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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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verschiedenen Seiten eines Ozeans aufrechtzuerhalten. Aber er hat sie dazu gezwungen, zur Vernunft zu kommen. Darauf versteht er sich recht gut.«
    »Nun hör aber auf, Tony!«, warnte James ihn.
    Anthony grinste. »Ich wollte doch nur helfen.«
    »Das war alles andere als nett von dir«, widersprach James.
    Richard verdrückte sich, während die beiden Malory-Brüder anfingen, sich auf eine Art zu zanken, die vielleicht freundschaftlich gemeint war, auch wenn man das nicht so genau sagen konnte. Da Richard in Gedanken so weit weg war, dass er sich auf der fröhlichen Feier völlig fehl am Platz fühlte, verabschiedete er sich früh. Draußen war er fast schon im Begriff, die Kutsche herbeizuwinken, die ihn zu Boyds Haus zurückbringen sollte. Dann aber schweifte sein Blick die Straße entlang bis zu Julias Haus. Langsam setzte er sich in Bewegung. Vor ihrer Tür angekommen, zögerte er nicht, zu klopfen. Doch als der Butler ihm die Tür öffnete, war es nicht Julia, die er zu sprechen wünschte. Nein, Richard wollte mit Gerald Miller reden, bevor er am Morgen abreiste.

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    L ieber Himmel, es regnet ja!«, bemerkte Raymond, als er aus der Kutsche stieg und Julia die Hand reichte, um ihr herunterzuhelfen. »Da bist du bestimmt klatschnass, bis du an Bord kommst.«
    »Unsinn!«, entgegnete sie, während sie sich neugierig umblickte. »Das ist doch höchstens ein leichtes Nieseln.«
    Selbst zu dieser frühen Stunde herrschte am Hafen rege Betriebsamkeit. Die Triton war nicht das einzige Schiff, das mit der Flut auslaufen sollte. Noch immer wurden frische Vorräte auf Drews Schiff getragen, und weitere Wagenladungen warteten darauf, entladen zu werden. Ein paar Seeleute erschienen, um Julias Koffer an Bord zu bringen.
    Sie betrachtete ihren Cousin, der seinerseits stirnrunzelnd zum grauen Himmel emporblickte. Zu schade, dass das schöne Wetter der letzten Tage nicht bis zu ihrer Abreise angehalten hatte! Andererseits wirkten die Wolken nicht allzu schwarz, und vielleicht würde der frische Wind den bedeckten Himmel bald wieder blau blasen.
    »Vergiss nicht, möglichst oft nach meinem Vater zu sehen!«, ermahnte sie Raymond, während ihr letzter Koffer die Rampe hinaufgetragen wurde. Besser, sie folgte dem Gepäckstück, sonst wurde sie wirklich noch klatschnass.
    »Ja, ja, aber zu einer christlichen Zeit!«, antwortete Raymond, ehe er sie zum Abschied umarmte. Während er wieder
in die Kutsche stieg, hörte sie ihn mürrisch vor sich hin murmeln. »Nicht zu fassen, dass du mich schon wieder vor dem Morgengrauen aus dem Bett geholt hast!«
    Das Gemurre ihres Cousins war Julia so vertraut, dass sie es kaum noch wahrnahm. Wohingegen sie die Tatsache, dass ihr Vater so guter Laune gewesen war, als sie an diesem Morgen das Haus verließ, immer noch ein wenig irritierte. Plötzlich stand er ihrer Reise viel positiver gegenüber als noch am Vortag. Oder machte er nur gute Miene zum bösen Spiel, um sie nicht zu beunruhigen?
    Julia ging an Bord des Schiffes. Eigentlich war es ganz gut, dass es regnete. Sie wollte gar nicht sehen, wie das Schiff von England wegsegelte. Sie musste sonst nur weinen. Schon wieder. Wenige Minuten später saß sie in ihrer Kabine auf dem Bett, starrte auf die Koffer, die jedes freie Fleckchen Boden einnahmen, und versuchte nicht darüber nachzudenken, warum sie hier war. Vier Koffer. Offensichtlich hatte sie viel zu viel Kleidung mitgenommen. Aber schließlich hatte sie auch noch nie eine Reise gemacht, die sie so weit von zu Hause wegführte.
    Abgesehen von dem normal großen Bett war in der kleinen Kabine nur noch Platz für einen winzigen Esstisch, die kleinste, rund geformte Badewanne, die Julia je gesehen hatte, einen Waschtisch und einen normal großen Schrank. Sie würde alles auspacken müssen, damit sie die Koffer wegschaffen lassen konnte und mehr Platz hatte. Sie fragte sich, ob sie vorher ein kleines Nickerchen halten sollte. Zwar hatte sie am Vortag während der langen Fahrt von Willow Woods nach London etwas Schlaf aufgeholt, letzte Nacht aber wieder nicht viel Ruhe gefunden, weil ihr die bevorstehende Reise im Kopf umging – ganz zu schweigen von dem, was am Ende der Reise passieren würde.
    Nachdem sie Richard gestern ihre Nachricht hatte zukommen
lassen, hatte er ihr eine Wegbeschreibung zum Hafen geschickt, versehen mit dem Ratschlag, möglichst schon vor dem Morgengrauen dort zu sein. Er hätte ihr auch anbieten können, sie abzuholen, aber das hatte er nicht getan. Wenigstens

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