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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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des
Grafen führte, war ein Lakai postiert. Wenn Richard sich in dieser Nacht Zutritt zu dem Raum verschaffen wollte, würde er es von draußen durch das Fenster versuchen müssen.
    Julia war schon fast im Begriff, irgendeinen Vorwand zu nennen, warum sie hinauswollten, und dabei so laut zu sprechen, dass der Bedienstete sie hören konnte. Auf einmal aber bohrten sich Richards Finger in ihren Arm, und sie hielt den Mund, weil sie die Wut spürte, die plötzlich von ihm ausging. Es war die Art von Wut, die sein Vater so leicht bei ihm auslöste, doch als Julia sich nun nach links lehnte, um nach dem Grund dafür Ausschau zu halten, stellte sie fest, dass Richard keineswegs Milton anstarrte.
    Aus dem hinteren Teil des Hauses kam ein Riese von einem Mann schwerfällig den Gang entlanggetrottet. Er war mittleren Alters, ziemlich hässlich und auf eine fast groteske Weise muskulös. Als er an dem Lakaien vorbeiging, zielte er spielerisch mit der Faust auf den Bauch des Mannes. Der arme Kerl wurde ganz blass im Gesicht. Lachend setzte der Riese seinen Weg zur Treppe fort.
    Als er Richard bemerkte, rief er in höhnischem Ton: »Lass dir zur Hochzeit lieber die Haare schneiden!«
    Richard ließ Julia los, griff mit beiden Händen nach dem Treppengeländer, um sich daran abzustützen, und rammte dem Riesen beide Füße in die Brust. Der Mann krachte so heftig auf den Boden in der Eingangshalle, dass es klang, als wären ein paar der alten Holzdielen gebrochen. Benommen blieb er liegen, doch Julia fragte sich bereits voller Angst, was passieren würde, wenn er wieder aufstand. Bestimmt wog dieser Riese doppelt so viel wie Richard, und seine Hände waren genauso überdimensional wie der Rest von ihm.
    Richard schien daran keinen Gedanken zu verschwenden oder war einfach noch zu wütend, um sich deswegen Sorgen zu machen. Rasch eilte er zu dem Mann hinunter.

    »Steh auf, Olaf! Steh auf und stelle dich mir! Oder fehlt dir dazu ohne die Erlaubnis meines Vaters der Mumm?«
    Olaf machte keine Anstalten, der Aufforderung nachzukommen, sondern blieb stöhnend liegen und versuchte, mit den Armen seinen Bauch zu schützen. Offenbar rechnete er damit, dass Richard nach ihm treten würde.
    Dieser aber beugte sich lediglich über ihn und sagte so bedrohlich, wie Julia es von ihm gar nicht kannte: »Verschwinde aus diesem Haus, und kehre nie wieder zurück! Es spielt keine Rolle, dass ein Graf dir den Befehl gab, mich in dem Gasthaus anzugreifen und hierher zu schleppen. Das Einzige, was zählt, ist die Tatsache, dass du einem Lord gegenüber gewalttätig geworden bist. Dafür sind schon Männer gehängt worden. Wenn ich es mir recht überlege, ist das wohl immer noch so.«
    Der andere Lakai stand zitternd daneben, gab jedoch vor, von der ganzen Aufregung nichts mitzubekommen. Julia, die sich inzwischen gefangen hatte, eilte hinunter an Richards Seite. Für sie war es eine perfekte Gelegenheit, um zu sagen: »Lass uns hinausgehen und einen kleinen Spaziergang machen – damit du dich abkühlen kannst!«
    Richard nickte und nahm wieder ihre Hand. Nachdem draußen die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, holte er ein paarmal tief Luft, ehe er mit zerknirschter Miene zu Julia sagte: »Es tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest.«
    »Es war … unerwartet.«
    »Aber längst überfällig.«
    Sie brauchte gar nicht erst zu fragen. Der Riese musste einer der Männer sein, die sein Vater vor langer Zeit auf ihn losgelassen hatte. Ein solcher Riese gegen einen wehrlosen Jungen! Es überraschte Julia fast ein wenig, dass Richard so gnädig gewesen war und den Mann nicht besinnungslos geschlagen hatte.
    Nun führte Richard sie an die Seite des Hauses. Der Hof
war gut beleuchtet. Auch in mehreren der Räume, die auf diese Seite hinausgingen, brannte noch Licht, sogar im Arbeitszimmer. Julia fand das seltsam. Als Richard einen Blick durch das Fenster warf, ging er instinktiv in Deckung und zog Julia rasch wieder von dort weg.
    »Dieser Hurensohn!«, flüsterte er. »Er hat im Arbeitszimmer ebenfalls einen Dienstboten als Wache abgestellt. Der Kerl schläft in einem Sessel, aber wenn ich das Fenster öffne, wacht er vermutlich auf. Das Versteck muss sich in diesem Raum befinden. «
    »Wie sollen wir jemals hineinkommen, wenn er das Zimmer rund um die Uhr bewachen lässt?«, fragte sie enttäuscht.
    »Wir kommen schon rein. Irgendwann tagsüber, wenn die Dienstboten zu sehr mit ihren anderen Aufgaben beschäftigt sind, um Wache stehen zu

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