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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Erstaunlicherweise ließ dieser Ausdruck vermuten, dass er tatsächlich einen Mord im Sinn hatte, was man aber nur dann mitbekam, wenn man zufällig seinen Blick auffing.
    Ihr ging durch den Kopf, dass dieser Mann seine Gefühle normalerweise wirklich für sich behielt – weshalb es wohl Absicht war, wenn er sie nun zeigte. Wollte er auf diese Weise jemandem eine Nachricht zukommen lassen? Sie versuchte, herauszufinden, wer James’ ungeteilte Aufmerksamkeit genoss.
    Infrage kamen im Grunde nur die vier Personen vor ihr, die ihr immer noch alle den Rücken zuwandten, eine Frau und drei Männer. Die Frau und einer der Männer gehörten offensichtlich zusammen. Der zweite Mann war ein kleiner, untersetzter Kerl, dem man leicht über die Schulter blicken konnte. Der dritte Mann war so groß, dass er deutlich aus der Menge herausragte.
    Das Paar war so ins Gespräch vertieft, dass keinem von beiden
etwas Ungewöhnliches auffiel, und sobald die Musik wieder einsetzte, begaben sie sich auf die Tanzfläche. James’ Blick folgte ihnen nicht, sodass nur noch die zwei Männer übrig blieben. Der kleine Untersetzte wandte sich plötzlich um und eilte an Julia vorbei in die Gegenrichtung, wobei ihr nicht entging, dass auch er schauderte. Rasch verschwand er durch die offene Tür hinaus auf die Terrasse. James’ Blick folgte ihm ebenso wenig wie vorher dem Paar, also blieb im Grunde nur noch der große Mann.
    Außerhalb von Malorys Familie kannte Julia nicht viele Männer, die so groß waren, und sie hielt es für unwahrscheinlich, dass James’ Wut einem Verwandten galt – doch genau so musste es sein! Georginas Brüder! Natürlich! Wie hatte sie vergessen können, dass James aus seiner Abneigung gegen sie keinen Hehl machte? Er konnte die fünf nicht ausstehen.
    Es war also durchaus denkbar, dass es sich bei diesem großen, breitschultrigen Mann um einen von Georginas fünf Brüdern handelte. Julia hatte noch nicht alle kennengelernt, aber diejenigen, die sie kannte, hatten nicht so dunkles Haar wie dieser Mann. Außerdem erschien es ihr, wenn sie länger nachdachte, doch eher unwahrscheinlich, dass James einen der Andersen-Brüder mit derart mordlustigen Blicken bombardierte, auch wenn er die fünf noch so wenig mochte.
    Allmählich wurde ihr bewusst, wie albern ihr Unterfangen war. Falls es ihr nicht gelang, diesen Mann als jemanden aus ihrem Bekanntenkreis zu identifizieren – was angesichts der Tatsache, dass an diesem Abend alle Masken trugen, ziemlich zweifelhaft war –, was hoffte sie dann überhaupt herauszufinden? Sie konnte ihn ja schlecht darauf hinweisen, dass er dem Tode geweiht war, und ihn anschließend fragen, warum. Nein, es würde nicht das Geringste dabei herauskommen.
    Als sie sich umwandte, um nach Carol Ausschau zu halten, ließ ein ziemlich lauter Seufzer sie innehalten und einen weiteren
Blick auf den breiten männlichen Rücken werfen. Hatte der Mann endlich bemerkt, dass er die Zielscheibe von James’ unheilvoller Aufmerksamkeit war? Falls ja, würde er bestimmt jeden Moment an ihr vorbei aus dem Raum stürmen. Doch das passierte nicht. Außerdem hatte sein Seufzen so mitleiderregend geklungen, dass es einem fast das Herz brach. Sein Kummer hatte gewiss nichts mit James Malory zu tun, sodass der arme Kerl vermutlich noch immer nicht wusste, in welcher Gefahr er schwebte.
    Sollte sie ihn warnen? Während für die anwesenden adligen Damen die Regel galt, dass es sich nicht schickte, mit einem Mann zu sprechen, dem sie noch nicht vorgestellt worden waren, fühlte Julia sich an diese Regel nicht gebunden. In der Geschäftswelt musste sie die ganze Zeit mit Fremden sprechen. Andererseits ging sie das Ganze im Grunde gar nichts an, und ihre Neugier verführte sie vermutlich dazu, völlig falsche Schlüsse zu ziehen.
    Ein weiteres Mal wandte sie sich zum Gehen, ertappte sich dann aber zu ihrem eigenen Entsetzen dabei, wie sie stattdessen dem Mann an die Schulter tippte. Es lag an dem mitleiderregenden Seufzer. Wie konnte sie die Augen vor etwas verschließen, das derart verzweifelt klang?
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Er fuhr herum, und für einen Moment erschrak Julia wegen der Teufelsmaske, die er trug. Allerdings verdeckte sie nur die obere Hälfte seines Gesichts. Darunter waren der Schatten eines Schnurrbarts, sinnliche Lippen und ein kantiges Kinn zu sehen. Doch der Mann würdigte sie kaum eines Blickes, sondern spähte sofort wieder über die Schulter in die Richtung, in die

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