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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Mann küsste, der eine andere liebte – ganz im Gegenteil: Er schien in diesen intimen Akt genauso versunken wie sie. Er hatte einen Arm um ihre Schultern und den anderen um ihre Taille gelegt und zog sie nun immer näher zu sich heran, bis zwischen ihnen kein Raum mehr existierte, der auf eine züchtige Umarmung hingedeutet hätte, nein, ganz und gar nicht. Wobei sie nicht vergessen durfte, dass er ja den Kuss eines verheirateten Paars vortäuschen wollte. Vermutlich gingen in diesem Moment also keineswegs die Gefühle mit ihm durch, sondern er betrachtete das Ganze tatsächlich nur als eine List, um James Malory zu täuschen.
    Trotzdem vergaß sie diese Tatsache sofort wieder, denn für sie war es eine sehr reale und höchst aufregende Erfahrung. Wer hätte gedacht, dass ein Kuss so viel mehr beinhaltete als nur die Berührung zweier Lippenpaare? Auch die Umarmung spielte dabei eine entscheidende Rolle. Das erregende Gefühl, seine Arme zu spüren und an eine so harte männliche Brust gepresst zu werden. Das Kitzeln des schmalen Bartes über seiner Oberlippe, der ihr dadurch einen interessanten Schauder bescherte. Seine raue Zunge, die vergeblich versucht hatte, sich zwischen ihre Lippen zu drängen, weil sie nicht wusste, dass dies eine Variante des Küssens bildete. Hinzu kamen ein angenehmes Kribbeln im Bauch und die Tatsache, dass ihr allmählich die Knie weich wurden, wodurch sie gezwungen war, sich noch fester an ihn zu drücken.

    »Das ist wirklich sehr nett von Ihnen. Ein, zwei Augenblicke noch, dann müsste es reichen.«
    Er sagte das ganz nahe an ihren Lippen und setzte den Kuss unverzüglich fort. Dennoch empfand sie es als kalte Dusche, auf diese Weise daran erinnert zu werden, dass ihr erster Kuss im Grunde kein echter, sondern nur für jemand anders vorgetäuscht war. Das holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück, sodass der angenehme Zustand von Benommenheit, der sie für eine Weile zum Schweben gebracht hatte, bereits nachließ, ehe ihr Gegenüber die Umarmung löste und den kurzen Augenblick der Intimität beendete.
    »Ein bisschen spät, ich weiß«, erklärte er in munterem Ton, die Lippen zu einem halben Grinsen verzogen, »aber gestatten Sie mir, mich vorzustellen. Ich bin Jean Paul und stehe für immer in Ihrer Schuld.«
    Sein Grinsen gefiel ihr so gut, dass es ihr regelrecht den Atem raubte. Gerade erst hatte sie diese Lippen gekostet! Mittlerweile war sie derart fasziniert von seinem Mund, dass sie ihren Blick gar nicht mehr von ihm abwenden konnte.
    »Starrt Malory immer noch in meine Richtung?«
    Sie musste ein paarmal tief durchatmen, um sich auf Jean Pauls Worte konzentrieren zu können. »Ich sehe jetzt besser nicht zu ihm hinüber«, entgegnete sie. »Er ist schließlich nicht dumm. Bestimmt weiß er, dass wir über ihn reden.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Ich heiße übrigens Julia.«
    Überrascht stellte sie fest, wie schüchtern ihre Stimme dabei klang. Warum nur? Seit wann war sie schüchtern? Dieser Mann besaß eine seltsame Wirkung auf sie. Lag das nur daran, dass er ihr ihren ersten Kuss beschert hatte?
    »Das ist auf beiden Seiten des Ozeans ein sehr hübscher Name«, stellte er fest.
    »Wo auf der anderen Seite waren Sie denn schon überall?«
    »Ich bin nur zu Besuch in England – mit Freunden.«
    Ihr entging nicht, dass er ihr die Antwort auf ihre Frage schuldig blieb, aber vielleicht geschah das nicht mit Absicht. »Sie leben also nicht hier?«
    »Nein.«
    »Aber Sie klingen so englisch.«
    Er lachte. »Ich gebe mir die größte Mühe, chérie .«
    »Oh.« Es war ihr peinlich, dass sie nicht mehr an den Akzent gedacht hatte, der bei ihm einmal mehr, einmal weniger durchklang. Um sicherzugehen, dass sie ihn richtig verstanden hatte – immerhin konnte er ja auch ein Engländer sein, der in Frankreich aufgewachsen war –, hakte sie nach: »Sie sind also Franzose?«
    »Wie schön, dass Ihnen das auch schon aufgefallen ist!«
    Was für eine seltsame Bemerkung! Ihr ging durch den Kopf, dass er zwar einerseits die englische Sprache perfekt zu beherrschen schien, andererseits aber vielleicht doch nicht immer die richtigen Worte fand, was dann wohl zu kleineren Verwirrungen führen konnte.
    Nun, da sie ihm – mit welchem Ergebnis auch immer – diesen Gefallen getan hatte, war es wohl an der Zeit, zu Carol zurückzukehren, doch zu ihrer eigenen Überraschung widerstrebte es ihr, sich von ihm zu verabschieden. Außerdem wurde ihr, wenn auch mit einiger Verspätung, bewusst,

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