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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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Priester musterte Thomas Waters, während er ihm die Hand schüttelte.
    » Ich bin froh, dass Sie heute endlich den Weg nach Urupuia gefunden haben. Ich hoffe, Sie begleiten Ihre hübsche Ehefrau demnächst häufiger. «
    » Ich fürchte, dafür bleibt mir kaum Zeit « , erwiderte Thomas knapp. » Ich sorge dafür, dass sich diese Gegend der Zivilisation öffnet. Sie werden mir noch alle dankbar sein. «
    Nun war es an Father Blake, finster dreinzublicken. » Hochmut war nie eine gute Eigenschaft, Mr Waters. Wenn Sie es sich anders überlegen und meinen Rat hören wollen, wissen Sie, wo ich zu finden bin. Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute und den Frieden, den Jesus Christus in dieser Nacht den Menschen zuteilwerden lässt. «
    Johanna versuchte alle schlechten Gedanken auszusperren. Die Worte des Priesters klangen wie eine finstere Prophezeiung, doch als er sich ihr zuwandte, kehrten Güte und Freundlichkeit in seine Miene zurück. Er drückte ihre Hand.
    » Auf dem Dorfplatz gibt es ein großes Fest. Sie sind herzlich eingeladen. «
    » Vielen Dank, aber wir feiern bei uns. « Johanna verabschiedete sich. Hariata, die nicht in der Kirche gewesen war, umarmte sie herzlich und flüsterte leise in ihr Ohr: » Man sieht es Ihnen an, Mrs Waters. Ich wünsche Ihnen ganz viel Glück. «
    Ein warmes Gefühl durchströmte Johanna. Da war es wieder. Nicht umsonst hieß es, gesegneten Leibes zu sein. Sie sah sich nach Thomas um, der ungeduldig auf sie wartete. In einigen Stunden würde es kein Geheimnis mehr sein. Und Johanna hoffte von ganzem Herzen, dass sich das Glücksgefühl auch auf ihren Ehemann übertragen würde. Vielleicht konnte ihr gemeinsames Kind ihm ein wenig mehr Herzenswärme schenken.

    Johanna hatte in den Tagen vor Weihnachten ihre Reisekisten durchsucht, um das Fest mithilfe ihrer Aussteuer so schön wie irgend möglich zu gestalten. Nun hatte sich die kleine Stube in einen festlichen Raum verwandelt. Der grobe Tisch verbarg sich unter einer fein bestickten Decke. Chinesisches Porzellan, das wenige, das die Reise überstanden hatte, wurde von getriebenem Silberbesteck flankiert. Zwei Leuchter spendeten warmes Kerzenlicht.
    Eine duftende Pinie ersetzte den Tannenbaum. Strohsterne und rote Bänder schmückten die langen Nadeln.
    Sie teilten das Festmahl, sprachen über ihre Familien, die nun zu Hause in London feierten, und für einen kurzen Moment kehrte tatsächlich so etwas wie Harmonie ein. Es war doch noch ein gelungener Abend geworden. Johanna räumte ab und trug einen süßen Pudding herein, den sie unter Abigails Aufsicht hergestellt hatte.
    » Den habe ich selbst gemacht « , kündigte sie an. Thomas ließ sich den Nachtisch schmecken. Sie sah ihm dabei zu. Wem würde ihr Kind ähnlicher sehen. Ihm oder ihr? Sie wurde immer aufgeregter. Alles schien zu kribbeln, ihr Gesicht wurde heiß.
    Als Thomas die Dessertschale ausgekratzt hatte, ergriff sie seine Hände.
    » Ich habe dir etwas zu sagen, Thomas. «
    Er sah auf. Sein Blick war forschend. Plötzlich hatte es ihr die Sprache verschlagen. Sie lächelte nur und strahlte vor Glück. Als leuchtete eine kleine Sonne in ihrem Inneren.
    Thomas verstand, und sein sonst so hartes Gesicht wurde weich. Er sprang auf und zog auch Johanna auf die Beine. Unsicher betrachtete er ihren Körper.
    » Ist… ist das wahr? « , stotterte er und blickte ihr fragend in die Augen.
    Sie nickte hastig. Ihre Kehle war noch immer wie ausgetrocknet. Als würde das Glück verschwinden, sobald sie es aussprach. Thomas riss sie in seine Arme, dann besann er sich und drückte sie sehr vorsichtig an sich. Sanft strich er ihr über die Wange, als er ihren Kopf hob, um sie zu küssen. » Ich liebe dich! «
    Johanna schluckte und verdrängte den schalen Beigeschmack seiner Worte. Sie konnte sie nicht erwidern.
    » Ich freue mich so schrecklich auf das Kind, Thomas! « , hauchte sie, und das entsprach der Wahrheit.
    Thomas’ Augen bekamen einen fiebrigen Glanz. » Ich schwöre, ich werde dich immer lieben und immer für dich und unseren Sohn da sein. Nichts und niemand wird uns jemals trennen. Das weißt du, oder? Du weißt es! « Er hatte sie fest an den Schultern gepackt und sah sie beschwörend an.
    » Ja, ja, das weiß ich. « Er machte ihr Angst.
    » Von nun an wirst du nicht mehr nach Urupuia reiten, ich will nicht, dass dem Kind etwas zustößt. Du kannst hierbleiben, hier im Haus. Und streng dich nicht an. Schwör es mir! «
    » Aber Thomas, ich passe doch auf! «
    »

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