Im Taumel der Herzen - Roman
nicht mehr umhin, sie wahrzunehmen. Ihr Anblick ließ ihn nach Luft schnappen. Danny Malory besaß eine ätherische Art von Schönheit, die auf die meisten Menschen eine fast hypnotische Wirkung ausübte. Ihr weißes, für eine junge Frau völlig ungewöhnliches Haar ließ sie noch engelsgleicher aussehen. Obwohl es extrem kurz geschnitten war und somit gar nicht der gängigen Damenmode entsprach, wirkte es an ihr wunderschön.
Jeremy stieß Richard in die Rippen, um ihn dazu zu bringen, den Blick wieder von seiner Frau abzuwenden. Richard musste selbst lachen, als ihm bewusst wurde, wie unverhohlen er sie angestarrt hatte.
»Ihr müsst entschuldigen«, bat er das Paar mit einem zerknirschten Grinsen. »Ich nehme an, das passiert euch öfter?«
Jeremy nickte. »Sie hat Glück, dass ich nicht der eifersüchtige Typ bin.«
»Nein, ich habe einfach nur Glück«, entgegnete Danny und lächelte ihren Mann dabei liebevoll an.
Richard war neidisch — auf dieses Glück. Tatsächlich schienen alle Paare im Raum mit einer glücklichen Ehe gesegnet zu sein.
Jeremy, der bemerkt hatte, dass Richard den Blick durch den Raum schweifen ließ, fragte ihn: »Du kennst noch nicht alle hier, oder?«
»Nein, ich fürchte nicht. Dein Vater hat mich bisher nicht ins Haus gelassen.«
»Wirklich? Das ist ja interessant! Da wusste er wohl noch nicht, dass du ein Lord bist?«
»Das war nicht der Grund. Ich habe anfangs wohl keinen
guten Eindruck auf ihn gemacht«, antwortete Richard ausweichend.
»Aha. Aber nachdem du heute hier bist, ist wohl alles vergeben und vergessen«, folgerte Jeremy. »Lass dir also meine Seite der Familie vorstellen. Natürlich sind nicht alle hier, sondern nur diejenigen, die gerade in der Stadt waren und so kurzfristig Zeit hatten, zu diesem Fest zu erscheinen. Drews Seite der Familie kennst du ja sicher schon.«
Tatsache war, dass Richard bisher noch nie Gelegenheit gehabt hatte, Drews älteren Bruder Warren kennenzulernen, aber da dieser ebenfalls eine Malory geheiratet hatte, machte Jeremy ihn nun mit Warrens Frau Amy bekannt. »Das ist unser Lausejunge«, stellte er die knabenhafte junge Frau vor und gab Richard den guten Rat, nie mit dieser Cousine von ihm zu wetten. Offenbar verlor sie nie.
Es war noch eine weitere Cousine von Jeremy anwesend, Regina Eden, die bei Georginas Ball als Gastgeberin fungiert hatte. Sie war in Begleitung ihres Mannes Nicolas. »Solltest du jemals mitbekommen, dass mein Vater gehässige Bemerkungen über Nick macht, brauchst du dir nichts dabei zu denken«, klärte Jeremy ihn lachend auf. »Mein Vater und seine Brüder haben alle mitgeholfen, Reggie großzuziehen, nachdem deren Eltern gestorben waren. Deswegen ist ihr Beschützerinstinkt in diesem Fall ziemlich stark ausgeprägt, und das lassen sie Nick immer wieder spüren. Zumindest mein Vater und Onkel Tony.«
Jeremys Onkel Tony war ebenfalls anwesend, ein außergewöhnlich gut aussehender Mann, mit dem Jeremy mehr Ähnlichkeit besaß als mit seinem eigenen Vater! Als Richard eine dahin gehende Bemerkung machte, musste Jeremy lachen.
»Diese Tatsache treibt meinen Vater in den Wahnsinn, also erwähne es lieber nicht, wenn er in Hörweite ist. Es liegt in erster Linie an der Haarfarbe. Nur ganz wenige von uns Malorys
haben dieses schwarze Haar, alle anderen in der Familie neigen eher in die blonde Richtung.«
Einer von Jeremys älteren Onkeln, Edward Malory, war in Begleitung seiner Frau Charlotte gekommen. Die beiden wohnten drüben am Grosvenor Square.
Auch ein weiterer von Drews älteren Brüdern war da, Thomas. Der älteste Anderson hatte sich zwar in der Stadt aufgehalten, war aber bereits wieder abgesegelt.
Über Edward ließ Jeremy verlauten: »Wie schade, dass Onkel Eddie deine Frau nicht mehr kennenlernen kann, bevor du dich mit ihr aus dem Staub machst! Er ist das Finanzgenie der Familie. Nachdem Julia auf diesem Gebiet auch recht beschlagen zu sein scheint, hätten die beiden bestimmt eine Menge Gesprächsthemen gehabt.«
Dass Jeremy Julia erwähnte, versetzte Richards Laune einen beträchtlichen Dämpfer. Allerdings fielen ihm bei dieser Gelegenheit die Dietriche in seiner Tasche ein. Er reichte sie Jeremy. »Danke, dass du sie mir geliehen hast.«
Jeremy reichte die Werkzeuge an seine Frau weiter, die grinsend antwortete: »Gern geschehen. Mittlerweile habe ich keine Verwendung mehr dafür. Ich behalte sie nur zur Erinnerung an meine Jugendfreunde.«
»Sie haben erstklassig funktioniert«,
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