Im Tal des Windes: Roman (German Edition)
die Fähigkeit zu schreien, und die Worte stolperten nur leise aus ihrem Mund.
» Gehen Sie, Mr Remington, lassen Sie mich allein. «
Er dachte gar nicht daran, sondern tat genau das Gegenteil. Rasch trat er zu ihr. Dann lag seine Hand um ihren Oberarm und drückte schmerzhaft zu.
» Zier dich nicht so. Ihr Irinnen seid doch alle wie läufige Hündinnen. Ich will dich jetzt haben, bevor dieser dreckige Wilde seinen Schwanz in dir abwischt! «
Abigail schlug nach ihm, traf das Kinn, holte wieder aus, doch er fing ihre Hand ab und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Ein scharfer Schmerz fuhr ihr bis hinauf in die Schulter und ließ ihren Widerstand erlahmen. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen, wütende Tränen, doch auch die halfen ihr nicht zu entkommen.
Arthur verdrehte ihren Arm, bis sie sich vor Schmerzen gegen ihren Willen an seinen Körper presste, um der stechenden Pein zu entgehen. Sie war ihm ausgeliefert. An Arthurs Mitgefühl zu appellieren war hoffnungslos.
Seine Erektion drückte gegen ihren Bauch, und ihr wurde übel. Warum war sie nur so entsetzlich hilflos? Der Gedanke, es schnell hinter sich zu bringen, mischte sich in die lähmende Furcht, doch sie schob ihn energisch beiseite. Arthurs Atem strich warm über ihre Kehle. » Hab dich nicht so « , knurrte er. » Ich treibe nur meine Schulden ein, Abigail. Du weißt, was du mir versprochen hast auf dem Schiff, du weißt es. «
Arthur sagte die Wahrheit. Verdammt. Sie hatte ihren Körper für ihre Freiheit verkauft. Damals war ihr der Fremde wie ein geringes Übel erschienen. Sie hatte geglaubt, dass es besser war, Arthur nur für eine einzige Nacht zu Willen und danach frei zu sein, als irgendeinen Kerl zu heiraten und mit ihm für den Rest des Lebens das Bett teilen zu müssen.
Arthur schien zu glauben, sie hätte sich in ihr Schicksal gefügt. Er küsste sie gierig, versuchte sie zu drehen, um ihre Brüste besser erreichen zu können.
Abigail rauschte das Blut in den Ohren. Sie durfte jetzt nicht in Panik verfallen. Kämpfen, sie musste kämpfen! Es würde nur eine Chance geben, und für die galt es den richtigen Moment abzupassen.
Stacheliger Bart schabte über ihre Haut. Arthur küsste sie auf den Mund, stöhnte und versuchte, seine Zunge zwischen ihre Lippen zu schieben.
Sie hielt aus, zwang sich zur Ruhe, zwang sich, den Ekel zu unterdrücken und stillzuhalten. Als er eine Hand löste, um seine Hose zu öffnen, war es so weit. Sie biss zu, schmeckte sofort Blut und rammte ihrem überraschten Widersacher das Knie zwischen die Beine.
Arthur schrie auf und stieß sie im Reflex von sich. Sie strauchelte, stolperte über ihren Unterrock, der mit einem lauten Geräusch riss, fing sich und rannte los.
Sie hatte es geschafft. Ein Gefühl der Erleichterung schoss durch ihren Körper und gab ihr zusätzliche Kraft. Als sie merkte, dass sie in die falsche Richtung lief und sie sich von dem Lager entfernte, war es längst zu spät, umzukehren.
Vorerst war es ihr egal. Sie wollte weg, nur weg von diesem widerlichen Kerl.
Vor Abigail öffnete sich der rettende Wald. Ein schmaler Trampelpfad führte tiefer hinein, und bald verschwand sie in einem Tunnel aus Grün. Farnwedel schlugen hinter ihr zusammen, hüfthohe Riesengräser knirschten laut mit verholzten Blättern.
Arthur holte auf. Seine Schritte waren selbst durch das Rascheln der Pflanzen gut zu hören, und er kam immer näher.
Schon brannte Abigail der Atem in der Lunge, und Seitenstechen raubte ihr die Luft. Sie presste eine Hand gegen die Rippen und hastete vorwärts.
Der Weg machte einen Knick, sie strauchelte in der Kurve, fing sich, und lief weiter. Sie musste es schaffen, musste durchhalten und irgendwie zum Lager zurückgelangen!
Plötzlich trat direkt vor ihr ein Mann aus den Büschen. Er war schnell. Zu schnell für sie, um noch rechtzeitig zu reagieren. Der Maori packte ihre Schultern, riss sie ins Dickicht und presste ihr eine Hand über Mund und Nase. Mühelos drückte er sie zu Boden.
Abigail wehrte sich kraftlos, doch vergebens. Der Kampf, die Flucht und jetzt wieder… Doch dann erkannte sie, dass es Tamati war.
» Leise « , zischte er in ihr Ohr. » Nicht bewegen. « Sein Gesicht schwebte direkt über ihr. Sie sah ihn nur verschwommen.
Abigail verstand später nicht mehr, warum sie es tat, doch sie hielt still, ganz still, bis da nur noch ihr Atem und der von Tamati war, und Schritte, die schnell lauter wurden.
Durch eine Wand aus Blättern konnte Abigail ihren
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