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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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Schwöre es! « Der Griff an ihren Schultern wurde fester und presste das Glück aus ihrem Herz, wie Wasser aus einem Schwamm.
    » Ich, ich schwöre es! Und jetzt lass mich bitte los, du tust mir weh. «

Januar 1846
    Im Tal des Windes
    S chon der Anblick des Spiegeleis drehte Johanna den Magen um. Als sie den Dotter zerstach und ihr der etwas muffige Geruch in die Nase stieg, blieben ihr nur noch Sekunden. Der Weg ins Bad war zu weit. Mit gerafften Röcken stürzte sie zur Tür und übergab sich von der Veranda aus auf die Wiese, bis ihr leerer Magen einen letzten bitteren Rest von sich gab.
    Johanna wischte sich mit einem Tuch den Mund ab und lehnte sich schwer atmend gegen die sonnengewärmte Hauswand.
    Es versprach wieder ein schöner, warmer Tag zu werden, und die anhaltende Übelkeit, die sie plagte, konnte Johanna nur schwerlich die Laune verderben.
    Als Abigail herauskam und ihr schweigend eine Tasse Kräutertee reichte, lächelte sie kläglich.
    » Eier kommen also auch nicht in Frage « , stellte die Irin nüchtern fest. » Sie sehen furchtbar aus. So schwer es Ihnen fällt, Sie müssen etwas essen, das Kind hat auch Hunger. «
    Johanna berührte versonnen ihren noch flachen Bauch.
    » Ich werde es versuchen, versprochen, aber kein Ei mehr. «
    » Pfannkuchen mit Speck? «
    » O Gott! « , stöhnte Johanna.
    Abigail ging die Stufen hinunter auf die Wiese und beschattete die Augen.
    » Wir bekommen Besuch! «
    Aus dem Tal näherte sich ein Reiter. Das Pferd ging Schritt und wurde von einer zweiten Person am Zügel geführt. Wer das wohl sein mochte?
    » Tamati « , hauchte Abigail wie verzaubert.
    Johanna musterte ihre Angestellte skeptisch, doch sie merkte es nicht einmal. Ein Leuchten war in ihr Gesicht getreten, und sie strich sich hastig die Kleidung glatt. Dann eilte sie in das Haus, wohl um den Besuchern etwas zu essen anzubieten. Die Freude, die sie über die Rückkehr ihres Verehrers empfand, war kaum zu übersehen.
    Soweit Johanna wusste, hatte Tamati die vergangenen Wochen in Urupuia zugebracht, wo sich viele junge Männer durch seine kunstfertige Hand die Haut mit Tätowierungen verzieren lassen wollten.
    Johanna wusch sich schnell das Gesicht und spülte den Mund aus. Als sie wieder hinaustrat, waren ihre Gäste angekommen.
    Auf dem Pferd, das von Tamati geführt wurde, saß keine andere als Hariata, die Haushälterin des Missionars, und winkte ihr fröhlich zu.
    » Ich dachte mir, Sie könnten vielleicht noch Hilfe auf der Farm gebrauchen, Ma’am. Wir haben gehört, dass Sie ein Kind erwarten « , erklärte Tamati und half Hariata vom Pferd.
    » Und ob « , lachte Johanna. » Euch schickt der Himmel. Ich wollte ohnehin eine Nachricht senden, doch offenbar verbreiten sich hier Neuigkeiten schnell wie der Wind. Kann Father Blake deine Hilfe denn entbehren, Hariata? «
    » Der kommt ganz gut ohne mich klar. Er hat ja noch seinen dreigeteilten Gott und meine Nichten, die für ihn putzen und kochen. Die sind auch besser für sein Gemüt, da muss er sich weniger streiten. «
    Johanna sah sich nach Abigail um. Sie stand wie verwandelt in der Tür und sah Tamati schüchtern hinterher, der das Pferd in den Stall brachte.
    Fast hätte Johanna ihr ein Zeichen gegeben, dem Maori doch zu folgen, wenn sie ihn so sehr vermisst hatte, doch dann besann sie sich. Sie wollte ihre Angestellte nicht auch noch dazu animieren, sich zu versündigen. Tamati war Heide, das gehörte zu seinem Beruf als Tätowierer, wie ein Krippenschnitzer Christ war.

    Die Arbeit schien seit Wochen kein Ende mehr zu nehmen. Mrs Waters, die von der Schafzucht zwar begeistert war, aber noch immer schlecht mit den Tieren zurechtkam, konnte aufgrund ihrer Schwangerschaft nun nicht mehr helfen. Mr Waters hatte allen eingeschärft, ihr die schwere Arbeit abzunehmen, und ihnen sogar mit Entlassung gedroht, sollten sie es nicht tun. Abigail konnte ihn immer weniger leiden. Wenn es nur noch solche Männer auf der Welt gäbe, würde sie sich dafür entscheiden, allein zu bleiben. Insgeheim bewunderte sie Johanna für die Kraft, es mit ihm auszuhalten und wie eine gute Ehefrau für ihn zu sorgen. Sobald er am Morgen das Haus verließ, blühte sie auf. Sie tat, was in ihrer Macht stand, dass es ihren Angestellten gut ging, schwatzte mit Hariata und machte keinerlei Unterschied zwischen ihrer eigenen vornehmen Herkunft, der armen Pächterin Abigail und den Maori, die in den Augen ihres Mannes nur einfältige Wilde und Gauner waren.
    Seit der Ankunft

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