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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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versucht, ihm dieselbe Version zu erzählen wie Milton, um sicherzustellen, dass ihre Scharade ein Geheimnis blieb. Obwohl er seinem Bruder durchaus vertraute, wusste er, dass Charles sich nicht allzu gut darauf verstand, Geheimnisse zu bewahren. Trotzdem war er sein Bruder, und vielleicht konnte er ihnen sogar helfen, den Vertrag schneller zu finden. Zumindest konnte er ihnen ein wenig darüber erzählen, wie ihr Vater für gewöhnlich den Tag verbrachte — was Richard bei seiner Suche sicher helfen würde.
    Richard schüttelte den Kopf und gab seinem Bruder einen kurzen Abriss der Wahrheit. Zum Schluss erklärte er: »Er wirkt nicht gerade glücklich über unsere bevorstehende Heirat. Dabei möchte man doch meinen, er müsste vor Freude in Ekstase verfallen, weil er endlich bekommt, was er will.«
    »Dann glaubt er euch einfach nicht – was mich keineswegs überrascht. Skepsis könnte sein zweiter Vorname sein. Andererseits war er immer schon misstrauisch, wenn irgendetwas nicht der Norm entsprach, und eure Hochzeitspläne kommen mehr als unerwartet. Hast du denn vergessen, wie er ist?«
    »Nein, ich habe mir schon so etwas gedacht. Wobei das im Grunde nur bedeutet, dass wir noch besser schauspielern müssen – oder uns bemühen sollten, das Ganze so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Weißt du denn, wo er den Vertrag aufbewahrt?«
    »Tut mir leid, ich habe nicht die leiseste Ahnung. Er hat sich all die Jahre geweigert, über dich zu sprechen, und jedes Mal, wenn ich es versuchte, wurde er wütend. Nachdem du dann wieder aufgetaucht warst und mir erzählt hattest, was Julia plante, habe ich ihn sogar auf den Vertrag angesprochen.«

    Richard war einen Moment sprachlos. »Du hast ihm von unserem Treffen erzählt?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber Julias Plan hat mir überhaupt nicht behagt. Für so etwas bin ich viel zu abergläubisch. Dich für tot erklären zu lassen wäre in meinen Augen wie ein Fluch gewesen, der dich dazu verdammt hätte, tatsächlich zu sterben. Deshalb musste ich zumindest den Versuch unternehmen, der Sache Einhalt zu gebieten. Ich hoffte, ihn dazu überreden zu können, Julia aus dem Vertrag zu entlassen. Natürlich hat er meine Argumente einfach beiseitegefegt.«
    Hatte Milton dank seines misstrauischen Naturells erraten, dass Charles nur deswegen mit dieser Bitte an ihn herangetreten war, weil Richard sich in der Gegend aufhielt? Er beschloss, die Reise nach Australien, die sein Vater für ihn arrangiert hatte, lieber nicht zu erwähnen – nur für den Fall, dass Charles indirekt dafür verantwortlich war, dass Milton Richard aufgespürt hatte.
    Um dennoch etwas über die Gewohnheiten ihres Vaters in Erfahrung zu bringen, fuhr Richard nun fort: »Vater war gestern Abend ziemlich lange weg. Kommt es öfter vor, dass er den Großteil des Abends außer Haus verbringt?«
    »Er besucht hin und wieder eine Witwe, die in der Nähe wohnt.«
    Richard zog eine Augenbraue hoch. »Eine Geliebte? Er?«
    Charles schüttelte den Kopf. »Nein, zumindest keine, die sich von ihm aushalten lässt. Das könnte er sich gar nicht leisten. Sie verfügt selbst über ein kleines Einkommen, von dem sie gut leben kann, und wie es scheint, genießt sie Vaters Gesellschaft. «
    Für Richard war die Vorstellung, eine Frau könnte Miltons Gesellschaft genießen, völlig absurd. »Dann hat sie wohl einen Dachschaden.«
    Charles lachte. »Nein, eigentlich nicht. Sie ist ungefähr in
seinem Alter und durchaus vornehmer Abstammung, wenn auch ohne Titel.«
    »Demnach hat sie es auf seinen Titel abgesehen?«
    »Möglich. Vielleicht ist sie auch nur einsam. Jedenfalls lädt sie ihn häufig zum Abendessen ein, sodass Mathew und ich an mehreren Abenden pro Woche ohne ihn essen. Und alle ein, zwei Wochen kommt es vor, dass er erst sehr spät zurückkehrt — was vermutlich bedeutet, dass die beiden doch hin und wieder das Bett miteinander teilen, auch wenn es übertrieben wäre, sie als seine Geliebte zu bezeichnen.«
    »Glaubst du, er wird sie heiraten?«
    »Nein«, antwortete Charles und fügte dann unverblümt hinzu: »Vielleicht, wenn sie reich wäre, aber das ist sie nicht.«
    »Nicht genug Geld für ihn, wie erbärmlich! Ist dir eigentlich klar, dass er immer schon vom Geld besessen war?«
    »Eine kaum zu übersehende Eigenschaft von ihm. Aber weißt du auch, warum er so wurde? Deine Schulden waren nicht die ersten, die er bezahlen musste. Unsere Großeltern mütterlicherseits waren stark verschuldet, und

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