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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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überlegte es sich auch nie wieder anders. Sechs Monate später kam Richard dann nach London, um stattdessen sie zu besuchen. Es war zu früh. Der Schrecken des letzten Besuchs war noch nicht verblasst. Nie wieder würde sie sich mit Richard unterhalten oder gar versuchen, sich mit ihm anzufreunden. Sie empfand nur noch eine abgrundtiefe Verachtung für ihn.
    Trotzdem kam er immer wieder nach London. Sein Vater zwang ihn dazu. Richard brachte sogar seinen Hund mit und
benutzte das Tier als Vorwand, um die meiste Zeit im Park statt bei ihr verbringen zu können. Was sich als Segen erwies, denn mit jedem seiner Besuche wuchs die Feindseligkeit zwischen den beiden jungen Leuten.
    Jedes Mal, wenn sie miteinander allein waren, startete Julia sofort irgendeinen bösartigen Angriff auf ihn. Immerhin hatte sie es nur ihm zu verdanken, dass sie nun unter Höhenangst litt. Er aber genoss stets den Vorteil, dass er stärker war als sie, sodass ihre Attacken meist zu nichts führten. Ganz im Gegenteil: Er lachte sie nur aus und hielt sie mit seinen langen Armen von sich weg, wodurch sie noch wütender wurde. Machte er aber doch einmal den Fehler, sie nahe genug an sich heranzulassen, reagierte sie stets sehr schnell und bösartig. Jawohl, bösartig, und sie schämte sich nicht einmal dafür. Er verdiente es nicht anders!
    Sie biss ihm ins Bein, bis sie Blut schmeckte, und freute sich auch noch darüber. Zur Strafe sperrte er sie einen ganzen Tag auf ihrem eigenen Dachboden ein, wo niemand ihre Schreie hörte! Er hatte gewartet, bis die Hausmädchen, die sie vielleicht gehört hätten, mit dem Saubermachen der oberen Räume fertig waren. Als er Julia schließlich wieder herausließ, besaß er auch noch die Frechheit, ihr zu erzählen, er wäre draußen im Park gewesen, wo sein Hund ihn derart in Anspruch nahm, dass er überhaupt nicht mehr an sie gedacht hätte.
    Sie wusste inzwischen nicht mehr, weshalb sie sich bei jenem späteren Besuch – seinem letzten, wie sich bald herausstellen sollte – in die Haare geraten waren, doch statt seine Gegnerin wie sonst mit ausgestreckten Armen von sich wegzuhalten, hatte Richard sie vor lauter Wut einfach über seine Schulter geworfen und war losmarschiert. Sie wusste nicht, wohin er mit ihr wollte, konnte sich aber noch gut an den Tag auf dem Dachboden erinnern, sodass sie sich mit aller Macht
aufbäumte und ihm ins Ohr biss. Nachdem er viel stärker war, blieb ihr nicht viel anderes übrig, als ihn zu beißen, wenn sie ihn verletzen wollte – und sie wollte ihn verletzen! Sofort ließ er sie los.
    »Wenn du mich noch ein einziges Mal dazu bringst, zu bluten, bringe ich dich um, das schwöre ich dir!«, schrie er sie an.
    Obwohl sie so unglücklich auf dem Boden gelandet war, dass sie sich den Knöchel verstaucht hatte, empfand sie vor lauter Wut keinen Schmerz. »Nicht, wenn ich dir zuvorkomme! Und glaub mir, das werde ich, wenn du mir jemals wieder unter die Augen trittst!«
    Sie war damals zehn gewesen, er fünfzehn. Zwei Jahre später hatte ihre Mutter ihr erzählt, dass er England verlassen hatte. Wie froh sie darüber gewesen war! Bis sie herausfand, dass der Graf sich immer noch weigerte, den Heiratsvertrag zu zerreißen. Er war zuversichtlich, dass Richard wieder nach Hause kommen würde. Zu jenem Zeitpunkt war sie erst zwölf Jahre alt gewesen, also noch längst nicht im heiratsfähigen Alter. Doch selbst, als sie achtzehn wurde, wollte der Graf den Vertrag nicht lösen – wahrscheinlich, weil er sich immer noch darüber ärgerte, dass es ihm nicht gelungen war, nach dem Unfall ihres Vaters die Vormundschaft über sie zu bekommen. Gott sei Dank hatten ihre Anwälte diesen Versuch des Grafen abgeschmettert, weil er den ihr versprochenen Bräutigam nicht vorweisen konnte.
    Julias Erinnerungen an Richard waren so schrecklich, dass sie alles, was ihn betraf, lange Zeit völlig verdrängt hatte – weshalb es kein Wunder war, dass sie ihn nicht sofort wiedererkannt hatte. Nun aber erinnerte sie sich wieder ganz deutlich, und sie begriff, dass jede einzelne ihrer Begegnungen mit einem Kampf geendet hatte.
    Ihre Eltern hätten sie einander nicht schon in so jungen Jahren vorstellen sollen. Hätten sie damit länger gewartet, wäre
Richard vielleicht schon reifer gewesen und hätte sie nicht so gemein und herablassend behandelt. Ein paar Jahre mehr, und Julia wäre vielleicht in der Lage gewesen, sich zu beherrschen, statt derart wütend auf seine Grobheiten zu reagieren.
    Was für

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