Im Taumel der Herzen - Roman
brauchte gar nichts davon zu erfahren. Wähle einen Tag aus, an dem er nicht zu Hause ist!«
»Warum kannst du nicht …?«, hatte Gabrielle bereits angesetzt, als erst so richtig zu ihr durchdrang, was er gerade gesagt hatte, sodass sie abrupt umschwenkte: »Ein letztes Mal? Und danach schlägst du sie dir endgültig aus dem Kopf?«
Da er sie nicht anlügen wollte, gab er ihr eine ausweichende Antwort, mit der er ihre Bedenken dennoch zu zerstreuen hoffte: »Sie ist für mich verloren. Glaubst du wirklich, ich wüsste das nicht?«
Er hatte das Gefühl, sie bereits überzeugt zu haben, als sie mit besorgter Miene erwiderte: »Du bringst dich dadurch doch nur in Schwierigkeiten, Richard.« Dann aber schob sie ihr kleines Kinn vor, was ihr einen störrischen Ausdruck verlieh, und fügte entschieden hinzu: »Nein, tut mir leid. Du bist mein liebster Freund, und ich werde dir nicht auch noch behilflich sein, weiter in dein Unglück zu rennen, wie du es offenbar vorhast. Vergiss sie endlich! «
In seiner unsäglichen Enttäuschung darüber, dass sie ihn mattgesetzt hatte, warf er beide Hände in die Luft. »Na schön!
Du hast gewonnen! Dann werde ich mich eben darauf beschränken, meine Sorgen zu ertränken, solange wir hier sind. Ich bin sicher, dass Ohr, der ja ganz deiner Meinung ist, mir zumindest dabei zur Seite stehen wird.« Mit diesen Worten war er zurück zur Kutsche marschiert.
Er hatte beschlossen, sich wegen dieses Themas nicht mehr mit ihr zu streiten. Dann würde er eben selbst einen Weg finden müssen, um Georgina wiederzusehen. Wie sich herausstellte, war das Glück ihm dabei hold.
»Wie bist du überhaupt so schnell an Abendkleidung gekommen? «, wollte Gabrielle nun wissen, während sie seine vornehme Aufmachung wütend von oben bis unten musterte. »Wir sind doch erst vor zwei Tagen eingetroffen. Ich dachte, deine alten Sachen passen dir nicht mehr.«
»Tun sie auch nicht. Aber ich kenne einen guten Schneider in St. Kitts, dessen Dienste ich schon seit Jahren in Anspruch nehme, und ich wollte auf dieser Reise für alles gerüstet sein.«
»Du bist dafür gerüstet, zu sterben! Mein Gott, ich kann einfach nicht glauben, dass du dich mit ihm in einem Raum aufhältst!«
»Du machst aus einer Mücke einen Elefanten, Gabby. Er wird mich nicht umbringen, bloß weil ich einen Blick auf sie werfe.«
»Seine wüste Drohung lautete, er würde dich umbringen, wenn du dich auch nur in ihre Nähe wagst. Bei jedem anderen Mann brauchte man ein solches Versprechen vielleicht nicht so ernst zu nehmen, in seinem Fall aber schon . Wie hast du überhaupt von diesem Ball erfahren?«
» Du hättest mir davon erzählen sollen!«
Sein vorwurfsvoller Ton ließ sie noch grimmiger dreinblicken. »Nein, hätte ich nicht, und genau aus diesem Grund habe ich es auch nicht getan. Also, wie ?«
Er seufzte, weil sie so hartnäckig war. »Das Hotel, vor dem
ihr uns abgesetzt habt – übrigens eines der besten der Stadt, dafür vielen Dank –, hält für seine Gäste mehrere Kutschen bereit. Eine davon habe ich gestern gemietet und dem Fahrer sogar den Rest des Tages freigegeben, nachdem er das Fahrzeug gegenüber von Georginas Behausung abgestellt hatte. Ich bin den ganzen Tag in der Kutsche gesessen, in der Hoffnung, ich könnte vielleicht einen Blick, und sei es ein noch so kurzer, auf sie erhaschen, falls sie zufällig das Haus verlassen sollte. Was sie jedoch nicht tat.«
»Immerhin hat sie Gäste, da liegt es doch auf der Hand, dass sie das Haus nicht verlässt. Aber das erklärt noch immer nicht, wie du erfahren hast, dass dieser Ball stattfindet, und wo.«
»Nachdem ich mich den Großteil des Tages in der Kutsche versteckt hatte, spazierten zwei Damen aus der Gegend vorbei und kamen just in dem Moment auf den Ball zu sprechen – vermutlich, weil das Haus der Malorys direkt gegenüberlag. Ich wäre in meinem Bemühen, jedes Wort ihrer Unterhaltung mitzubekommen, beinahe aus der Kutsche gefallen.«
Nun war es an Gabrielle, zu seufzen. »Du besitzt für gewöhnlich doch einen gesunden Menschenverstand – außer, es geht um sie . Dann kommt er dir gänzlich abhanden. Nun erzähl mir noch, wie du dir hier Zutritt verschafft hast, ohne im Besitz einer Einladung zu sein!«
Plötzlich grinste Richard breit, denn bei dieser Gelegenheit hatte er daran denken müssen, was für ein Satansbraten er gewesen war, als er damals alles Erdenkliche unternommen hatte, um seinen Vater dazu zu bringen, ihn zu enterben. Leider
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