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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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verhindern. «
    Der Hass, der mit einem Mal in seinen Augen glomm, war beängstigend. Als plane er in diesem Moment einen Mord. Der Warnschuss auf die protestierenden Maori war mehr gewesen als eine leere Drohung.
    Zum ersten Mal ahnte Johanna, dass ihr Ehemann bereit war zu töten, um seine Ziele zu erreichen, und es womöglich sogar schon getan hatte. Sie schluckte. Das konnte nicht der Mann sein, den sie aus London kannte. Warum hatte sie die Dunkelheit in seinem Herzen damals nicht bemerkt?
    » Der Umgang mit diesen Männern ist nicht gut für dich, Thomas. Vielleicht solltest du auch mal zu Father Blake hinüberreiten « , schlug sie mit klopfendem Herzen vor. » Er weiß vielleicht eine Lösung, damit die Maori nicht wiederkommen. «
    » Was weiß schon ein Pfaffe davon? «
    » Er lebt seit über dreißig Jahre mit den Eingeborenen in Urupuia, er versteht sie. «
    Thomas schnaubte abfällig, erhob sich und drückte gegen eine Absenkung in der Wachsplane, wo sich eine große Menge Regenwasser gesammelt hatte. Es klatschte zu Boden und bespritzte seine Schuhe. Thomas sah sich nach der nächsten Wasseransammlung um.
    Deutlicher konnte er nicht zum Ausdruck bringen, dass er an einer weiteren Unterhaltung mit ihr kein Interesse hatte.
    Johanna beschloss stur, seine Unhöflichkeit zu ignorieren. Hier ging es immerhin um ihre Zukunft und um die ihrer ungeborenen Kinder, und er würde sie nicht so einfach mundtot machen. Sie raffte ihre noch immer nassen Röcke, stand auf und verstellte ihm energisch den Weg.
    » Thomas, wenn du dich mit den Ältesten des ansässigen Stammes triffst und noch einmal mit ihnen über den Vertrag verhandelst, lassen sie uns in Ruhe. Was bedeuten dir schon ein paar alte Gewehre und Kupferkessel, die sie vielleicht als zusätzliche Bezahlung wollen? «
    » Was soll ich tun? Niemals! Das ist mein Land! Ich habe es gekauft, und ich lasse mich nicht von einer Horde halbnackter Dummköpfe an der Nase herumführen. «
    » Father Blake sagt, dass es fast nichts kostet. Er sagt… «
    » Es ist mir völlig gleich, was er sagt, Johanna. Und es ist mir auch gleich, was du dazu sagst! « Er fasste sie an den Schultern, dass sie vor Schmerz aufschrie.
    » Ich will nie wieder etwas davon hören. Das ist Männersache. Kümmere du dich um deine eigenen Dinge. Wirtschafte mit deinen Schafen, wie du willst, aber misch dich nicht in meine Geschäfte ein. «
    Mit diesen Worten ließ er sie stehen und ging davon.

Dezember 1845
    Im Tal des Windes
    E s war ein heißer Sommertag, wie er schöner nicht hätte sein können. Unwirklich wie ein Geist erhob sich der steile Mount Paripari aus seinem Nebelbett. Der Dunst stieg schnell auf und zerriss zu Wolkenfetzen. Die Vorstellung, dass Weihnachten war, erschien Johanna völlig abstrakt. Ein Weihnachten ohne Regen und eisüberzogene Gassen, ohne die drückende Luft, die vom Rauch aus Abertausenden Schornsteinen stieg, ganz schwer geworden war. Es gab keine Märkte, auf denen Zuckerzeug verkauft wurde, und am Abend saß man nicht gemütlich mit den Verwandten zusammen, keine Konzerte und auch keine Armenspeisungen des Bibelkreises fanden statt.
    Dennoch war Johanna glücklich wie nie zuvor. Noch war nichts zu sehen, doch unter ihrem Herzen wuchs ein Kind heran. Abigail hatte es ihr beinahe sofort angesehen. Sie sprach immer vom einem besonderen Licht, das jede schwangere Frau umgab und ihr aus den Augen strahlte, ob sie das Kind wollte oder nicht. Johanna hatte die Veränderungen bald selbst bemerkt. Sie nahm zu, obwohl sie nicht mehr aß als zuvor, und ihr Körper, der seit ihrer Ankunft im Tal des Windes sehniger geworden war, fühlte sich weicher an.
    Die Arbeit im Gemüsegarten, die ihr große Freude bereitete, hatte Arme und Rücken gestärkt. Wenn Thomas es nicht sah, half Johanna Abigail sogar dabei, Zäune zu setzen und Reparaturen am Haus durchzuführen. Es gefiel ihr, etwas zu erschaffen. Sei es Früchte zu ernten, die sie selbst gesät hatte, oder ein Dach auszubessern, sodass es nicht mehr in den Stall regnete. Thomas machte ihr Vorhaltungen, weil ihre Arme sonnengebräunt waren wie die einer Bäuerin, doch Johanna kümmerte das wenig. Sie hatte sich mit ihrem Mann und dessen beständigen Versuchen arrangiert, sie in eine Schablone zu pressen, die für ihn die perfekte Frau darstellte. Solange sie ihre Pflichten als Ehefrau erfüllte, war ihr nichts vorzuwerfen.
    Heute, an Weihnachten, würde sie ihm die Nachricht überbringen, auf die er so sehnlich

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