Im Taumel der Herzen - Roman
als sie bald nach der Eheschließung unserer Eltern starben, klopfte jeder einzelne ihrer Schuldner an Vaters Tür. Mutters Familie war der Meinung, Vater wäre reich, sodass sie sich genauso geweigert hatten, ihn aus der vorab arrangierten Verbindung zu entlassen, wie er sich in deinem und meinem Fall weigerte. Eigentlich gehören zu diesem Anwesen so viele Pachten, dass es einen guten Gewinn abwerfen würde, wenn sich nicht so viele alte Schulden aufgehäuft hätten. Mutter hat ebenfalls hohe Schulden gemacht, und Candice brachte keine Mitgift in die Ehe. In den Augen ihres Vaters war es bereits Mitgift genug, dass ich die Tochter eines Herzogs heiraten durfte — was ja auch irgendwie stimmte. Bei meiner Ehe ging es einzig und allein um diese Verbindung. Dir war die Aufgabe zugedacht, die Taschen wieder zu füllen und die alten Schulden zu begleichen.«
Richard verzog das Gesicht. »Und stattdessen habe ich sie noch vergrößert. Bedrückt es dich recht, dass dein Zuhause sich in einem so bedauernswerten Zustand befindet — weil das Geld so knapp ist?«
»Ich verfüge über genug Geld«, widersprach Charles zu Richards Überraschung. »Die regelmäßigen Zahlungen, die Candice auch noch nach unserer Eheschließung von ihrem Vater erhielt, wurden bei Mathews Geburt verdoppelt und gehen nun an mich, damit ich dafür sorgen kann, dass es ihm nie an etwas mangelt. Der Herzog würde Mathew schrecklich verwöhnen, wenn ich ihn ließe – was ich aber nicht tue.«
»Du wärst also in der Lage, das Haus instand setzen zu lassen? «
»Ja, ohne Weiteres. Aber dann wüsste Vater, dass ich Geld habe, und würde es als seines betrachten. Das wird nicht passieren. «
Richard lachte. »Umso besser! Nun wird Jewels hier ja ohnehin alles herrichten — falls wir lange genug bleiben.« In diesem Zusammenhang fiel ihm wieder ein, dass er und Julia sich gefragt hatten, warum Milton nicht Charles dazu genötigt hatte, den Vertrag zu erfüllen. Richard nutzte die Gelegenheit, um dieses Thema zur Sprache zu bringen. »Hat Vater je von dir verlangt, Julia zu heiraten, nachdem du Witwer geworden warst?«
Charles lachte. »Das hat er tatsächlich, und zwar vor etwa drei Jahren, als Julias achtzehnter Geburtstag bevorstand und du noch immer nicht zurückgekehrt warst, um sie zu heiraten. Er hat damals sogar die großen Geschütze aufgefahren und mich darauf hingewiesen, dass Mathew im zarten Alter von fünf Jahren doch eine Mutter brauche.«
»Du warst nicht dieser Meinung?«
»Ich hatte für Mathew sowohl ein Kindermädchen als auch eine Gouvernante eingestellt – zwei sehr mütterliche Frauen,
denen er mit der Zeit so ans Herz wuchs, dass sie sich noch immer nicht von ihm trennen wollen, obwohl er inzwischen ja schon größer ist! Es fehlte dem Jungen also nie an Frauen, die ihn vergötterten. Trotzdem hat Vater das Thema noch ein paarmal zur Sprache gebracht, wenn auch ganz vorsichtig. Wie ich dir schon erzählt habe, fasst er mich mittlerweile mit Samthandschuhen an, und deswegen hat er auch nie darauf beharrt, dass ich Julia heirate.«
»Offensichtlich hast du seinen Vorschlag abgelehnt.« Während Richard das sagte, starrte er Julia an, die gerade ein sehr schönes Lächeln auf den Lippen hatte, während sie mit Mathew sprach. Richard konnte den Blick selbst dann nicht von ihr abwenden, als er hinzufügte: »Ich nehme an, du wusstest damals noch nicht, zu was für einer Schönheit sie sich entwickelt hatte?«
»Oh doch!«
Diese Antwort bewirkte, dass Richard seine Aufmerksamkeit wieder seinem Bruder zuwandte. »Und trotzdem hast du abgelehnt?«
Charles grinste. »Mittlerweile verlangt er nur noch ganz selten etwas von mir und erteilt mir überhaupt keine Befehle mehr, sodass ich nun, da ich ihm endlich zu widersprechen wage, kaum noch Gelegenheit dazu bekomme. Ich habe es ziemlich genossen.« In sachlicherem Ton fügte Charles hinzu: »Außerdem weiß ich ja, warum du sie nicht heiraten wolltest. Wie viele Male hast du geschimpft, dass du ihn für die Hölle, die er uns bereitet hatte, nicht auch noch belohnen würdest! Ich hatte nicht vor, ihm genau das zu geben, was du ihm durch dein Weggehen von zu Hause verwehrt hattest.«
»Danke«, sagte Richard mit einem halben Grinsen. »Es wäre für mich doch ein rechter Schock gewesen, Julia bei meiner Heimkehr als neues Familienmitglied anzutreffen. Aber genug
von diesem Thema! Erzähl mir lieber, warum du immer noch hier lebst.«
Charles lachte. »Nun ja, ein Grund ist,
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