Im Tal des Windes: Roman (German Edition)
vergessen, aber es ging nicht. Ich habe versucht, eine gute Ehefrau zu sein, aber meine Gedanken waren bei dir. «
Bitterkeit verdunkelte seinen Blick, vermischt mit dem gleichen Glanz, den sie auch in ihren Augen vermutete.
» Und jetzt? « , fragte er rau und strich ihr mit einem Finger über die Unterlippe.
Johanna schluckte.
» Jetzt bist du hier. Endlich bist du hier. «
Liams Hand schloss sich um ihren Hinterkopf, zog sie zu ihm. Der Kuss, der darauf folgte, überwältigte sie vollkommen. Nichts war mehr wichtig. All ihr Sein und Fühlen war auf Liam konzentriert, wie Licht in einem Brennglas.
Es gab nur noch ihn, von dem sie schon so oft geträumt hatte. Johannas Finger strichen über die rote Uniformjacke, lösten die blank polierten Knöpfe und streifte sie von seinen Schultern. Der linke Arm darunter lag in einer Schlinge. Johanna ließ die Jacke achtlos fallen.
Liam kämpfte indes mit ihrem Kleid, doch mit einer Hand ließ es sich nicht öffnen. Ihm entfuhr ein ungehaltenes Knurren, leise fluchend, entledigte er sich seiner Armschlinge. Johanna entging nicht, wie er die Zähne zusammenbiss, als er den Arm streckte, doch sie schwieg. Beobachtete sein Gesicht, die Art, wie er die Brauen zusammenzog, und dann das Lächeln, das über seinen sinnlichen Mund huschte, als ihr Kleid endlich zu Boden fiel.
» Komm « , hauchte sie nur und ließ sich auf das Bett sinken. Als sie Liam das Leinenhemd auszog, entdeckte sie glänzendes Narbengewebe erschreckend nah an seinem Herzen.
Ein kurzer Schauder erfasste Johanna, als ihr klar wurde, dass sie ihn beinahe verloren hatte, ohne davon überhaupt etwas zu ahnen. Sie berührte die alte Schussverletzung. Als sie sich erkundigen wollte, verschloss Liam ihren Mund mit einem Kuss, zwang ihr Stille auf, und sie ließ sich darin fallen.
Seine Hände waren rau auf ihrer Haut. Er streichelte ihre Brüste, drückte sie und weckte den Wunsch in Johanna, seine Lippen mögen fortsetzen, was seine Finger begonnen hatten. Ihr Körper reckte sich ihm wie von allein entgegen, und dann war da nur noch dieses warme, gierige Gefühl, das immer mehr wollte. Mehr von Liam. Seine Haut auf der ihren spüren, das Gewicht seines sehnigen Körpers.
Liam kniete zwischen ihren Schenkeln, öffnete mit einer Hand seinen Gürtel, während er nicht nachließ sie zu berühren und das wilde Brennen in ihr noch weiter anzufachen.
Er küsste sie vorsichtig, dann war er plötzlich in ihr. Feste Seide in ihrem Schoß. Liam sah ihr in die Augen, und sie versank in dem strahlenden Blau. Seine Hüften bewegten sich langsam, drangen mit jeder Bewegung tiefer in sie ein. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf seiner Haut. Das Gold der Lampe zeichnete sich auf seinen Muskeln ab, und Johanna war froh, dass sie diesmal nicht das Licht gelöscht hatte.
Als er das nächste Mal in sie stieß, bog sie sich ihm entgegen. Das Stöhnen, das ihr gleich darauf entfuhr, trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht, doch Liams Küsse ließen sie bald darauf gänzlich vergessen.
Ein Vogel, ein Huia, wiederholte seinen Ruf, und die Melodie hallte weit über Dorf und Wasser. Er klang wie der Name, den die Maori ihm gegeben hatten. Palmblätter raschelten im Wind. Johanna lauschte in die Nacht, mehr noch auf das ruhige Klopfen von Liams Herzschlag, gleich unter ihrem Kopf.
Sie hatte sich in seine Armbeuge dicht an seinen starken Körper gekuschelt. Die Lust war verebbt, der Schweiß auf der Haut getrocknet, doch noch immer lag ein besonderer Zauber in der Luft.
Mit Thomas hatte sie nie eine solche Wonne geteilt. Die Vereinigung mit ihm war nicht unangenehm, aber machte ihr auch keine Freude. Sie wollte nicht an ihn denken, nicht daran, morgen wieder an seiner Seite zu sein und Liam womöglich nicht mehr zu sehen.
Der Schotte hatte geschwiegen, sie nur hin und wieder an sich gedrückt und mit bebender Brust den Geruch ihrer Haut eingeatmet.
Liam war wach, wenngleich er die Augen fest geschlossen hielt. Johanna konnte den Blick nicht von ihm wenden. Wie sehr hatte er sich doch verändert in den wenigen Jahren seit dem Frühling in London.
Der Krieg hatte Furchen in seinem Gesicht hinterlassen, die beinahe die kleinen Lachfalten an seinen Augen ausradierten. Eine Narbe zog sich über seine Schläfe, weitere über Arme und Brust.
Wie viele Kämpfe mochte er überstanden haben? Wie oft hatte er mit dem Tod gerungen, und sie hatte es nicht einmal geahnt?
Die frischen Erinnerungen an den Kampf um den Hof drängten sich
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