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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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noch mehr Schaden anrichtete. Vorausgesetzt, es gelang ihr überhaupt, ihn zu finden.
    Am liebsten wäre sie auf der Stelle losgeritten, besaß dann aber doch genug Geistesgegenwart, um zu begreifen, dass sie nicht mitten in der Nacht mutterseelenallein die Landstraßen entlanggaloppieren konnte. Mit seinen Verletzungen war Richard bestimmt nicht so schnell wie sie. Also ließ sie ihrem Cousin Raymond die Nachricht zukommen, dass sie ihn als Begleiter für einen kurzen Ausflug aufs Land brauchte.
    Sie brachen bereits im Morgengrauen auf, und zwar tatsächlich hoch zu Ross, weil es sich dabei um die schnellste Art des Reisens handelte. Das war auch der Grund, warum Julia statt eines Lakaien lieber Raymond mitnahm: Bei ihm konnte sie wenigstens sicher sein, dass er genauso gut ritt wie sie. Obwohl man für die Strecke normalerweise anderthalb Tage brauchte, schafften sie es in der Hälfte der Zeit, weil Julia fünfmal haltmachte, um rasch frische, ausgeruhte Pferde zu mieten, sodass sie in ihrem halsbrecherischen Tempo weiterreiten konnten. Noch nie war sie eine so weite Strecke galoppiert.
Raymond beschwerte sich die ganze Zeit – ebenso wie Julias Rücken, der bereits völlig taub war, als sie schließlich ihr Ziel erreichten.
    Julias Angst aber hatte kaum nachgelassen. Sie hatte gehofft, Richard unterwegs zu treffen, was allerdings ziemlich unrealistisch war, nachdem sie an so vielen Kutschen einfach vorbeigaloppiert waren. Andererseits waren sie auch durch zahllose Städtchen und Dörfer gekommen, wo er möglicherweise in irgendeinem Gasthaus abgestiegen war. Julia konnte es sich nicht leisten, Zeit zu verschwenden, indem sie nach ihm suchte. Zumindest war sie dank ihrer Geschwindigkeit einigermaßen sicher, dass sie ihn mittlerweile überholt hatte. Weshalb sie nach ihrer Ankunft am Spätnachmittag nur kurz in Willow Woods vorbeizuschauen brauchte, um sich zu vergewissern, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Wenn sie Glück hatte, musste sie nicht einmal mit dem Grafen von Manford sprechen, sondern konnte einfach an der Zufahrt zu seinem Haus warten und Richard aufhalten, wenn er kam – egal, wie lange das dauerte.
    Allerdings würde sie eine Übernachtungsmöglichkeit für sich und Raymond finden müssen. Bis sie mit Richard alles geklärt hatte, war es bestimmt schon dunkel, und sie wollte auf keinen Fall in Willow Woods bleiben, und wäre es nur für eine Nacht. Ihr fiel der kleine Weiler ein, der von Willow Woods aus schneller zu erreichen war als die Stadt Manchester. Er lag an der gleichen Straße, im Grunde nur einen Katzensprung entfernt, und Julia wusste, dass es dort sogar ein Gasthaus gab.
    Ihre Familie war bei jedem ihrer Ausflüge in diese Ecke des Landes durch den kleinen Ort gekommen, und einmal hatte ihre Mutter sogar vorgeschlagen, dort kurz anzuhalten und sich ein wenig frisch zu machen, bevor sie Willow Woods erreichten. Damals hatte ihr Vater nur gelacht, doch in ihrer
gegenwärtigen Situation fand Julia die Idee gar nicht so schlecht, weil sie nach ihrem wilden Ritt über die ländlichen Straßen von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt war. Es hatte fast schon etwas Komisches, als sie versuchte, zumindest einen Teil davon loszuwerden, ehe sie das Gasthaus betrat, und dabei eine riesige Staubwolke produzierte. Raymond erklärte, sie sollte sich ruhig Zeit lassen, und verschwand in der Schenke nebenan.
    Julia hatte noch kaum einen Schritt durch die Tür getan, als sie mitten in der Bewegung erstarrte, weil ihr Blick auf den großen, orientalisch anmutenden Mann fiel, der gerade die Treppe herunterkam. Richards Begleiter. Wie hatte Gabrielle ihn genannt? Julia konnte sich nur daran erinnern, dass es ein sehr seltsamer Name gewesen war. Dass sie ihn hier antraf, bedeutete vermutlich, dass sie zu spät kam – oder gerade noch rechtzeitig. Ihr graute fast ein wenig davor, herauszufinden, welche von beiden Möglichkeiten zutraf.
    Auch er war bei ihrem Anblick stehen geblieben und wie ein unverrückbares Hindernis vor der besagten Treppe in Position gegangen. Sie fragte sich, was Richard ihm wohl über sie erzählt hatte. Wie er dort mit verschränkten Armen vor ihr stand, wirkte er nicht gerade sehr zugänglich.
    Sie marschierte trotzdem auf ihn zu und sprach aus, was ohnehin auf der Hand lag: »Von hier ist es nur noch ein Katzensprung bis Willow Woods. Bestimmt hat Richard sich schnurstracks nach Hause begeben.«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Dann ist er also hier?«
    Er hatte offenbar nicht

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