Im Taumel der Herzen - Roman
wollte, sagte er nur: »Die Situation ist ziemlich kompliziert.«
»Mir erscheint sie ganz einfach. Oder ist dir wirklich nie in den Sinn gekommen, dass du hauptsächlich in das Risiko verliebt warst, das du als ihr Verehrer eingegangen bist – allein schon deswegen, weil sie ausgerechnet mit diesem Mann verheiratet ist?«
Richard musste fast lachen, weil Ohr ihn derart missverstanden hatte, und versuchte seinen Freund zu unterbrechen, um die Sache richtigzustellen, doch Ohr brachte ihn mit einer energischen Handbewegung zum Schweigen: »Malory hat uns an dem Tag, als wir Gabby vor ihrem Haus abgesetzt haben und du dabei seiner Frau begegnet bist, ausdrücklich gewarnt. Sein Auftreten war wie üblich extrem furchteinflößend und hätte dir schon da zu denken geben sollen. Du aber hast es als besondere Herausforderung aufgefasst. Am Ende hast du
dann eine Kostprobe seiner Eifersucht bekommen. Muss ich dich jetzt wirklich fragen, ob du dir immer noch allen Ernstes einbildest, sie zu lieben?«
Lachend schüttelte Richard den Kopf. Zum Glück brauchte er Ohr nicht lang und breit zu erklären, was für ein Fehler das Ganze gewesen war. Sein Freund würde nicht nachhaken. Deswegen antwortete er nur: »Nein, was auch immer das gewesen sein mag, es ist vorbei.«
»Demnach schmachtest du wegen deiner eigenen Ehefrau?« Wider Erwarten hakte Ohr doch nach. »Das ist aber … komisch. «
Richard kniff die Lippen zusammen. Er fand das ganz und gar nicht witzig. »Ich werde schon eine Lösung finden.«
»Also, wenn du das Bedürfnis hast, darüber zu reden, bleibt uns vor dem Fest ja noch ein wenig Zeit.«
»Welchem Fest?«
»Heute Abend steigt ein Abschiedsfest für Gabby und Drew. Wir sind eingeladen.«
»Eingeladen? Obwohl wir uns schon im Haus befinden? Da ist es doch wohl klar, dass wir willkommen sind. Oder hat irgendjemand daran gezweifelt?«
»Das Fest findet nicht hier im Haus statt«, klärte Ohr ihn grinsend auf, »sondern bei James Malory.«
Richard hätte nie gedacht, dass er eines Tages bei James eingeladen sein würde. Vermutlich wusste Malory gar nichts von seinem Glück. Anders konnte Richard sich das nicht erklären. Als er und Ohr dann aber in den Salon geführt wurden, wo lauter Andersons und Malorys versammelt waren, bemerkte James ihn sofort, zog wegen seiner Anwesenheit aber nicht einmal eine Augenbraue hoch. Dafür stürzte Gabrielle sich sofort auf ihn. Ohr hatte ihn schon vorgewarnt, dass er Drew gegenüber etwas von der Heirat erwähnt hatte. Natürlich hatte
Drew seiner Frau davon erzählt, als er sie anschließend im Haus der Malorys traf.
»Ich freue mich so!«, sagte Gabrielle zu Richard.
»Es besteht kein Grund zur Freude. Mein Vater hat gewonnen, Gabby.«
»Nun, das mag ja sein, aber du doch auch, oder nicht? Mir ist nicht entgangen, wie du Julia auf der Maiden George angesehen hast. Du konntest kaum den Blick von ihr abwenden. Und jetzt bist du mit ihr verheiratet!«
Sie freute sich so für ihn, dass Richard es nicht übers Herz brachte, ihr von der bevorstehenden Scheidung zu erzählen. Zumindest nicht im Rahmen dieses Festes, das schließlich ihr zu Ehren veranstaltet wurde.
Deswegen informierte er sie nur: »Sie segelt mit uns.«
»Natürlich tut sie das, warum sollte sie nicht? Ach ja, klar, sie muss bestimmt eine Menge packen, schließlich zieht sie in ein anderes Land. Braucht sie Hilfe? Sollen wir unsere Abreise um ein, zwei Tage verschieben?«
»Nein, bitte keine weiteren Verzögerungen, Gabby! Wenn die Triton nicht schon morgen früh lossegeln könnte, hätte ich mir ein anderes Schiff gesucht. Die Vorstellung, einen weiteren Tag im gleichen Land wie mein Vater zu verbringen, ist mir unerträglich.«
Gabrielle musterte ihn eindringlich. »Was ist dort noch vorgefallen? «
»Lass uns nicht heute Abend darüber sprechen. Und Julia kommt bestimmt bestens zurecht, sie hat in ihrem Haushalt wahrscheinlich mehr Helfer, als wir zählen können. Genieße dein Fest!«
Mit diesen Worten schob er sie zu ihrem Mann hinüber und begab sich rasch auf die andere Seite des Raumes, um sich keine neugierigen Fragen mehr anhören zu müssen. Als er in der Menge James’ Sohn Jeremy entdeckte, gesellte er sich zu ihm.
Richard war Jeremys Frau noch nie begegnet, zumindest nicht bewusst. Vermutlich war sie auf Georginas Ball gewesen, doch vernarrt, wie er zu jenem Zeitpunkt in Georgina war, hatte er sie gar nicht wahrgenommen. Als sie ihm nun jedoch das Gesicht zuwandte, kam er
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