Im Tal des Windes: Roman (German Edition)
Sträflingen und Männern, die weder auf den Walfangschiffen noch bei den Trankochern auf der Südinsel Arbeit gefunden hatten.
Johanna verabscheute sie, aber sie würde die Männer nicht mehr lange ertragen müssen.
» Sie haben Ihr Handelsnetz innerhalb von drei Jahren weit ausgebaut, Mrs Waters. Alle Achtung, besonders für eine Frau. Ich hätte nie geglaubt, dass man mit den Schnitzereien überhaupt Geld machen kann. « Terry pfiff anerkennend durch die Zähne. Den Blick, mit dem er sie von oben bis unten musterte, verzieh sie ihm sofort.
» Danke, Terry. Ist alles dabei, was ich bestellt habe? «
Er sprang vom Boot, watete zwei Schritte barfuß durch das Wasser und ging zu einer der bereitstehenden Kisten.
» Ich hatte nicht mehr genug Axtblätter, dafür habe ich Ihnen Handsicheln dazugepackt, die sind auch beliebt und haben den gleichen Tauschwert. «
» Gut, danke. «
Johanna ließ die Kisten öffnen und überprüfte die Ladung. Alles schien in bester Ordnung. » Die Bezahlung läuft wie üblich über die Bank in Petre. « Johanna unterzeichnete eine Bescheinigung, dass sie die Lieferung vollständig erhalten hatte und der Bankier das Geld auszahlen sollte.
Terry steckte das Papier ein und streckte ihr die Hand hin.
» Es ist mir immer wieder eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Soll ich auf dem Rückweg wieder Fracht für Sie mitnehmen? «
Johanna war einen Augenblick wie erstarrt. In den Jahren zuvor hatte Terry im Herbst und Frühjahr ihre Lieferungen für London bis in den nächsten Hafen gebracht, dieses Jahr würde es anders sein. Selbst wenn sie Handel trieb und eine neue Sendung für ihren Vater zusammenstellen konnte, würde sie diese nicht von hier verschiffen, weil sie bald schon in New Plymouth sein würde.
» Ich weiß es noch nicht, Terry. Ich schicke Ihnen einen Brief. «
» Okay. Denken Sie nur daran, wie lange die Post hier mitunter braucht. Aber ich sehe schon. « Er richtete den Blick auf die leichte Wölbung ihres Unterleibs, die auch von dem Kleid nicht mehr verdeckt werden konnte.
» Sie bekommen was Kleines. Dann lassen Sie es besser etwas ruhiger angehen, Ma’am. Ihr Mann kann es sicher schon kaum erwarten, seinen Erben in den Armen zu halten. «
Johanna rang sich ein Lächeln ab. Wenn Terry nur wüsste. Das Kind war weder von Thomas, noch hatte er die Absicht, es überhaupt nur anzusehen.
Als der Abend anbrach, ging Johanna gemeinsam mit Hariata die Lieferung durch. Routiniert öffneten die Frauen jede einzelne Kiste, zählten und vermerkten den Inhalt und packten die Fracht um, sodass sie einfacher auf die Pferde zu verladen war.
In der kleinen, neu gebauten Scheune war es kalt und zugig. Der Abend hatte wie so oft Regen gebracht, der nun auf die hölzernen Dachschindeln prasselte und den Blick durch das Tor mit einem grauen Schleier verhängte.
Johanna zog ihre wollene Pelerine enger um die Schultern.
» Und so etwas nennt sich Sommer. Hoffentlich wird das Wetter in den nächsten Tagen besser. «
Hariata sah auf und drückte mit schmerzverzerrtem Gesicht den Rücken durch.
» Das hoffe ich auch. Es ist ungewöhnlich regnerisch dieses Jahr. « Sie nahm Johanna in den Arm, die die Geste überrascht erwiderte.
» Ich werde Sie so schrecklich vermissen « , sagte die Maori traurig.
» Dann komm mit! «
» Mit? Wohin? « , fragte eine Männerstimme.
Johanna fuhr erschrocken zusammen und wandte sich um. Genau in diesem Moment betrat Thomas die Scheune. Er war trotz seines langen Wachsmantels triefend nass und führte ein ebenso durchnässtes Pferd am Zügel.
Der laut prasselnde Regen hatte das Geräusch der Hufe überdeckt. Viel von dem Gespräch konnte Thomas nicht mitangehört haben. Johanna wich zurück, sie hatte weiche Knie.
» Ich habe nur gesagt, ich würde mich freuen, wenn mich Hariata auf der Handelsreise begleitet « , verteidigte sie sich schnell. » Du bist spät dran, Thomas. «
» Daran ist das verdammte Wetter schuld. Es ist schlimmer als in England, die Wege sind selbst im Sommer knietiefer Schlamm, schau dir den Gaul an. «
Pflichtbewusst musterte Johanna das erschöpfte Pferd, das mit hängenden Ohren und halb geschlossenen Augen dastand und aussah, als würde es jeden Moment einschlafen. Seine Beine waren bis zum Bauch verdreckt, und eine Schulter war ebenfalls voller Erde.
» O Gott. Seid ihr gestürzt? Ist alles in Ordnung? «
Thomas nickte und zog den Sattel vom Pferderücken. Prüfend fuhr er mit der Hand über Schulter und
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