Provokateur war nicht von Stand. Satisfaktion war also nicht notwendig. Aber Duncan war immer schon leicht zu reizen. Er hat die Forderung ohne mein Wissen angenommen, ging an meiner Stelle zum Duell. «
    Überrascht richtete sich Johanna auf.
    » Du hast diese Dame doch nicht… «
    Er lächelte bitter.
    » Nein, ihre Reputation war einwandfrei. Einen Kuss, mehr habe ich ihr nicht gestohlen. Aber das solltest du wissen, es ging schließlich um dich. «
    » Um mich? «
    Johanna mochte ihren Ohren nicht trauen, doch es wurde ihr mit einem Schlag klar, an welchem verhängnisvollen Abend es geschehen sein musste.
    Liam beobachtete Johanna. Er las den Schrecken in ihrem Gesicht, als sie sich an den Ball erinnerte. Ja, jetzt wusste sie, wann es geschehen war. Ihr letzter gemeinsamer Abend, das kleine bisschen Glück, das ihnen vergönnt gewesen war, und die Nacht, die ohne ihr Wissen so tragisch endete.
    » Meine Eltern haben mir nichts davon gesagt, Liam. Niemand hat davon gesprochen. Ich verstehe das nicht! In den Kreisen bleibt doch sonst kaum etwas geheim. « Sie war fassungslos, suchte seinen Blick, bis er seinen Mund auf ihre Wange drückte.
    » Meine Mutter fürchtete um unser Ansehen. Unsere Familie hat sich in der Vergangenheit nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Mein Vater hat vor seinem Ende unser Vermögen verspielt. Ich rang, versteckt im Haus eines Freundes, mit dem Tod, und Duncan war ermordet worden. Was hätte sie tun sollen?
    Während ich mich erholte, hat sie Duncans Leiche zurück nach Edgemoor Heights gebracht. Er liegt in der Familiengrabstätte der Fitzgeralds. Ich konnte nicht einmal zu seiner Beerdigung kommen. Als ich wieder genesen war… «
    » Ich weiß. Du warst dort, vor der All Saints Church in Marylebone, bei meiner Hochzeit. Liam, ich habe so sehr auf eine Nachricht von dir gewartet. Aber du warst einfach fort. An deinem Haus hat man mich abgewiesen. Ich wusste nicht, was ich denken, was ich tun sollte. Unserer Familie ging es schlecht. Thomas’ Geld hat uns gerettet. Ich konnte meine Eltern nicht im Stich lassen. Ich habe dich geliebt, und ich… ich tue es immer noch. «
    Ihre Augen schimmerten feucht, dann rannen Tränen ihre Wangen hinab. Liam streichelte sie fort, doch sie konnte nicht aufhören, zu weinen.
    Es tat ihm weh, sie so zu sehen. Der leise Zorn, den er empfand, weil Johanna einen anderen geheiratet hatte, schwand. Sie war eine andere geworden, wie auch er sich verändert hatte. Nur noch wenig erinnerte an die sorglose

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