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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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Gelenke des Tieres.
    » Alles okay, er hat nicht gelahmt « , stellte er fest.
    In diesem Moment kam auch Ben herbeigeeilt und übernahm die Versorgung des Tieres.
    » Komm, gehen wir rein. Hariata hat einen kräftigen Eintopf gekocht, der wird dich aufwärmen « , sagte Johanna bemüht freundlich.
    In den letzten Wochen ihres Zusammenlebens wollte sie Thomas keinen Grund liefern, ihre Pläne zunichtezumachen. Bislang war er völlig ahnungslos und ihr gegenüber, wenn er ihr nicht aus dem Weg ging, sehr rücksichtsvoll.
    Johanna zog ihre Pelerine von der Schulter, und Thomas fasste das andere Ende. Sie hielten es sich über den Kopf, während sie über den Hof zurück zum Haupthaus rannten.
    Als sie Augenblicke später den überdachten Hintereingang erreichten, war Johanna fast so nass wie Thomas.
    Mit triefenden Rockschößen ging es hinein. Sie half ihrem Mann aus den Stiefeln, zog ihre eigenen Schnürschuhe aus und eilte in die Küche, um das Essen aufzuwärmen. Thomas folgte ihr und blieb wie ein Schatten hinter ihr stehen. Sein Zeigefinger fuhr über ihren Nacken und schob die nassen, sich kringelnden Haare zur Seite.
    Johanna hielt in der Bewegung inne, und Thomas drückte ihr einen Kuss auf den Hals.
    » Ich habe dich vermisst « , hauchte er.
    Als Johanna nicht schnell genug antwortete, seufzte er enttäuscht und setzte sich auf einen Stuhl.
    » Ich möchte nächste Woche den Whanganui hinauffahren. Dort soll es einige neue Siedlungen geben, wo ich mein Holz anbieten will. Wir fahren den größten Teil der Strecke mit dem Boot. Es wird nicht beschwerlich. Ich dachte, du magst vielleicht mitkommen? «
    Sie wandte sich nicht um, sondern rührte scheinbar gleichgültig im Topf. Nächste Woche wollte sie aufbrechen, offiziell um neue Schnitzereien zu kaufen, und das wusste er.
    » Ist das der einzige Grund deiner Reise? «
    » Nein. Der Boden dort soll nicht sehr ertragreich sein. Ich will neue Siedler anwerben. Die gerodeten Flächen wuchern zu, und diese Maori werden immer dreister. Sie haben Felder angelegt, auf meinem Land. «
    » Thomas, es ist nicht mehr dein Land, das war es nie! «
    Er überging ihren Protest.
    » Ich dachte, vielleicht willst du die Gelegenheit nutzen und dort Ware eintauschen. «
    Johanna versuchte, eine heftige Reaktion zu unterdrücken, doch konnte sie nicht schweigen. Sie wusste genau, weshalb er Leute anwerben wollte.
    » Du suchst keine Siedler, sondern Banditen, mit denen du deinen unsinnigen Kampf weiterführen kannst. Reicht es dir nicht, dass wir schon so viel verloren haben? Muss es unbedingt zum Äußersten kommen?! «
    Thomas wurde erst kreidebleich, dann bekam sein Gesicht eine ungesunde Röte.
    » Das muss ich mir ausgerechnet von meiner Frau sagen lassen, nachdem sie von diesen miesen Schweinen…! «
    Johanna legte schützend die Hände auf ihren geschwollenen Leib. Es war ein Reflex, doch Thomas fühlte sich provoziert und schrie wütend auf. Er schlug auf die Tischplatte, dass die Teller klirrten und der Leuchter umkippte. Wachs ergoss sich auf das Holz, einzelne Spritzer trafen ihn. Er fegte Kerze und Ständer zu Boden, die direkt vor Johannas Füße landeten.
    Sie hatte diesen Ausbruch nicht erwartet. Vor Angst pochte ihr Herz wie wild in ihrer Brust.
    Schweigend ging sie in die Knie und hob die zerbrochene Kerze auf. Ihre Hände zitterten nur ein wenig. Als sie den Kopf hob, saß Thomas noch immer dort und stierte sie an. Neuseeland hatte ihn zu einem unnachgiebigen Mann gemacht, sein Gesicht wirkte verhärtet, sein Haar stumpf. Bitter und mit geröteten Augen verfolgte er jede ihrer Bewegungen.
    Wenn Johanna früher jemand gesagt hätte, dass ein Mensch zugleich Hass und Liebe empfinden konnte, hätte sie es nicht geglaubt. Beim Anblick ihres Ehemanns hegte sie keinen Zweifel mehr.
    » Ich wünschte, du würdest dieses verdammte Balg verlieren « , knurrte er und stand langsam auf. » Warum kannst du es nicht verlieren wie unseres! Warum?! «
    Thomas riss Johanna an den Schultern auf die Beine und schüttelte sie. Schüttelte sie, bis die Welt verschwamm und ihr vor Angst schlecht wurde.
    » Hör auf, Thomas! «
    Er hielt tatsächlich inne. In seinen geröteten Augen glänzten Tränen. Johanna atmete bebend aus. So konnte es nicht weitergehen. Thomas’ Finger bohrten sich noch immer wie Eisenklammern in ihre Schultern. Die Ader an seiner Schläfe pochte.
    » Lass mich los, du tust mir weh! «
    » Am liebsten würde ich es dir aus dem Leib reißen, Johanna, ich

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